KOR (German Edition)
ihm keine Veränderung bemerkt?“
Steele ließ ihn los. „Dieses Ding steht genauso da wie zuvor.“
Simon betrachtete verwirrt das Objekt. Die baumartige Struktur hatte sich in der Tat nicht verändert. Aber was hatten diese entsetzlichen Visionen zu bedeuten? Vor ein paar Stunden hatte er diese blutige Masse im Fahrstuhl gesehen. Und jetzt diese höllische Halluzination. Konnte es an dem Duft liegen, den der Baum weiterhin ausströmte? Gab es darin eine chemische Zusammensetzung, die zu Wahnvorstellungen führte?
Simon konnte seinen Blick nicht von dem Baum abwenden. „Was bist du?“ Er fühlte sich von der plötzlichen Heimsuchung geschwächt. Seine Kleidung klebte feucht an seinem Körper. Er spürte, dass die Temperatur etwas höher lag als zuvor. Das Thermometer zeigte fünfzehn Grad über n ull . Simon lief zur Wärmebildkamera. Noch immer wies nichts auf eine Wärmequelle in dem Objekt hin.
Simon wandte sich an den Soldaten. „Rufen Sie lieber Richards. Sagen Sie ihm, alle sollen sofort hierher kommen.“
Steele betätigte sein Headset. „Richards? Kannst du mich hören?“ Aus dem Kopfhörer drang ein monotones Rauschen. „Richards!“ Es erfolgte keine Antwort. Steele klopfte gegen das Gerät, als könnte dies die Störung beheben. O hne Ergebnis. „Dieses blöde Ding funktioniert nicht.“
„Dann gehen Sie hoch und teilen es Chad Kruger und den anderen persö n lich mit.“
Steele stand da wie angewurzelt.
„Worauf warten Sie noch?“
Nur zögerlich setzte sich der Soldat in Bewegung.
Simon fühlte, dass er Angst hatte, allein durch die Station zu gehen. Die S a che mit Wilson musste ihm tief in den Knochen stecken. „Und beeilen Sie sich.“
Steele ging schneller und passierte das Tor.
Simon wischte sich die schweißnassen Haare aus der Stirn. Der Geruch i n tensivierte sich. Er breitete sich wie eine dichter werdende Wolke aus und erinnerte an einen Haufen verwelkter Blumenkränze.
Die Temperatur erhöhte sich um ein weiteres Grad. Wenn dieses Ding mit der Station in Verbindung stand, musste es gerade eine Menge Energie dahin abführen.
Was hatte es vor?
*
Zwei der Untoten versperrten ihnen den Weg zum Ausgang. Einer bewachte den Zugang zur Küche. Der Vierte wartete am gegenüberliegenden Ende des Saales.
Yui konnte nicht einschätzen, wie schnell diese Wesen waren. Sie schlurften nicht wie triviale Filmzombies herum. Von einer übertriebenen Schnelligkeit konnte allerdings auch nicht die Rede sein. Ihre Fortbewegung glich eher dem Watscheln von Schimpansen, wenn sie sich bemühten, auf zwei Beinen zu gehen. Ihre Knie waren stets gebeugt. Dadurch wirkten ihre aufrechten Oberkörper überproportional groß.
Da der Ausgang von zwei Untoten versperrt war, blieb nur noch der Weg in die Küche. Wenn sie es in diesen Raum schafften, konnten sie von dort aus zurück in den Flur gelangen.
Nachdem Yui Maggie ihren Plan flüsternd mitgeteilt hatte, fragte sie: „Was hältst du davon?“
Die Ärztin klammerte sich an Yui fest, als könnte sie ohne ihre Hilfe nicht aufrecht stehen bleiben. Beinahe teilnahmslos erwiderte sie: „Um in die K ü che zu gelangen, müssen wir uns nur mit einen von denen anlegen. Aber ohne Waffe?“
„Das müssen wir in Kauf nehmen. Bist du bereit?“
„Nicht im Mindesten. Diese lebenden Leichen machen mir Angst.“
„Dann bringen wir unsere Aktion am besten schnell hinter uns.“
„Wie sollen wir an diesem Kerl überhaupt vorbei?“, wollte Maggie wissen.
Die weibliche Gestalt, die die Küche bewachte, ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Ihre ganze Konzentration bezog sich auf Yuis und Maggies Ge s tik und Mimik. Wie würde die verunstaltete Frau reagieren, wenn sie an ihr vorbei rannten? Würde sie sich nach rechts oder nach links werfen? Würde sie mit ihrem Messer nach ihnen stoßen oder würde sie ihnen einfach z u schauen, da sie entweder zu dumm oder zu überrascht war?
„Wir laufen getrennt an ihr vorbei“, entschied Yui. „Sie kann nicht gleic h zeitig in beide Richtungen stechen.“
„Aber wenn sie eine von uns erwischt?“
„Dann eilt die andere zu Hilfe.“
Maggie holte tief Luft.
Yui spannte ihre Muskeln an. Sie hoffte, dass ihr geschwollenes Bein sie nicht im Stich ließ. Es würde ihr Ende bedeuten, wenn sie direkt neben der Untoten stolperte oder zu Boden fiel. Sie sog die von den unheimlichen G e stalten verpestete Luft ein. „Los geht’s!“
Beide rannten auf die Frau zu, die ihre Position schlagartig
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