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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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Es fiel ihm schwer, sich aufzuse t zen. Sein Rücken fühlte sich starr an, seine Muskeln waren völlig verkrampft. Für einen Moment fragte er sich, ob der Lärm, den er durch seinen Sturz verursacht hatte, Richards und Mason aufgefallen war.
    Er lauschte.
    Vor der geschlossenen Tür blieb es still wie in einem Grab.
    Er saß auf dem Tisch des Labors, in dem Kruger und Simon den ominösen Stein gefunden hatten. Der Puppentorso balancierte wie eine Waagschale an der Tischkante. Norton gab ihm einen Stoß und das misshandelte Stück Kunststoff knallte mit einem hohlen Laut auf den Boden.
    Trotz der Wucht, mit der Norton auf die Tischplatte gekracht war, hatte das Artefakt nicht einmal seine Position verändert. Der Phonit wirkte anders. Als Yui Okada erklärt hatte, was es mit dem Stein auf sich habe, hatte ihn das nicht sonderlich interessiert. Er hatte auf sie geachtet und sich gefragt, wie sie es wohl am liebsten mochte. Doch nun zog ihn der Stein wie ein Magnet an. Die Rune leuchtete ihm wie ein goldenes Band entgegen, auf dem sich die Sonnenstrahlen brachen.
    Hass.
    Jeffrey Norton wunderte sich, dass ihm die Bedeutung des Zeichens gelä u fig war. Er hatte sich noch nie mit solchen Dingen beschäftigt. Ob dies mit dem Luftstoß aus dem leeren Tank in Verbindung stand? Er fühlte sich sei t dem anders. Kräftiger. Er nahm in sich etwas wahr, das einer dunklen, w a bernden Wolke glich, die in seiner Brust schwebte. Nicht unangenehm, aber fremd.
    Norton begutachtete den Stein wie ein Feinschmecker eine edel zubereitete Speise. Die grünliche Oberfläche besaß eine sinnliche Ausstrahlung. Er legte seine Handflächen auf die unebene Struktur, als würde er den Körper einer nackten Frau berühren.
    Mit einem Schrei ließ er den Stein wieder los. Schweiß klebte auf seiner Stirn. Er atmete schwer. Als er den Kultgegenstand berührt hatte, waren in rasanter Folge unheimliche Bilder durch sein Hirn geschossen. Al b trau m hafte Bilder. Abgehackte, teils verweste Köpfe, die auf Spießen steckten. Herunte r tropfendes Blut. Feuer. Kreischende Menschen mit grässlich verzerrten G e sichtern. Die Station. Der Gang von Deck Zwei, die Wände mit Kot und Blut beschmiert, und Eingeweide, die wie Girlanden von der Decke hingen. Und mehr. Norton wischte sich mit dem Ärmel seines Anoraks den Schweiß von der Stirn. Sein Herz raste wie ein Presslufthammer. Sein Mund verzog sich zu einem geisteskranken Grinsen.
    Er fühlte sich wie neugeboren.

    *
    Sam Richards konnte man die Enttäuschung ansehen. Jeffrey Norton blieb verschwunden. Zusammen mit Mason hatte er Deck Eins unter die Lupe genommen, den Konstrukteur aber nicht gefunden.
    Auf Deck Zwei hatten sie die Mannschaftsräume durchsucht. Ohne ein E r gebnis.
    Nun standen sie in einem der beiden Gemeinschaftsräume, dessen Mitte eine grüne Tischtennisplatte einnahm. Richards legte seinen Kopf in den Nacken und drehte ihn nach links und rechts, um seine Muskeln zu entspa n nen. Wie angewurzelt blieb er in dieser Position stehen.
    „Was ist? Hexenschuss?“, spottete Mason.
    „Nenne es lieber eine Erleuchtung.“
    „Eine Idee? Von dir?“
    Richards, der wusste, dass Mason seine Bemerkungen nicht ernst meinte, zeigte mit seiner rechten Hand an die Decke. „Ein Lüftungsschacht.“
    „Und? Was ist damit?“
    „Wenn sich einer in dieser verfluchten Station auskennt, dann wohl No r ton. Ich wette, er kriecht da drinnen herum und lacht sich halb kaputt, weil wir ihn nicht finden.“
    Peter Mason schnaufte. „Lüftungsschächte. Er kann sich genauso gut zw i schen den Doppelwänden der Stationshülle aufhalten. Um es kurz zu m a chen: E r könnte überall sein.“
    Richards lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. „Wieso musst du mir immer meine Hoffnung vermiesen?“
    „Es ist nun einmal eine Tatsache, dass Norton die Station entworfen hat. Wahrscheinlich hat er sogar ein paar Geheimverstecke eingebaut. Daher habe ich keine Lust, mich durch sämtliche Lüftungsschächte zu zwängen, nur um danach herauszufinden, dass er sich ganz woanders aufhält.“
    Nach einer kurzen Pause meinte Richards: „Egal, wo er sich aufhält, i r gendwann wird er wie jeder andere Hunger bekommen. Früher oder später wird er einen der Lagerräume oder die Messe aufsuchen. Wir sollten also auf Deck Zwei bleiben.“
    „Und wenn er seine Wunde neu verbinden möchte?“
    Richards nickte. In der Krankenstation hatte Norton einen der Medizi n schränke völlig durcheinandergebracht. Auf dem Boden

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