KORNAPFELGRUEN
schon zum dritten Mal.
Camilla seufzte. „Würden Sie ihm dann, bitte schön, etwas von mir ausrichten? Wenn Sie schon glauben, seine Handynummer nicht an mich weitergeben zu dürfen. Es ist wirklich wichtig und ...“
„Sicher, Frau Bergen, das ist mir klar. Sie können sich darauf verlassen, ich werde Herrn Kleeberg Ihre Nachricht wortgetreu übermitteln. Allerdings kann ich nicht versprechen, wann das sein wird. Möglicherweise bleibt Herr Kleeberg einige Tage der Firma fern.“
Das wurde ja immer schöner!
Da machte er erst Druck wie verrückt, schickte heiße Werbegeschenke vorbei – und dann drückte er sich?
„Also gut!“ Camilla seufzte noch einmal, um ihrer Sache Nachdruck zu verleihen und außerdem auszudrücken, wie überaus ungehalten sie über Daniel Kleebergs Abwesenheit war.
Die gute Elly würde sicher alles genauestens übermitteln.
„Sagen Sie Herrn Kleeberg, meine Antwort laute grundsätzlich ja. Und dann richten Sie ihm bitte noch folgende Frage aus“ – Camilla machte eine kurze Pause, um Elly Gelegenheit zu geben, alles zu notieren - „Herausfinden muss ich wohl alleine?“ – diese Frage war ihr eben erst erneut eingefallen, nachdem ihr Blick wieder einmal auf das PB-Nylon gefallen war, das immer noch auf dem Nachtkästchen herumlag.
Irgendwie hatte sie da soeben und urplötzlich der Teufel geritten, und jetzt war es eben heraus! Sollte Daniel ruhig denken, was er wollte – falls er überhaupt darüber nachdachte... „Herausfinden muss ich wohl alleine?“
Elly räusperte sich leise am anderen Ende der Leitung.
„Ich wiederhole, Frau Bergen! Erstens – Ihre Antwort lautet grundsätzlich Ja. Zweitens – hierbei handelt es sich um eine Frage an Herrn Kleeberg – `Herausfinden muss ich wohl alleine?`“
Falls die gute Elly sich an dieser Stelle leise wunderte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Das Mädchen hatte seinen Job tatsächlich gut im Griff, das musste man ihr lassen.
„Sehr gut“, bestätigte Camilla und unterdrückte ein Kichern, das sie in der Kehle kitzelte. „Und sobald er auftauchen sollte, kann er mich ja vielleicht anrufen, damit wir weitere Details der Herrenparfüm-Kampagne vereinbaren können. Ich möchte auch endlich über Geld mit ihm sprechen. Okay?“
„Ich habe verstanden“, erklärte Elly rasch, „Herr Kleeberg wird diese Nachricht auf seinem Schreibtisch finden. Sollte er mich irgendwann heute noch anrufen, übermittle ich sie ihm schon mal mündlich. Sie können sich darauf verlassen, Frau Bergen. Allerdings, ich muss noch einmal wiederholen, es ist eher zweifelhaft, ob Herr Kleeberg in allernächster Zeit auftauchen – ähm – hereinkommen wird.“
Auftauchen? Das wurde ja immer schöner!
Wohin mochte er wohl abgetaucht sein und dann auch noch so plötzlich, der Gute?
Camilla gefiel diese merkwürdige Geschichte gar nicht.
Wenn dieser Daniel Kleeberg so unzuverlässig war, wie um alles in der Welt wollte er dann eine seriöse Unternehmensberatung erfolgreich leiten? Was würden seine Kunden zu solch einem Geschäftsgebaren sagen?
„Vielen herzlichen Dank!“ sagte Camilla zu Elly, ehe sie den Hörer mit Nachdruck auflegte.
Alex hatte die ganze Zeit, während Camilla telefonierte, mit schräg gelegtem Kopf zugehört. Als sie ihn jetzt fixierte, begann er, auf seiner Sitzstange herum zu trippeln. Er warf den Kopf von einer Seite zur anderen, schließlich krähte er: „Blödmann!“
Camilla prustete los. „Sehr richtig, Alex. Dieser Daniel Kleeberg ist ein Blödmann. Ausnahmsweise muss ich dir einmal zustimmen.“
Sie ging in die Küche, griff sich aus dem Obstkorb einen Apfel und begann die Frucht mit einem Obstmesser zu zerteilen. Ein Viertel davon steckte sie Alex in den Käfig, der sofort zufrieden daran zu raspeln begann.
Ruth hatte Camilla extra Geld für frisches Obst zugesteckt, damit der liebe Alex auch seine Vitamine bekam.
Überhaupt Ruth!
Nächsten Sonntag würde sie aus Griechenland zurückkommen. Camilla hatte versprochen, sie vom Flughafen abzuholen, als Ruth heute Morgen angerufen hatte. Sie konnte ihren Sohn nicht erreichen. Ruth vermutete – wahrscheinlich zu Recht – dass Raoul derart mit seiner neuen Flamme beschäftigt war, dass er darüber alles andere schlichtweg vergaß.
Camilla hatte sich nichts anmerken lassen, insgeheim aber Sabina erneut verwünscht.
Warum konnte die sich nicht an Männer ihrer eigenen Altersgruppe halten?
Ruth war zwar keineswegs altmodisch, aber sie
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