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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Seil des Lastkrans war beinahe am Boden angelangt. Nur noch ein knapper Meter, dann konnten die Jäger ihre Beute einhängen. Die Zeit wurde knapp. Ray wirbelte seine Keule im Kreis, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, dann atmete er tief durch und rannte seinem Angreifer entgegen. Der Jäger nahm Verteidigungsstellung ein und hob seinen Schild. Ray täuschte einen Ausfall nach links vor, doch sein Widersacher hatte diese Aktion vorausgesehen. Er senkte seinen Schild und schlug zu. Die Klinge pfiff nur wenige Zentimeter von Rays Gesicht entfernt durch die Luft. Er taumelte zurück, stabilisierte sich wieder und ließ seinen primitiven Morgenstern auf den Schild krachen. Ein brennender Schmerz zuckte durch seine Schulter. Sein Arm fühlte sich an, als würde er langsam absterben. Wie oft würde er noch zuschlagen können? Dreimal, viermal?
    Mit einem hämischen Grinsen tänzelte sein Gegner um ihn herum. Es war klar, dass er auf Zeit spielte. Er versuchte, Ray zu einem Fehler zu verleiten, während seine Kumpane die Gefangenen abtransportierten.
    Noch einmal täuschte Ray einen Ausfall vor. Gelangweilt hob sein Gegner den Schild. Er wusste, was jetzt kommen würde. Doch Ray verfolgte eine andere Strategie. Er bremste den Schlag im letzten Moment ab, senkte seine Schulter und rammte den Krieger wie ein Footballspieler. Der Mann, dessen Sicht für einen Moment vom eigenen Schild behindert war, sah den Angriff nicht kommen. Mit einem überraschten Aufschrei taumelte er nach hinten. Doch auch Ray hatte Probleme. Er hatte so viel Kraft in den Stoß gelegt, dass er sich selbst nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er stolperte über seine eigenen Füße und fiel der Länge nach zu Boden. Ein furchtbarer Schmerz schoss durch seine linke Seite. Blitzschnell war der Jäger auf den Beinen. Ray drehte sich auf den Rücken und sah, wie er mit seinem Schwert ausholte. Er rollte zur Seite. Keinen Augenblick zu früh. Mit einem hässlichen Knirschen fraß sich der Stahl in die Erde. Ray holte mit seinen Beinen aus und zog dem Angreifer die Beine unter dem Leib weg. Schwer ächzend schlug der Jäger neben ihm auf den Boden. Ray mobilisierte seine letzten Reserven und warf sich auf den Mann. Sein massiger Körper presste dem Jäger die Luft aus der Lunge. Der Krieger wollte mit dem Schwert zuschlagen, doch Ray stemmte ihm das Knie auf den Arm. Er nahm das Hemd, schlang es dem Jäger um den Hals und zog die Schlinge zu. Seine Fluchtversuche halfen nichts. Rays Beinschere hielt ihn unerbittlich am Boden. Mit aller Kraft schnürte er den Hals des Mannes ab. Aus den kontrollierten Bewegungen wurden Zuckungen. Ray wandte den Blick ab. Die hervorquellenden Augen, die aufgeblähte blaue Zunge … es war ein Anblick, den man sich besser ersparte.
    Die Bewegungen seines Gegners erlahmten. Schließlich erstarben sie ganz. Keuchend stand Ray auf. Das Gras zu Füßen des Mannes war vollkommen zerwühlt. Seine Schuhe hatten sich zentimetertief ins Erdreich gegraben. Halb ohnmächtig taumelte Ray weiter. In seinem vernebelten Hirn existierte nur noch ein Gedanke:
Amy.
    Das Halteseil war mittlerweile unten angelangt und die beiden Jäger knüpften das Netz daran fest. Dann kletterten sie die Strickleiter empor. Das Seil spannte sich und hob das Bündel in die Luft. Ray packte das Schwert seines Gegners und eilte dem Schiff entgegen. Sein Atem ging flach. Der Schweiß strömte ihm übers Gesicht. Knappe dreißig Meter.
    »Halt!«
    Langsam stieg der Segler in die Höhe. Ray mobilisierte seine letzten Reserven und rannte, wie er noch nie zuvor gerannt war. Zehn Meter … fünf …
    Die Strickleiter, über die sich die verbliebenen Jäger an Bord gerettet hatten, schleifte noch über dem Boden – die letzte Verbindung zwischen ihm und dem flüchtenden Schiff. Er nahm Anlauf, doch gerade als er zupacken wollte, wurde die Leiter eingeholt. Nur wenige Zentimeter von seiner Hand entfernt, schoss sie in die Höhe.
    Er stolperte, landete hart auf dem Boden, rollte ab, überschlug sich und blieb dann auf dem Rücken liegen.
    Hoch über ihm drehte das Schiff ab und segelte mit seiner kostbaren Last in den feurigen Nachmittagshimmel.

50
    R ichard Mogabe fuhr erschrocken hoch. Eine Windbö drückte gegen das Zelt. Sie war so heftig, dass man glauben konnte, sie wolle es aus seiner Verankerung heben.
    Er stand auf und ging zum Eingang.
    Draußen war die Hölle los. Die Wolkenbank, die vor einer halben Stunde von Westen herangezogen war, hatte den

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