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KOR (German Edition)

KOR (German Edition)

Titel: KOR (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Pechmann
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körperliches geworden. Erst einzelne Küsse. Ihre Mutter hatte beide in Allans Arbeitszimmer erwischt. Sie hatte ganz ähnlich reagiert wie diese verfluchte Okada-Schlampe. Nachdem sich ihre Mutter die Pulsadern aufgeschnitten hatte, hatte sich Julia endlich frei gefühlt. Es gab keine Eife r sucht mehr, die sie quälte. Dann jedoch kam es zur Katastrophe, als sie und Allan von Kruger und seiner Assistentin ertappt worden waren. Es war schrecklich, geradezu demütigend gewesen. Die Liebe zu ihrem Vater hatte dies nicht verändert. Im Gegenteil, es hatte sie noch stärker zusammeng e bunden.
    Julia betrachtete ihr vom Würgen gerötetes Gesicht im Spiegel, als das Prasseln von Wasser durch den weiß gekachelten Raum hallte. Duschte j e mand? Aber wie konnte das sein? Ihre Augen verfinsterten sich. Etwa Okada zusammen mit dieser Lesbe?
    Den beiden würde sie es zeigen.
    Gegenüber den Waschbecken reihten sich die Toilettenkabinen. Sie betrat eine davon, zog eine Rolle Klopapier aus ihrer Halterung und tunkte sie in das Toilettenwasser. Sie würde es Okada in ihr ekelhaftes Maul stopfen.
    Julia durchquerte den Raum bis zum Durchgang, der zu den Gemei n schaftsduschen führte. Die Vorfreude auf ihr Vorhaben versickerte wie ein Regentropfen, der auf ein ausgetrocknetes Feld fiel.
    Aus den sechs Brauseköpfen spritzte Wasser auf den mit rauen Fliesen b e deckten Boden. Weder Yui Okada noch Maggie Hodge standen darunter. Mitten in dem Raum lag eine schrecklich zugerichtete Leiche, deren leere Augenhöhlen an die Decke starrten. Das Wasser aus den Duschen prasselte gegen ihren nackten, mit Schnittwunden verunstalteten Körper. Ihr dunkles Haar klebte wie ein Bündel schleimiger Algen auf den Kacheln.
    Julia fiel das nasse Toilettenpapier aus der Hand.
    A ls die glitschige Rolle den Boden berührte, drehte sich der Kopf der T o ten in ihre Richtung.
    Julia wich zurück. Wie konnte das sein? Auf welche Weise kam die Leiche hierher? Und wieso bewegte sie sich?
    Eine Hand berührte ihren Rücken.
    Julia erzitterte. Ihr ganzer Körper bebte, während sie sich umdrehte wie ein kleines Mädchen, das Angst vor der Strafe ihrer Eltern hatte. Ihre Augen weiteten sich.
    „Daddy?“
    Allan Whitehead hatte noch immer seine Hand ausgestreckt. Seine au s druckslose Miene verunsicherte sie. Sein rechtes Auge war nach innen g e dreht. Das linke schien sich direkt in ihre Seele zu bohren. Sein Hals war gezeichnet von einer tiefen Wunde, die an einen zweiten Mund erinnerte. Die Kleidung, die aus einem blutverschmierten Hemd und einer dunklen Hose bestand, hing schlaff an ihm herunter. Erst jetzt bemerkte sie den Stahlspieß in seiner rechten Hand.
    „Daddy, erkennst du mich denn nicht?“ Ihre Stimme glich einem kraftlosen Wimmern.
    Z wei bleiche Arme schlangen sich von hinten um ihre Brust. Eisige Wa s sertropfen träufelten in ihren Kragen.
    Allan hob seine rechte Hand.
    „Daddy“, jammerte Julia. „Ich liebe dich doch.“
    Der Stahlspieß bohrte sich in ihren Hals und durchdrang ihre Kehle. Sie verspürte keinen Schmerz, sondern nahm alles mit großem Erstaunen wahr. Sie bemerkte, wie sich ihr Pullover rot färbte. Ihr Vater zog den Spieß aus ihrem Körper und holte ein zweites Mal aus.
    Die bleichen Arme lösten sich von ihr.
    Julia sackte zusammen und blieb reglos liegen, während ihr Blut die weißen Fliesen rot färbte. Diesmal durchbohrte der Stahl ihr rechtes Auge und durchdrang ihren Schädel.
    *
    Simon warf sich zu Boden. Ein schrecklicher Krampf suchte ihn heim. Er glaubte, seine Muskeln würden jeden Augenblick zerreißen. Zugleich plagte ihn eine al b traumhafte Vision. Auf der felsigen Ebene lagen fürch t erlich z u gerichtete Leichen und abgetrennte Körperteile. An den Stahlwänden rann dunkles Blut in bizarren Linien herunter. Aus den Lautsprechern der Laptops drang en lautes Stöhnen und Schreien, während die Bildschirme orgiastische Szenen zeigten. Im Hintergrund ragte der Baum wie eine bizarre, mehrfingr i ge Knochenhand in die Höhe.
    Simon schrie vor Schmerz. Die Vision verschwand genauso schnell , wie sie erschienen war. Auf seiner Stirn klebte kalter Schweiß, aus seinem Mund tropfte schaumiger Speichel.
    „Was haben Sie?“ Steele rannte auf ihn zu und half ihm, aufzustehen.
    „Haben Sie nichts bemerkt?“, keuchte der Biologe, als hätte er kaum Kraft, weiterzuleben.
    „Vor einer Sekunde fielen Sie zu Boden und schrien wie am Spieß.“
    „Und der Baum?“
    „Was soll mit ihm sein?“
    „Haben Sie an

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