Korona
die Lampe. Der Lichtkegel enthüllte eine fettglänzende, unförmige Masse, die wie ein gewaltiger Bienenstock im unteren Teil der Felswand klebte. Die gesamte Oberfläche dieser kuriosen Erscheinung schien in Bewegung zu sein. Stewarts erster Gedanke galt einem gewaltigen Schlangennest, bis sich das Gebilde plötzlich bewegte. Zwei lange Extremitäten schossen aus der Hauptmasse, wurden länger und packten das umliegende Felsgestein. Das Schlangennest rutschte ein Stück die Felswand hinauf.
Entsetztes Stöhnen erklang unter den Soldaten.
Stewart zuckte zurück. »Was in Gottes Namen ist denn das?«
Statt einer Antwort ertönte ein Schuss. Katumba hatte seine Pistole gezogen und zog den Abzug durch. Ein, zwei, drei Schüsse krachten durch die Dunkelheit. Das Mündungsfeuer warf zuckende Schatten über den Boden.
Stewart blickte auf die Masse, doch das Ergebnis war gleich null. Die Kugeln schienen einfach durch das Gebilde hindurchzufliegen. Der Leutnant schoss ein weiteres Mal auf die amorphe Masse, doch das Ergebnis blieb das gleiche. Ein bösartiges Zischen erklang. Ranken wanden sich auf der Oberfläche der Kreatur. Einen Moment lang sah Stewart bösartige Augen aufflackern, dann verschwand das Wesen blitzartig unter einem Überhang.
In diesem Augenblick brach die Hölle los. Die Soldaten eröffneten das Feuer. Mündungsblitze überzogen die Felsen mit stroboskopartigen Lichtblitzen. Der Lärm war unvorstellbar. Stewart schlug die Hände auf die Ohren und taumelte nach hinten. Er hatte solche Szenen bisher nur in Hollywoodstreifen gesehen. Nie im Leben hätte er geglaubt, dass Schusswaffen einen derartigen Krach veranstalten konnten.
In panischem Schrecken machte er kehrt und eilte in Richtung der Zelte. »Warte«, schrie Richard, doch Stewart reagierte nicht. Er wollte weg hier, nur weg.
Durch knöcheltiefen Matsch lief er an den Zelten vorbei und hinein in den Wald. Er wollte gerade zwischen den Stämmen der Bäume abtauchen, als er ein Netz dünner roter Linien bemerkte, die sich wie feurige Glühwürmchen gegen den dämmerigen Wald abhoben. Buchstäblich im letzten Moment blieb er stehen.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Keuchend und schweißgebadet starrte er auf die Linien. Das Sicherungsnetz! Die Laser reagierten zwar nicht auf Regen, aber auf sich bewegende Körper. Wäre er hineingelaufen, die automatischen Waffen hätten ihn auf der Stelle getötet. Die einzige Stelle, an der man kein solches Netz aufgestellt hatte, war die Schlucht.
Einen Moment lang blinzelte Stewart irritiert in den Regen. Ein schrecklicher Verdacht keimte in ihm auf. Konnte es sein, dass das Wesen von der Selbstschussanlage wusste? War es möglich, dass es deswegen entschieden hatte, von unten anzugreifen?
In diesem Moment kam Richard angerannt. »Du meine Güte«, keuchte er. »Was machst du nur für Sachen? Für einen Moment habe ich tatsächlich geglaubt, du wolltest durch die Absperrung laufen.«
»Es war der N’ekru«, sagte Stewart. »So wahr ich hier stehe, ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.«
»Was immer es war, die Soldaten haben ihn aus den Augen verloren. Komm, schnapp dir eine Waffe und komm mit.«
»Kugeln helfen bei dem Ding nicht«, widersprach Stewart. »Die Schüsse richten nicht den geringsten Schaden an, ich hab’s mit eigenen Augen gesehen. Wenn eine der Ranken getroffen wird, wächst sofort ein neuer Trieb nach. Genau wie bei dem Ding im Glas.«
»Das Einsatzkommando hat seine halbe Munition darauf abgefeuert. Kein Lebewesen kann einen solchen Kugelhagel überstehen. Komm, ehe du versehentlich doch noch in die Absperrung läufst.« Richard ging ins Waffenzelt und kam mit einem AK - 47 -Maschinengewehr wieder heraus.
»So etwas schon einmal bedient?«
Stewart schüttelte den Kopf.
»Na gut, pass auf.« Der Wildhüter erklärte ihm im Schnelldurchlauf die grundlegende Funktionsweise. Eigentlich ein simples Gerät. Stewart hängte die Waffe um, dann ging er wieder zu den Soldaten zurück. Das Gewitter war mittlerweile weitergezogen. Der Regen nahm ab. Überall standen Pfützen. Er bemerkte, dass Elieshi damit beschäftigt war, lange Holzstäbe zusammenzusuchen. Trotz ihrer Verletzung humpelte sie herum, sammelte Stecken und trug sie in ein nahegelegenes Zelt. Dann kam sie wieder heraus und holte weitere.
»Irgendeine Ahnung, was sie da macht?«
Ehe Richard antworten konnte, ertönte von rechts aufgeregtes Geschrei. Stewart fuhr herum.
Ihm stockte der Atem.
Eine riesige, unförmige
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