KORNAPFELGRUEN
das in jeder Hinsicht! Immerhin kann er jetzt auch nicht mehr ins warme Ehebettchen hechten, nicht wahr?“
„Du verwettest eines Tages noch deine eigene Seele, weißt du das?“ – Camilla zog eine Grimasse.
„Wirklich, Sabina, du schätzt Daniel ganz falsch ein. Und von mir will der schon zweimal nichts. Ich von ihm übrigens auch nicht, außer gutbezahlten Aufträgen, natürlich.“
„Warten wir es ab“, sagte Sabina siegessicher. „Und spar schon mal schön fleißig für unseren Paris-Trip, ja?“
„Haha! Können wir jetzt vielleicht das Thema wechseln? Wie geht es dem lieben süßen Raoul denn so?“
Sofort begannen die Augen der Schwester zu leuchten.
„Dem geht es super, der hat derzeit ein äußerst ausgefülltes Sexleben. Und das neben seinem Training auf dem Rennplatz. Der Süße sprüht vor Lebensfreude. Und ich, ehrlich gesagt, ebenfalls. Zwar werden die dunklen Schatten unter meinen Äuglein zusehends tiefer mangels ausreichenden Nachtschlafes, aber ...“ – Sabina zwinkerte Camilla zu. „Wirklich, Mädchen, du solltest dir schleunigst einen anderen Mann suchen. Du weißt ja schon vermutlich gar nicht mehr, was du eigentlich versäumst. Wusstest du überhaupt, dass wir Frauen erst jenseits der Mitte Dreißig unsere volle Sexpower entfalten?“
Camilla seufzte und verdrehte genervt die Augen.
„Dank solch zweifelhafter Blätter wie der Mimi, bin sogar ich schon dahingehend aufgeklärt worden, vielen Dank! Ich muss allerdings sagen, mich langweilen Artikel dieser Art zu Tode. Und richtig daran glauben kann ich auch nicht.“
„Warten wir es einfach ab.“
Sabina schnipste mit zwei Fingern ihrer linken Hand übermütig in der Luft. „Und was die Mimi angeht, so solltest du vielleicht nicht so harsch urteilen. Immerhin zahlen wir nicht schlecht für deine gelegentlichen Fotoreportagen. Beiße nicht die Hand, die dich füttert, Zwilling.“
5
Fritzi hatte Camilla für den nächsten Tag zum Nachmittagskaffee in seine Wohnung eingeladen. Gegen Mittag überlegte sie es sich anders und rief ihn an.
„Es wäre mir lieber, wenn Sie zu mir kommen könnten. Ich erwarte einen wichtigen Anruf, und außerdem hüte ich zur Zeit den Papagei einer Freundin. Wenn Alex zuviel alleine ist, krakeelt er derart lautstark herum, dass das ganze Haus zittert.“
Der wichtige Anruf war zwar kaum zu erwarten, da Daniel ja im Baumhaus residierte, aber man konnte natürlich nie wissen! Und Alex wäre einfach mit einem großen Tuch über dem Käfig ruhig zu stellen, aber Camilla fühlte sich in den eigenen vier Wänden einfach (selbst-)sicherer.
Fritzi war immerhin ein Mann, auch wenn er seine aktivsten Zeiten vermutlich hinter sich hatte.
„Ich komme mit Vergnügen, wenn ich den Kuchen stiften darf. Ich habe gebacken, frischen Apfelkuchen.“
„Wow, Fritzi!“
Camilla war tatsächlich beeindruckt, sie brauchte es gar nicht vorzutäuschen. „Ich kann es kaum erwarten.“
Eine Stunde später stand er samt Kuchen auf der Matte.
Während Camilla in der Küche die Kaffeemaschine in Gang setzte, unterhielt sich Fritzi angeregt mit Alex.
Als Camilla mit der Kaffeekanne in der Hand ins Wohnzimmer zurückkam, hatten die beiden bereits Freundschaft geschlossen.
Die Käfigtür stand sperrangelweit offen, Alex thronte auf Fritzis rechter Schulter und knabberte hingebungsvoll an dessen Ohrläppchen.
Camilla blieb der Mund offenstehen.
Sie selbst hätte es niemals gewagt, das freche Federvieh aus dem Käfig zu holen. Sie wusste von Ruth, dass Alex schon mal beim Freigang dazu überging, Gardinen zu zerfetzen und Gläser und Vasen herunterzuschmeißen.
„Ein wunderschönes Tier, und so intelligent“, sagte Fritzi, „was der für Wörter kennt.“
„Sie dürfen es nicht persönlich nehmen, Fritzi. Alex kennt beinahe nur Schimpfwörter, die hat er von seinem früheren Besitzer gelernt“, flunkerte sie munter drauflos.
(Immerhin war Ruths Mann wohl so etwas wie Alex´ früherer Besitzer ... Und Sabina war überzeugt davon, dass der Papagei sämtliche unflätigen Wörter von Felix haben musste! Ruth war viel sanfter veranlagt und fluchte nie.)
Fritzi warf Camilla einen verwunderten Blick zu.
„Schimpfwörter? Er hat `Kitzel mich!` und `Popcorn` gesagt.“
„Wie bitte?“ Camilla fiel beinahe die Kaffeekanne aus der Hand.
„Sind Sie sicher? Er hat Sie nicht etwa mit `Drecksack` oder etwas ähnlich Charmantem bedacht?“
Fritzi lächelte milde. „Aber Camilla, sehen Sie doch selbst!
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