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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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Zimmers blieb offen. Yui hatte keine Erklärung d a für, weswegen ausgerechnet ihre vier Wände von dieser Heimsuchung ve r schont blieben.
    Maggie stand mitten im Zimmer und erwiderte Yuis Blick mit weit aufgeri s senen Augen. Sie brachte kein einziges Wort heraus.
    „Es wird gleich vorbei sein“, versuchte sie die Ärztin zu beruhigen. „Die zunehmende Kälte ist ein Indiz, dass die Energie gleich verbraucht ist.“
    Mit einem lauten Knall fiel die Tür ihres Zimmers ins Schloss.
    „Was ist das jetzt schon wieder?“, quiekte Maggie.
    Yui griff nach der Türklinke, fuhr aber sogleich zurück. Das Metall ve r strömte eine enorme Hitze. „Wir sind eingeschlossen.“
    Sie holte ihre Mütze, die auf dem Schreibtisch lag, legte sie zusammen und drückte damit erneut auf die Klinke. Die Tür ließ sich jedoch nicht öffnen.
    Maggie trat neben sie, um ihr zu helfen. Doch auch zu zweit gelang es ihnen nicht, die Klinke hinunterzudrücken.
    Draußen ging der Krach unvermindert weiter.
    Verzweifelt ließen Yui und Maggie von dem heißen Metall ab.
    „Ich nehme an, du hast so etwas schon einmal erlebt, nicht wahr?“
    Yui betrachtete ihre Mütze wie einen verloren geglaubten Gegenstand. „Aber nicht mit dieser Intensität.“
    „Kann eine solche Kraft durch eine … eine Konvergenzneurose zustande kommen?“
    „Mit Sicherheit nicht. Die Energie muss ihre Quelle woanders haben.“
    „In dem Objekt?“
    „Ich weiß es nicht, Maggie.“
    Die Ärztin achtete nicht auf ihre Antwort. Regungslos starrte sie an die D e cke.
    Yui folgte ihrem Blick. Direkt über ihnen befand sich das rechteckige Gitter eines Lüftungsschachts.
    „Da drinnen ist etwas“, flüsterte Maggie.
    Yui näherte sich ihr und betrachtete die Öffnung. Sie schrak zurück, als sie hinter dem Gitter eine schattenhafte Bewegung wahrnahm.

    *
    Die Türen schleuderten wie todbringende Geschosse quer durch den Flur. Sie knallten gegen Wände oder die Decke, bevor sie wie weggeworfene Hol z bretter liegen blieben.
    Chad konnte sich noch gut an einen Vorfall in London erinnern. Zusa m men mit Kollegen des dortigen Instituts für Parapsychologie hatten sie ein Haus untersucht, in dem öfter ein Poltergeist sein Unwesen treiben sollte. Die Phänomene hatten meistens in der Nacht begonnen, kurz nach zwei Uhr. Den Anfang nahm ein Tisch im Esszimmer, der zu schwanken begann. Dem folgten herumrutschende Stühle. Schließlich begannen im ganzen Gebäude, die Türen auf- und zuzuschlagen. Die Kraft, die dahinter steckte, konnte nicht einmal ansatzweise mit derjenigen verglichen werden, die direkt vor seinen Augen in Erscheinung trat. Damals hatten sie als Quelle der Energie eine junge, russische Haushaltshilfe ausgemacht, die unter starken Ängsten litt. Der Mann, dem das Haus gehörte, hatte anscheinend mehrfach versucht, sie zu vergewaltigen. Aus Angst vor Rache hatte die Frau den Mann weder angezeigt, noch hatte sie gewagt, die Flucht zu ergreifen.
    Die Kraft, die hier vor seinen Augen freigesetzt wurde, konnte nicht von einem Menschen ausgehen. Durch Psychokinese hervorgerufene Poltergeister er r eichten nicht eine Intensität dieses Ausmaßes. Er hatte gesehen, wie Yui und Maggie sich gerade noch rechtzeitig vor einer herumwirbelnden Tür in Sicherheit gebracht hatten. Hätten sie zu spät reagiert, hätte die Wucht der Tür sie erschlagen. Bisher hatte Chad noch nie davon gehört, dass Me n schen durch Poltergeistphänomene ums Leben gekommen waren. Bisher hatte er solche Zwischenfälle als Ammenmärchen betrachtet, die durch diverse Ho r rorfilme Verbreitung fanden. Die Gewalt, mit der das Phänomen in KOR in Erscheinung trat, revidierte seine Meinung.
    „Es hört auf“, bemerkte Arnold.
    Der Lärm und die damit einhergehenden Ereignisse ließen nach. Eine der Türen hing nur mehr an einer Angel. Sie bewegte sich wie ein offenes Schott auf einem schwankenden Schiff, bevor sie ganz zur Ruhe kam und schief in den Gang hinausragte.
    Die Temperatur stieg spürbar an.
    „Wow “, sagte Richards.
    „Exakt meine Meinung“, gab Chad zurück.
    John Arnold musterte beide. „Ein Herz und eine Seele.“
    Chad gab ihm einen leichten Stoß. „Sehen wir nach den beiden Frauen.“
    Der Gang vermittelte den Eindruck , als wäre darin eine Bombe explodiert. Das Trümmerfeld aus herausgerissenen Türen und verbogenen Scharnieren brachte in Chad erneut die ungeheure Kraft des Phänomens zu Bewusstsein.
    Arnold deutete auf die leeren Türrahmen. „An Privatsphäre ist

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