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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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die Hände aus, eine Geste, die, wie sie hoffte, als universelle Geste des Friedens gedeutet wurde.
    »Hallo«, begann sie das Gespräch. »Können Sie mich verstehen? ich möchte mit Ihnen reden.«
    Die Krieger sahen furchterregend aus. Ihre Gesichter waren mit einer Schicht von Lehm oder Tonerde getarnt und ihre Haut mit rituellen Narben bedeckt. Amy versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Als einer der Männer seine Hand hob, sah sie, dass sie verstümmelt war.
    Da die Krieger nicht mit ihr sprachen, versuchte sie es zunächst auf Suaheli.
»Habari gani? Unajua Kiingereza?«
    Keine Reaktion. Sie versuchte es noch einmal auf Luganda.
    »Osibye oty anno?«
    Noch immer kamen die Männer auf sie zu. Mit einem entschuldigenden Lächeln griff sie in ihre Hemdtasche und holte einen Proteinriegel heraus. Vielleicht gelang es ihr ja, ihr Vertrauen zu gewinnen. Die Darreichung von Nahrung wurde in allen Kulturen als Geste der Freundschaft verstanden.
    Der vorderste Mann, augenscheinlich der Anführer der Gruppe, kam mit ausgestrecktem Arm auf sie zu. Vorsichtig nahm er ihr den Riegel aus der Hand und knabberte daran herum. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. Die Reihe dunkelbrauner Zähne ließ sie erschauern. Mit einem Nicken gab er die Süßigkeit an seine Freunde weiter. Die Männer bissen ab und lachten. Binnen kürzester Zeit hatten sie den Riegel bis auf den letzten Krümel verspeist.
    Immerhin ein Anfang.
    Der vorderste Jäger richtete eine Frage an sie, doch sie verstand kein Wort. Sie hatte die Sprache noch nie zuvor gehört. Lächelnd zuckte sie mit den Schultern.
    Der Mann deutete auf das Schiff. Ungeduldig wiederholte er die Frage. Als Amy den Kopf schüttelte, trat er vor und packte sie am Handgelenk.
    »Halt, halt, mein Freund, nicht so ungestüm.« Ray kam mit lockerem Schritt auf sie zu. Seinen Stock lässig in der Hand schwingend, näherte er sich mit gespielter Teilnahmslosigkeit. Amy konnte erkennen, dass er die Jäger keinen Moment aus den Augen ließ. »Gibt es ein Problem?«
    Amy versuchte immer noch ihre Hand freizubekommen. »Kein Problem. Ich war gerade dabei, mich diesen Herrschaften vorzustellen.«
    »Das ist schön«, sagte Ray. »Da schließe ich mich doch gern an. Mein Name ist Ray.« Er wies auf sich und deutete eine Verbeugung an. »Das hier ist meine gute Freundin Amy, die es sicher zu schätzen weiß, wenn du sie wieder loslassen würdest.« Vorsichtig berührte er die Hand des Kriegers, doch dessen Griff wurde nur noch fester. Rays Lächeln bekam etwas Versteinertes. »Scheint, als hätten wir hier ein Verständigungsproblem«, sagte er. »Also noch mal ganz langsam und zum Mitschreiben. Mein Name ist Ray. Wie heißt du?« Er deutete auf den Anführer.
    Ohne Amy loszulassen wandte sich der Krieger an seine Mitstreiter. Ihre Stimmen klangen, als würde der Herbstwind durchs Laub fahren. Sie sprachen eine Weile miteinander, doch irgendwie schien das Gespräch keine Einigung zu bringen. Irgendwann drehte er sich wieder um. Sein Ausdruck war jetzt deutlich unfreundlich. Er sagte etwas, dann wollte er Amy zu sich heranziehen. Sie stieß einen kleinen Schrei aus.
    »Jetzt reicht’s aber.« Ray packte die Hand des Fremden mit eisenhartem Griff. Das Glitzern in seinen Augen war nicht zu übersehen.
    Der Mann wich einen Schritt zurück, dann tat er etwas gänzlich Unerwartetes. So schnell, als würde ein Pfeil von der Sehne schnellen, fuhr seine Hand an seinen Gürtel, zog einen blitzenden Dolch heraus und rammte ihn Ray in die Seite.
    Der Mund des Iren blieb vor Überraschung offen stehen. Sein Griff löste sich. »Du verdammter …«
    Ein Blutfleck benetzte sein Hemd. Noch einmal wollte der Jäger zustechen, doch diesmal war Ray vorbereitet. Er blockte den Hieb ab und schlug dem Angreifer mit ein, zwei gezielten Hieben die Waffe aus der Hand. Als dieser sich bückte, um sie wieder an sich zu nehmen, versetzte Ray ihm einen Tritt unters Kinn. Mit einem dumpfen Laut fiel der Mann in den Staub.
    Amy drehte sich zu den anderen und rief: »Kommt schnell! Ray ist verletzt!« Mit Panik in den Augen sah sie, dass die anderen Jäger, nach einem kurzen Moment der Überraschung, auf Ray zustürzten. Sie schlugen mit ihren Schwertern und Keulen nach ihm und hätten ihn mit Sicherheit verletzt, hätte er nicht über so unglaublich schnelle Reflexe verfügt. Er tauchte unter den Hieben hindurch, zog einem der Angreifer mit seinem Stock die Beine unterm Körper weg, während er gleichzeitig

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