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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Ruwenzori binnen kürzester Zeit in pechschwarze Finsternis gehüllt. Es war, als habe eine Sonnenfinsternis das Land überzogen. Die Wolkenmassen waren in Aufruhr geraten. Die Lampen tanzten wie wild im Sturm. Über ihnen zuckten bereits die ersten Blitze. Dann kam der Regen. Dicke Tropfen klatschten zu Boden und verwandelten die Erde in ein Matschfeld. Wenige Augenblicke später ergossen sich wahre Sturzbäche auf die dunkelgrünen Armeezelte, die wie eine Herde verängstigter Schafe dem Ansturm der Elemente trotzten. Windböen fegten über die Schlucht und bogen Büsche und Bäume zu Boden. Sie rüttelten an den Halteleinen und lockerten die Erdanker.
    Unfassbar, wie Wilcox und Parker bei diesem Lärm schlafen konnten. Die beiden lagen im hinteren Teil des Zeltes und schnarchten leise vor sich hin. Auch die Bugondefrau war in tiefen Schlummer gesunken. Richard war zwar selbst auch ein wenig müde, aber ausruhen konnte er später immer noch. Erst musste er die Daten von Amys Computer analysieren und ein paar Gespräche führen.
    Agnes Liebermann wartete bereits auf der anderen Seite der Leitung. Das Bild flimmerte und rauschte. Er tippte gegen sein Headset und justierte sein Mikrophon. »Kannst du ein bisschen lauter sprechen? Die Übertragung ist einfach furchtbar. Hier draußen tobt ein gottverdammter Orkan.«
    »Ich sagte, die Gorillas sind immer noch auf Wanderung«, hörte er die Stimme seiner Kollegin. »Sie sind jetzt ungefähr auf der Höhe von Mweya.«
    »Gibt es Probleme mit den Einheimischen?«
    »Nicht seit wir die Gruppen begleiten«, sagte Agnes. »Mittlerweile haben sich auch die Wildhüter des Bwindi National Forest und des Queen-Elizabeth-Nationalparks dazugesellt. Sie sorgen in den Dörfern für Ruhe und Ordnung. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was das für ein Anblick ist. Sechshundert Gorillas auf der Wanderschaft. Junge, Alte, Mütter mit Babys auf dem Rücken.«
    »Und sie ziehen immer noch Richtung Ruwenzori?«
    »Schnurgerade, ich habe die Richtung eben noch mal überprüft. Die Abweichung beträgt nicht mehr als ein Grad, und das, obwohl die Tiere kaum etwas sehen können. Der Himmel ist so schwarz, dass man eine Taschenlampe braucht. Ich weiß nicht, wie die das machen. Es ist fast, als hätten sie einen inneren Kompass.«
    »Wie lange noch, bis sie hier eintreffen?«
    »Bei ihrem derzeitigen Tempo? Ein, maximal zwei Tage.« Ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Keine Ahnung, was die bei euch wollen.«
    »Das wüsste ich auch gern. Trotzdem, danke für deinen Bericht. Ich melde mich wieder. Jetzt, wo ich Amys Rechner an die Satellitenanlage angeschlossen habe, dürfte das kein Problem mehr sein. Halt die Ohren steif, Agnes, und alles Gute.«
    »Dir auch.«
    Das Bild wurde schwarz.
    Er überlegte kurz, dann baute er eine zweite Verbindung auf. Es dauerte nicht lange, da wurde das Bild wieder hell. Ein Gesicht erschien auf dem Monitor. »Dr.Krausnick hier, wer spricht dort?« Der Sonnenforscher wirkte übermüdet und ein wenig heruntergekommen. Seine Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und unter seinen Augen waren dicke Tränensäcke zu sehen. An seinem knittrigen Jackett standen die Kragenenden hoch.
    »Guten Tag, Dr.Krausnick«, sagte Richard. »Ich bin’s noch mal, Richard Mogabe.«
    »Mr.Mogabe?« Er zwinkerte in die Kamera, dann huschte ein Ausdruck der Freude über sein Gesicht. »Ich habe mich schon gefragt, ob Sie sich wohl noch mal melden würden.«
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht.«
    »Stören? Nein, ich …« Der Forscher strich sich verwirrt durch die Haare. »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Freitag.«
    »Schon? Großer Gott.«
    »Ich hatte Ihnen doch versprochen, ich würde mich zurückmelden, erinnern Sie sich?«
    »Aber ja, natürlich. Bitte entschuldigen Sie meine leichte Verwirrung. Seit unserem Gespräch ging es hier drunter und drüber. Ich habe seit Tagen kaum geschlafen, genauso wenig wie meine Mitarbeiter. Wir arbeiten hier am absoluten Limit. Aber jetzt erzählen Sie. Was haben Sie gefunden? Waren Sie schon im Ruwenzori?«
    »Da bin ich gerade.« Richard rückte näher ans Mikro. »Es haben sich hier einige höchst ungewöhnliche Dinge zugetragen. Ich bin gerade dabei, die Puzzlesteine zu ordnen und zusammenzulegen. Erinnern Sie sich noch an das Portal, das Sie erwähnten?«
    »Das … aber natürlich.« Krausnick war mit einem Schlag hellwach. Seine Nasenspitze berührte beinahe die Kamera. »Sagen Sie nicht, Sie hätten etwas

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