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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Mellie, du kümmerst dich um Ray. Bring ihn zur Klippe, wir treffen uns dort. Dan, wir beide kümmern uns um Karl. Los, macht schon, solange sie noch Angst haben.« Die Waffe in ihrer Hand zitterte. Was war nur geschehen? Warum war die Situation so eskaliert? Was hatte sie falsch gemacht?
    Ray humpelte ein paar Meter zurück, dann blieb er stehen. »Dreckspack«, fluchte er in Richtung der Jäger. »Am liebsten würde ich ihnen …«
    »Keine Zeit«, unterbrach ihn Mellie. »Du hast gehört, was Amy gesagt hat.« Sie fasste ihn um die Taille.
    Widerwillig ließ er sich von der Botanikerin helfen.
    Amy wartete, bis beide in sicherer Entfernung waren, dann blickte sie zu Karl. Der Meteorologe war in einer üblen Verfassung. Der Pflock hatte die Schulter kurz unterhalb des Gelenkes durchbohrt und war am Rücken wieder ausgetreten. Blut sickerte aus der Wunde und färbte das Hemd rot.
    »Los, Dan«, sagte sie. »Hilf mir. Wir müssen ihn hier wegschaffen. Du greifst unter die eine Schulter, ich unter die andere.« Sie beugte sich vor und wollte Karls Hand ergreifen, als ihr Blick auf Dan fiel. Der Geologe stand immer noch da und starrte auf das schwebende Schiff.
    »Komm schon«, fuhr Amy ihn an. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Fass gefälligst mit an, wir müssen Karl von hier wegbringen.«
    Dan drehte seinen Kopf zu ihr. Ein verstörendes Lächeln war auf seinem Gesicht erschienen. »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, du sollst mit anfassen. Los jetzt!«
    »Warum?«
    Irgendetwas in seiner Stimme jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken. »Warum wohl? Träumst du? Was ist los mit dir?«
    In diesem Moment wurde sie von etwas Schwerem getroffen. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass Dan und sie zusammen zu Boden geschleudert wurden. Ein dichtes Netz von Stricken hüllte sie ein. Benommen sah sie, wie die Seile zusammengezogen wurden. Sie versuchte sich zu befreien, aber es war unmöglich. Sie hörte Stimmen, dann Schritte. Es gelang ihr, den Kopf zu drehen. Zwei der Jäger standen neben ihnen und blickten bedrohlich zu ihnen herab. Einer von ihnen hob seine Waffe. Sie hörte ein Schwirren, dann spürte sie einen scharfen Schmerz. Ihr wurde schwarz vor Augen.

49
    R ay und Mellie hatten das Ende der Lichtung schon fast erreicht, als sie einen dumpfen Knall hörten. Ray fuhr herum. Seine Seite brannte wie Feuer. Wo waren Amy und Dan? Alles, was er erkannte, war ein flacher brauner Hügel, unter dem heftige Bewegungen zu sehen waren.
    Ein Fangnetz! Ray sah, wie die Jäger auf das Bündel einschlugen. Die Bewegungen im Inneren des Netzes erstarben.
    Vom Deck des Schiffes aus schwenkte ein Lastkran zu den Jägern hinüber.
    »Nein!« Ray streifte Mellies Arm ab und rannte zurück.
    »Was tust du?« Mellies Stimme klang schrill. Sie versuchte ihn einzuholen, doch er war trotz seiner Verletzung zu schnell für sie.
    »… müssen ihnen helfen«, keuchte Ray.
    »Das ist doch Wahnsinn! Du hast keine Waffe.«
    Recht hat sie,
schoss es Ray durch den Kopf. Sein Knüppel war bei der Auseinandersetzung irgendwo im Gras gelandet, und sein Messer steckte unten an der Statue. Er hatte geahnt, dass es ein Fehler sein würde, es Karl anzuvertrauen. Jetzt blieb ihm nur der Kampf mit den bloßen Händen.
    »Bleib bei den Wassersäcken«, rief er Mellie zu. »Rühr dich nicht vom Fleck.«
    Die drei Jäger hatten ihn bereits bemerkt. Während zwei von ihnen das Netz mit Amy und Dan hinter sich herschleiften, kam der Anführer auf ihn zu. Es war der Typ, der ihm das Messer in die Seite gerammt hatte. Sein Ausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er es diesmal besser machen wollte.
    Fieberhaft suchte Ray den Boden ab, in der Hoffnung, seinen Stab wiederzufinden. Doch alles, was er sah, waren ein paar faustgroße Steine. Mit zusammengebissenen Zähnen beugte er sich vor und hob ein paar davon auf.
    Der Angreifer war noch etwa zwanzig Meter entfernt. Er steckte den Dolch zurück und zog ein silbergraues Kurzschwert, dessen fleckige Klinge so aussah, als würde altes Blut daran kleben. Den Schild in Vorhalteposition, das Schwert zum Schlag erhoben, kam er rasch näher.
    Ray musste sich etwas einfallen lassen. Kurzentschlossen riss er sein Hemd vom Leib, legte einen der faustgroßen Steine hinein und verknotete das Ganze. Prüfend ließ er die Konstruktion durch die Luft pfeifen. Etwas Ähnliches hatte ihm in Mountjoy schon einmal das Leben gerettet, nur dass es damals ein Handtuch und ein Stück Seife gewesen war.
    Das

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