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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ich mal dein Skizzenbuch haben, Ray? Ich muss eine Zeichnung machen, damit ich das später vergleichen kann.«
    Der Ire reichte ihr sein Buch und schlug es an der entsprechenden Stelle auf. Er konnte nicht verhindern, dass die anderen einen Blick auf seine Bilder erhaschten. Karl erblickte einige Skizzen von Bauwerken sowie eine Reihe von sehr gekonnten Porträts. Er selbst war auch darunter.
    »Beachtlich«, staunte er. »Wo hast du denn das gelernt?«
    »Im Knast«, erwiderte Ray, und man konnte ihm ansehen, dass ihm das Thema unangenehm war. »Hatte ja genug Zeit.«
    »Was ist an der Pflanze so wichtig?«, fragte Karl. »Hier gibt es Hunderte, ach was, Tausende davon.«
    Mellies Lippen kräuselten sich. »Und?«
    »Na ja, die wirst du ja wohl kaum alle kennen können …«
    Sie unterbrach ihre Skizze und blickte ihn vorwurfsvoll an. »Ich kann dir die Botanik des Ruwenzori im Schlaf runterbeten, wenn du willst auch auf Latein. Ich versichere dir, diese Pflanze ist noch nirgendwo beschrieben worden. Ich bin mir noch nicht mal sicher, zu welcher Gattung sie überhaupt gehört.«
    »Aber das ist doch toll«, erwiderte Karl. »Wenn es eine neue Art ist, könntest du sie ja nach mir benennen.«
    »Träum weiter.«
    »Ich unterbreche euer botanisches Fachgespräch ja nur ungern«, sagte Amy, »aber kann mir mal jemand erklären, was da vorhin passiert ist?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte Karl. »Etwas äußerst Seltenes. Etwas, das sich jeder Meteorologe mal zu sehen wünscht: ein Trockengewitter.«
    »Gibt’s so was überhaupt? Ich dachte immer, bei Gewitter regnet es ordentlich.«
    Karl schüttelte den Kopf. »Trockengewitter entstehen, wenn Regen aus einer kalten Luftschicht fällt und auf einer tieferliegenden, warmen Luftschicht sofort wieder verdunstet. Je heißer die Luft, desto stärker das Trockengewitter. Sie können furchtbar stark werden, stärker noch als normale Gewitter. Wir können von Glück sagen, dass wir noch am Leben sind.«
    »Wärmere Luftschichten?« Dan blickte skeptisch. »Wenn ich dich daran erinnern darf, wir hatten Schnee.«
    »Und jetzt haben wir frühlingshafte Temperaturen«, entgegnete Karl. »Möglich, dass die warme Luftschicht schon längst über uns war und wir nur nichts davon bemerkt haben.«
    »Aber die elektrischen Entladungen waren
in
der Pyramide«, sagte Mellie. »Als würde der gesamte Innenbereich unter Strom stehen.«
    »Ich vermute, dass die Ranken und Lianen den Strom zu uns reingeleitet haben«, sagte Karl.
    »Wie Stromkabel?«
    Er nickte. »Anders kann ich mir es auch nicht erklären.«
    »Und die Erdstöße?« Amy versuchte, langsam wieder auf die Füße zu kommen. Sie stützte sich dabei auf Ray, dem das nicht unangenehm zu sein schien. »Ich habe ganz deutlich gespürt, wie die Erde unter meinen Füßen gerumpelt hat.«
    »Und die seltsamen Lichtphänomene?«, fragte Mellie. »Ich habe Doppelbilder gesehen, Kaleidoskopbrechungen und seltsame Gestalten. Wie erklärst du das alles?«
    Karl breitete die Hände aus. »Bin ich hier das Sorgentelefon? Ich kann euch auch nicht hundertprozentig sagen, was da vorgefallen ist, ich bin mir aber sicher, dass es für alles eine rationale Erklärung gibt. Die Blitze waren ziemlich heftig.
Enorm
heftig. Möglich, dass wir halluziniert haben. Möglich, dass wir es mit starken elektromagnetischen Impulsen oder Schrittspannung zu tun hatten. Beides löst bekanntermaßen halluzinogene Zustände aus. Dass unsere gesamte Elektronik versagt hat, wäre ein Indiz dafür. Auch die Verbrennungen deuten auf eine solche Möglichkeit hin, aber bitte verlangt nicht von mir, dass ich alles haarklein erklären kann. Dann säßen wir nämlich morgen noch hier.«
    »Dafür fehlt uns ohnehin die Zeit«, sagte Amy. »Zumal wir so schnell wie möglich zum Lager zurückkehren und unsere Zelte abbrechen werden.«
    »Wie bitte?« Karl stutzte. »Zurückkehren und diesen Fund unbeaufsichtigt lassen?«
    »Es wird uns nichts anderes übrigbleiben.«
    Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Bist du dir eigentlich im Klaren, was das für ein Schatz ist? Ich meine, was, wenn jemand anderer kommt und uns den Fang vor der Nase wegschnappt?«
    »Das weiß ich«, gab Amy kurz angebunden zurück. »Trotzdem müssen wir zurück. Es wäre viel zu riskant, noch länger hierzubleiben. Das letzte Erlebnis hat mich endgültig überzeugt. Abgesehen davon: Was erwartet ihr? Mehr als ein bisschen in der Vergangenheit herumstochern können wir ohnehin nicht.«
    »Na

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