KORNAPFELGRUEN
Figur ist tadellos, und Sie wissen das auch. Wenn ich jünger und Sie nicht gebunden wären, dann ...“ – damit brach Fritzi ab und blickte direkt in ihre Augen.
Er lächelte so charmant und wehmütig zugleich, dass Camilla tatsächlich einen kurzen Moment lang Herzflimmern bekam.
Tja, dachte sie - Schade, dass du nicht jünger bist, lieber Fritzi! Einem Mann, der solche Apfelkuchen bäckt, dem könnte ich sicher auf Dauer nicht widerstehen.
Womit die nächste interessante Frage im Raum stand:
Muss ein Womanizer vielleicht am Ende auch noch kochen (und backen) können?
Fritzi selbst war es schließlich, der Camilla wieder in die Realität zurückholte. Er steckte Alex ohne Probleme zurück in den Käfig und wandte sich ihr zu: „Vergessen Sie nicht unseren Fototermin morgen nachmittags in der Agentur. Ich freue mich nämlich schon sehr darauf.“
„Ich auch, Fritzi, ich auch!“
Die Arbeit mit Fritzi war wirklich sehr angenehm.
Er besaß ein natürliches Talent, um vor einer Kamera zu posieren. Außerdem kannte er seine eigenen Schokoladenseiten, Camilla brauchte ihm kaum Anweisungen zu geben. Das sparte enorm Zeit und Nerven. Kein Wunder, dass Fritzi der Agenturchefin so lieb und teuer war. Er wurde überdurchschnittlich häufig gecastet, wie Camilla bereits wusste. Und brachte damit der Agentur eine schöne Stange Geld ein. Fritzi hatte sich hier wirklich eine zweite, späte, aber vor allem lukrative Karriere aufgebaut. Spaß hatte er auch dabei, das war offensichtlich. Seine Lebensfreude war geradezu ansteckend und machte einem Mut fürs eigene Alter, fand Camilla.
Mit Siebzig noch so rüstig und vor allem munter und glücklich zu sein, das hatte was! Die Eitelkeiten der jüngeren Jahre und das bloße Jagen nach dem Geld lagen hinter einem. Wenn man dies alles zusammen – wie Fritzi – zu genießen wusste, dann war man fein heraus.
„Sie sind bereits fertig?“ freute sich Viktoria Winkler-Knoblauch, als Camilla und Fritzi aus dem Fotostudio kamen. Sie bedachte Fritzi mit einem warmen Blick: „Na ja, bei Ihrem Naturtalent hat es ein Fotograf natürlich auch besonders leicht, mein lieber Friedrich.“
„Camilla ist ein Profi!“ versicherte Fritzi sofort.
„Oh, das bezweifle ich nicht.“ – Viktoria wandte sich jetzt an Camilla – „Aber Friedrich hat doch wirklich ein natürliches Feeling, wie man sich vor einer Kamera bewegen muss, oder etwa nicht?“
„Das hat er tatsächlich, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Und eine äußerst fotogene Ausstrahlung noch dazu.“
Fritzi lachte, ohne dabei groß geschmeichelt zu wirken. „Meine Damen, Sie wärmen das Herz eines alten Mannes, wissen Sie das? Ich fühle mich tatsächlich um zehn Jahre jünger.“ – Er brach ab, weil die Tür zu Viktorias Büro aufging und deren Sekretärin die Nase herein steckte.
„Frau Hofer ist hier. Sie sagt, Friedrich hätte sie heute Mittag im Büro angerufen und gemeint, sie könne auch heute gleich noch von der neuen Fotografin ...“
„Das ist richtig!“ rief Fritzi dazwischen, „mir war klar, was kommen würde, da dachte ich, es wäre doch eine gute Idee, Elly gleich noch mit dazu zu nehmen. Am Freitagnachmittag kann sie das Büro normalerweise früher verlassen.“
„Aber ja, das wäre wunderbar!“ rief Viktoria geradezu überschwänglich.
Sie warf Camilla einen fragenden Blick zu: „Sie haben doch noch Zeit, Frau Bergen? Da wäre noch eine Dame, die dringend für ein Casting neue und bessere Fotos bräuchte.“
„Sicher“, sagte Camilla rasch und fragte sich, wie viele Ellys es wohl in dieser Stadt noch geben mochte. Immerhin war der Name nicht mehr in Mode seit … Wie lange schon?
Zwei Minuten später wusste Camilla über die Namensfrage auch nicht mehr. Sie kannte weiterhin nur eine einzige Elly!
Eben diese Elly Hofer nämlich, die in Daniel Kleebergs Vorzimmer das Sagen hatte.
„Frau Bergen, das ist aber eine Überraschung!“ sagte Elly Hofer.
„Ja, das kann man wohl behaupten“, ergänzte Camilla wenig originell.
„Ihr beiden Hübschen kennt euch?“ rief Fritzi überflüssigerweise.
„Ja, ja, die Welt ist klein!“ rief Viktoria überschwänglich. „Nicht wahr, lieber Friedrich? Je älter man wird, desto klarer wird einem das.“
Camilla studierte währenddessen heimlich bereits Ellys Gesicht und die Frisur. Schließlich sollte sie die eher bieder wirkende Sekretärin in Kürze ablichten.
„Elly wird bei uns als der typische klassische Typ
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