KORNAPFELGRUEN
erwiderte.
„Ich verstehe“, sagte die Agentur-Chefin und lächelte Fritzi an, ehe sie sich wieder direkt an Camilla wandte: „Unser Friedrich hier braucht dringend eine neue, aktuellere Fotomappe. Wie wäre es, wenn Sie mit ihm starten würden? Die Terminvereinbarung machen Sie beide unter sich aus, da mische ich mich nicht ein. Einzige Bedingung: die Mappe sollte spätestens in zehn Tagen fertig sein. Ich habe nämlich etwas für Friedrich im Auge. Und ich will ihn keineswegs mit seinen alten Fotos präsentieren.“
„Kein Problem!“, riefen Camilla und Fritzi wie aus einem Munde.
Die Agentur-Lady ließ einen raschen, prüfenden Blick zwischen beiden hin- und herwandern. Offenbar schien sie sich zu fragen, wie weit diese Bekanntschaft ging.
Camilla bemühte sich, möglichst unbefangen dreinzuschauen. Schließlich hatte sie nichts mit Fritzi und würde nie im Leben auch nur diese Möglichkeit ins Auge fassen.
Wohingegen Viktoria Winkler-Knoblauch durchaus an Fritzi „Friedrich“ als Mann interessiert sein konnte. Es war auf alle Fälle besser, als deutlich jüngere Frau hier sehr vorsichtig zu sein, sagte sich Camilla.
Auf keinen Fall wollte sie in den Augen der Lady als mögliche Rivalin erscheinen. Sie wollte lediglich diesen Job haben, und sonst gar nichts!
Sicheres Geld für sichere Aufträge, damit ließen sich dann eher unkalkulierbare Abenteuer wie diese Womanizer-Sache auch besser überstehen. Wenn man Glück hatte.
„Schön.“
Viktoria Winkler-Knoblauch nickte zufrieden – „Dann freue ich mich auf unsere hoffentlich erfolgreiche Zusammenarbeit.“ Sie stand auf und kam um den Schreibtisch herum, um Camilla die Hand zu reichen.
„Hätten Sie diesen Freitagnachmittag Zeit, um hier vorbeizuschauen, Frau Bergen? Ich möchte Sie gerne bei der Gelegenheit einigen unserer Models vorstellen, die dringend neue Fotos brauchen. Die Termine können Sie dann auch gleich vereinbaren.“
„Das lässt sich einrichten“, Camilla wandte sich zum Gehen. Es war klar, dass die Agentur-Chefin nun Fritzi unter vier Augen zu sprechen wünschte.
Sie war noch nicht ganz aus der Tür, da hörte Camilla Viktoria Winkler-Knoblauch sagen: „Also jetzt verstehe ich, warum Sie neulich so heftig dagegen protestiert haben, Werbung für dieses neue Potenzmittel zu machen, Friedrich. Bei der bildhübschen neuen jungen Freundin.“
Also doch!
Camilla beeilte sich, die Tür möglichst schnell und trotzdem lautlos zu schließen. Die Sache war ohnehin schon peinlich genug, da mussten die beiden da drinnen nicht auch noch bemerken, dass sie die letzte Bemerkung durchaus mitbekommen hatte.
Die Tür war glücklich zu, trotzdem drang Fritzis fröhliches Lachen nach draußen. Kurz darauf fiel die Lady in das Gelächter mit ein.
Camilla machte, dass sie raus auf die Straße und zu ihrem Wagen kam. Sie würde dem guten Fritzi bei der nächsten Gelegenheit wohl den Kopf waschen müssen!
Wenn er sich schon unbedingt als Gockel betätigen wollte, dann doch bitteschön bei Damen seiner eigenen Altersklasse ... Das würde sie ihm ganz deutlich flüstern, diesem Möchtegern-Womanizer im Westentaschenformat!
Himmel, hörte das bei manchen Männern denn nie auf?
Während sie den Motor anließ, fragte sich Camilla, was wohl bei ihrem eigenen Mann schiefgelaufen sein mochte. Der war erst Mitte Dreißig und schon so staubtrocken wie Fritzi es vermutlich noch nicht einmal mit achtzig sein würde.
Was, verflixt noch mal, machte den einen Mann zum lebenslangen Womanizer, und den anderen zum Technikfreak, der mit Vorliebe vor dem Computerbildschirm masturbierte und die eigene Frau bestenfalls als guten Kumpel ansah?
Oder sogar nur, und das war natürlich der schlimmere Fall, als Haushälterin und Mutterersatz? Daran konnten doch nicht allein personell unterbesetzte Hormongruppen schuld sein?!
Da musste einfach mehr dahinterstecken.
Camilla bugsierte den Wagen per „Touch-Out“ aus der Parklücke, während hinter ihr bereits der nächste Fahrer ungeduldig darauf wartete, sich hineinquetschen zu dürfen. Während sie Gas gab und die Fahrspur wechselte, um an der nächsten Ampel links abzubiegen, nahm sie sich vor, dem Phänomen des Womanizers auf die Spur zu kommen. Mit und ohne Kamera. Und wenn sie Jahre dafür brauchen sollte!
„Herr Kleeberg ist leider nicht im Hause. Und ich kann Ihnen auch nicht sagen, ob er heute noch einmal hereinschaut, Frau Bergen, tut mir Leid!“ versicherte eine hörbar genervte Elly nun
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