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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ihnen eintreffen, als wäre es helllichter Tag.«
    »Schöner Mist.« Richard trommelte gedankenverloren mit seinem Bleistift auf den Tisch.
    »Ich kann meine Warnung nur noch einmal bekräftigen. Machen Sie, dass Sie da wegkommen. Der letzte Flare dürfte so ziemlich der …«
    Richard konnte die letzten Worte nicht mehr verstehen, denn eine neue Windbö zerrte und rüttelte am Zelt. In diesem Moment wurde die Plane zurückgerissen. Leutnant Jen Katumba stand im Eingang, sein Gesicht nass vom Regen. In seinen Augen leuchtete Furcht. »Wecken Sie die anderen«, rief er. »Da draußen ist etwas.«

51
    S tewart Parker stand am Eingang des Zeltes und blickte in den sturmverhangenen Nachmittagshimmel. Der Regen prasselte mit unverminderter Härte vom Himmel. Blitz und Donner überzogen die Kitandara-Schlucht mit einem Stakkato aus Licht und Schatten. Durch den Regen hindurch sah er, dass der Großteil der Soldaten zur Abbruchkante gerannt war und sich dort versammelte. Irgendetwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Seite an Seite mit Richard und Wilcox verließ er die Wärme und Heimeligkeit des Zeltes. Er war immer noch müde, aber die Kälte des Regens machte ihn schnell wieder munter. Die Kapuze über den Kopf gezogen und den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen, eilte er über den aufgeweichten Boden. Seine Füße sanken ein. Er musste aufpassen, nicht auszurutschen.
    »Nur gut, dass das Wasser zur Schlucht hin ablaufen kann, sonst würden wir bald knietief im Morast stehen«, hörte er Richard sagen. Er wischte die Tropfen aus seinem Gesicht und warf einen Blick in die Schlucht. »Was ist denn los? Was wollte Katumba?«
    »Da bin ich selbst überfragt«, sagte Richard. »Er schrie etwas von
raus aus dem Zelt
und dann war er wieder weg.«
    »Katumba ist ein harter Knochen«, sagte Wilcox. »Wenn der die Pferde scheu macht, dann nicht ohne Grund.«
    »Ja, aber was könnte das sein? Ich kann nichts erkennen.« Er warf einen Blick zurück zum Zelt und sah, dass die junge Kriegerin erschienen war. Als sie die drei Männer sah, humpelte sie zu ihnen herüber. Der Regen strömte über ihre pechschwarze Haut.
    »Zeit, dass ich mal wieder das Kindermädchen spiele«, sagte Stewart mit einem schiefen Lächeln. Als Elieshi ihn kommen sah, schüttelte sie den Kopf.
»Nedda.«
    »Als hätte ich’s geahnt«, sagte er. »Na gut, dann nehmen Sie wenigstens das hier.« Er zog seine Regenjacke aus und hängte sie ihr über die Schultern. »Und beschweren Sie sich nicht, wenn Sie eine Erkältung bekommen.«
    Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann ging sie zur Schlucht.
    »Sie scheint ja einen richtigen Narren an dir gefressen zu haben«, sagte Richard mit breitem Grinsen.
    »Vielleicht hast du ihr gefehlt«, feixte Wilcox. »Pass bloß auf, die macht dir noch einen Antrag.«
    »Lasst die Sprüche, Jungs. Ich bin nicht in der Stimmung für eure Witze.«
    Elieshis Blick war von Sorge erfüllt. Stewart konnte sich keinen rechten Reim darauf machen. »Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Sie macht den Eindruck, als fürchte sie sich vor irgendetwas. Überhaupt scheinen hier alle mehr zu wissen als wir. Vielleicht sollten wir doch vorsichtig sein.«
    Er hatte seine Warnung kaum ausgesprochen, als ein merkwürdiger Laut ertönte. Es klang wie das Heulen eines Wolfsrudels. Begleitet wurde es von einem Zischen, als sei eine Hochspannungsleitung ins Wasser gefallen. Elieshi zuckte zurück. Das Geräusch kam von rechts, genau aus der Schlucht.
    »Himmel!«, stieß Richard aus. »Was war denn das?«
    Die Soldaten leuchteten mit ihren Halogenlampen in die Tiefe.
    Auf einmal schrie einer von ihnen auf. »Da ist etwas!«
    Katumba schnappte sich eine Lampe und leuchtete in die Tiefe. Stewart folgte ihm. Er musste sehen, was da unten war. Vorsichtig trat er an den Rand der Klippe und beugte sich vor. Tief unter ihm schäumte und brauste der Kitandara. Der heftige Regen hatte ihn wie eine abgepresste Ader anschwellen lassen. Seine schwarzen Fluten schäumten durch die enge Schlucht.
    Der Lichtkegel von Katumbas Halogenscheinwerfer zerschnitt die Dunkelheit. Stewart glaubte eine Bewegung zu sehen, musste jedoch feststellen, dass es nur ein Baum war.
    »Und?«, fragte Richard.
    »Nichts«, entgegnete Stewart. »Da unten ist nichts.«
    Kaum dass er das gesagt hatte, sah er am linken Rand seines Gesichtsfeldes eine Bewegung. Ein schnelles Huschen, kaum wahrnehmbar.
    »Leuchten Sie mal da rüber«, rief er dem Offizier zu. Katumba schwenkte

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