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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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den immer schneller eintreffenden Hieben und Stichen auswich.
    Amy riss die Waffe heraus und richtete sie auf die Angreifer. »Bleibt, wo ihr seid!«, schrie sie. »Keine Bewegung!«
    Die Jäger würdigten sie keines Blickes. Weder ihre Warnung noch der Anblick ihrer Waffe schienen irgendeinen Eindruck auf sie zu machen.
Wie denn auch?,
schoss es ihr durch den Kopf. Vermutlich hatten sie noch nie eine Handfeuerwaffe gesehen.
    Sie hob die Pistole und schoss in die Luft. Der Knall brachte den Angriff zum Stillstand. Erschrocken blickten die Jäger zu ihr herüber.
    Amy richtete den Lauf der Pistole auf den Anführer. »Macht, dass ihr wegkommt!«, rief sie. »Macht, dass ihr alle wegkommt! Oder ich jage euch eine Kugel in den Leib!« Als wieder keine Reaktion erfolgte, feuerte sie einen zweiten Schuss ab, direkt vor die Füße der Jäger. Staub und Sand spritzten in die Luft. Mit einem erschrockenen Laut wichen die Männer zurück.
    Im Nu war Ray wieder auf den Beinen. Der Fleck auf seinem Hemd war deutlich größer geworden und glänzte feucht. Seine Bewegungen wirkten matt.
    In diesem Moment trafen Karl, Dan und Mellie bei ihnen ein.
    »Was ist denn hier los?« Karl betrachtete Rays Verletzung. »Mann, das sieht übel aus. Was ist denn passiert?«
    »Der Mistkerl hat mir sein Messer in die Seite gebohrt. Scheint aber zum Glück nur eine Fleischwunde zu sein.«
    »Schlimm?«
    »Es geht schon«, sagte Ray. »Kann ich mal dein Messer haben, Mellie?«
    »Klar.« Die Botanikerin griff in ihre Jeanstasche und zog ihr rotes Schweizermesser heraus. Amy dachte zuerst, er brauche es, um sich einen Verband zu schneiden, doch dann sah sie, dass er in Richtung des gefangenen Gorillas davonhumpelte.
    In den Augen der Jäger leuchtete blanker Hass. Amy wusste nicht, wie lange sie die Bande noch mit ihrer Pistole in Schach halten konnte.
    Ray hinkte zu dem Primaten hinüber. Mit schnellen Bewegungen durchtrennte er die Stricke. Das Tier gab dumpfe Laute von sich. Trotz seiner Verletzungen war es immer noch bei Bewusstsein.
    »So«, sagte Ray, nachdem er das Netz zerschnitten hatte. »Jetzt kannst du gehen. Du bist frei.«
    Er trat einen Schritt zurück.
    Als ob ihn der Gorilla verstanden hätte, streifte er das Netz von seinen Schultern und stand auf.
    Amy hielt den Atem an. »Das gibt’s doch nicht.«
    Das Wesen trug eine Art Lederkappe auf dem Kopf, die sie nur deshalb nicht bemerkt hatte, weil sie exakt die gleiche Farbe wie das Fell besaß. Seine Hände steckten in dunkelbraunen Handschuhen und um seine Taille war ein einfacher Gürtel geknotet, an dem ein abgewetzter Lederbeutel und ein Köcher mit kurzen Pfeilen hingen. Vor seinen Füßen lag eine primitive Armbrust. Der Primat stieß ein furchterregendes Knurren aus, griff nach seiner Waffe und hängte sie an seinen Waffengurt. Wachsam, die Augen stets auf die Menschen gerichtet, wich er langsam zurück. Als er weit genug entfernt war, machte er kehrt und donnerte ins nahegelegene Unterholz.
    Amy war wie zur Salzsäule erstarrt. Der bekleidete Gorilla hatte ihr einen regelrechten Schock versetzt.
    Sie war so fassungslos, dass sie die Jäger einen Moment lang aus den Augen ließ. Ein fataler Fehler.
    Sie hörte wie etwas herangeflogen kam, dann erklang ein dumpfer Aufprall. Als sie sich umdrehte, lag Karl im Staub, etwa fünf Meter entfernt. Ein besenstieldicker, hässlich aussehender Pflock steckte in seiner Schulter. Wie eine Puppe mit gebrochenen Gliedern lag er da, sein Mund zu einem stummen Schrei geöffnet.
    Amy fuhr herum.
Die Harpune.
Sie hatte die verdammte Harpune vergessen. Als sie zum Schiff hinaufsah, erkannte sie, dass die Amazone den Tötungsmechanismus zu einem zweiten Schuss lud. Angespornt von der Tat, stürzten sich die Jäger mit erhobenen Waffen auf die fünf Abenteurer. Der jüngste von ihnen, ein breitschultriger Kerl mit geflochtenen Zöpfen, hob seine Keule und zielte auf Amys Kopf. Die Biologin riss ihre Waffe hoch und drückte ab. Der Schuss fuhr durch den Helm und riss ein zentimetergroßes Loch in seine Stirn. Mit verblüfftem Gesichtsausdruck taumelte der Mann zurück und brach dann vor den Füßen des Anführers zusammen.
    Der Angriff geriet ins Stocken. Wutentbrannt starrten die Jäger auf die Pistole. Erst jetzt schienen sie zu begreifen, welche Macht diese fremdartige Waffe wirklich besaß. Mit Furcht in den Gesichtern wichen sie zurück.
    »Haut ab!«, rief Amy ihrem Team zu. »Zurück zur Steilwand. Verschanzt euch hinter den Felsen.

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