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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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hör mal.« Mellie wirkte ehrlich entrüstet. »Du tust gerade so, als wären wir eine Horde Elefanten.«
    »Das nicht«, sagte Amy mit Blick auf Dan, der immer noch dumpf vor sich hin brütete. »Aber ihr müsst zugeben, dass wir nicht gerade in bester Verfassung sind. Wir alle sind mit den Nerven ziemlich am Ende. Die Aufregung und das Adrenalin können einen leicht unvorsichtig werden lassen. Ich habe schon Dutzend Mal erlebt, wie eine wichtige Entdeckung dadurch zunichte gemacht wurde, dass der Betreffende den Zeitpunkt, an dem er hätte aufhören sollen, verpasst hat. Das wird uns nicht passieren. Ich versichere euch, diesen Fund wird uns niemand streitig machen. Aber wir sollten Leute ranlassen, die sich mit so etwas auskennen. Archäologen, Ethnologen, Statiker und Bauingenieure. Je länger wir hierbleiben, desto größer das Risiko, dass wir etwas wirklich Bedeutsames zerstören.« Ein schmales Lächeln unterstrich das Gesagte und nahm jedem Widerspruch den Wind aus den Segeln. »Wir haben viel geleistet und ich bin stolz auf euch, aber jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, einen Gang runterzuschalten. Wir werden zur Stadt der Bugonde zurückgehen und dann versuchen, auf dem Central Circuit unsere Fahrzeuge zu erreichen. Wie es aussieht, ist das Wetter ganz passabel.«
    Ray hob sein Kinn. »Und was ist mit Burke?«
    Sie zog eine Braue in die Höhe. »Was soll mit ihm sein?«
    »Sollten wir nicht die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er hier irgendwo verletzt herumliegt und auf unsere Hilfe wartet?«
    Amys Reaktion war überraschend. Sie bedachte den Iren mit einem merkwürdigen Blick und sagte: »Hat er denn Hilfe von dir zu erwarten?«
    Ray zögerte. »Was willst du damit andeuten?«
    Amy sah dem Iren tief in die Augen. »Nur eine einfache Frage.«
    Karl blickte zwischen den beiden hin und her. Irgendetwas Seltsames spielte sich zwischen den beiden ab, so viel war sicher.
    »Du weißt genau, wovon ich spreche, nicht wahr, Ray?«
    »Natürlich.« Die Stimme des Iren war ruhig und klar.
    Karl kapierte immer noch nichts. Er hatte das Gefühl, dass ihm ein paar wichtige Informationen fehlten.
    »Ich nehme an, du hast mit Whitman gesprochen?« Wie Ray es sagte, klang es eher wie eine Feststellung denn wie eine Frage.
    »Das habe ich. Dachtest du, die Sache wäre für mich erledigt?«
    »Natürlich nicht. Du bist eine kluge Frau.«
    Die Biologin zog eine Augenbraue in die Höhe. »Schön, dass du das so siehst. Ich halte dich nämlich auch für einen intelligenten Mann. Wenn auch für einen, dem man nicht trauen kann.« Sie nickte in Mellies Richtung. »Nichts gegen dich persönlich, Kleines, aber du solltest besser aufpassen, mit wem du dich einlässt. Bei unserem geschätzten Kollegen ist nicht alles so, wie es scheint.«
    »Was soll das heißen?« Die Botanikerin blickte sichtlich verwirrt. Wenigstens einer, dem es noch so ging, dachte Karl.
    »Das soll heißen, dass Ray aus einem anderen Grund nach Afrika gekommen ist, als er uns glauben machen wollte. Ist es nicht so? Ging es nicht auch noch um eine offene Rechnung, die du begleichen wolltest?«
    Der Ire stand langsam auf, doch Amy reagierte erstaunlich gelassen. Ihr Gesicht war so reglos wie das einer Sphinx. Ray sah einen Moment lang aus, als wollte er kehrtmachen und in den Wald rennen, dann ließ er die Schultern hängen.
    »Also gut«, sagte er. »Ich gebe es zu, es gibt einen anderen Grund. Aber ändert das irgendetwas? Was willst du mit dieser Information anfangen?«
    Amys Gesicht blieb ausdruckslos. »Das habe ich doch schon gesagt. Zurück zum Camp und Sachen packen.«

29
    R ichard stieß einen leisen Fluch aus. Er konnte einfach keine Verbindung zu Amy aufbauen. Verdammte Technik! Immer, wenn man sie am dringendsten brauchte. Dabei lag es eindeutig nicht an seiner Anlage. Der Empfang war zwar nicht berauschend, aber immerhin konnte er E-Mails abrufen und ins Internet gelangen. Wenn irgendwo ein technischer Defekt vorlag, dann auf Seiten der Verhaltensforscherin.
    Nervös klickte er durch alle Kanäle. Er hatte von Anfang an ein mieses Gefühl bei dieser Expedition gehabt. Hatte er Amy nicht gewarnt? Hatte er ihr nicht gesagt, das mit Dan und Ray wäre keine gute Idee?
    Ihre Nachricht, die er vorhin auf der Festplatte entdeckt hatte, war verstümmelt, kaum mehr als ein Fragment. Mochte der Himmel wissen, was mit dem Rest geschehen war. Vermutlich auf dem Weg in immerwährendes Vergessen, während sie mit Lichtgeschwindigkeit durch die äußere

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