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Korona

Korona

Titel: Korona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gleichzeitig außer Gefecht setzen. Von den stehenden Uhren und unserem Sonnenbrand mal abgesehen.« Er knabberte an seiner Unterlippe. Als er weitersprach, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Ich habe Dinge gesehen. Seltsame Dinge, die es eigentlich gar nicht geben dürfte.«
    »Geht mir genauso«, sagte Karl. »Seltsame Formen und Schemen. Überlagernde Bilder und bizarre Körper. Alles sehr konfus.« Sein Gehirn fing endlich wieder an, in geordneten Bahnen zu funktionieren.
    Ray sah erleichtert aus. »Dann bin ich nicht der Einzige. Ich habe schon geglaubt, ich hätte den Verstand verloren. Irgendeine Vorstellung, was das war?«
    Karl schüttelte den Kopf. »Aber ich werd’s rauskriegen, verlass dich drauf.«
    In diesem Moment erklang von rechts ein leises Stöhnen.
    Ray blickte auf. »Ich glaube, unsere Chefin wird wach. Ich werde mal zu ihr rübergehen und ihr ein paar von den Blumen bringen.«
    »Warte, ich komme mit.« Karl ließ sich eine Hand geben und auf die Füße ziehen. Gemeinsam gingen sie zu Amy hinüber.
    Die Biologin war gerade eben erwacht. Sie sah aus, als hätte sie einen schlechten Traum durchlebt. Ihre Nackenpartie war knallrot. Als sie die beiden Männer erkannte, sah sie sie verwirrt an. »Wo bin ich? Was ist passiert? Wo sind die anderen?«
    »Langsam, langsam«, sagte Karl. »Es ist alles in Ordnung. Du warst nur ein paar Minuten weggetreten. Hier, halt dich fest, ich helfe dir.« Er half ihr in eine sitzende Position und lehnte sie gegen einen Stein.
    »O Mann.« Sie sah aus, als würde sie gleich wieder umkippen.
    »Ich fühle mich, als würde ich nur noch auf Batterie laufen.«
    Karl grinste. »Schön umschrieben. Aber es gibt Abhilfe. Ray hat etwas gefunden, das dir helfen wird. Hier, atme das tief ein. Damit geht es dir gleich besser.« Er reichte ihr etwas von Rays Lavendel. Amy griff nach den Pflanzen und schnupperte daran. Mit einem Seufzer der Erleichterung tauchte sie ihre Nase hinein. »Oh, das ist gut«, sagte sie. »Sehr gut sogar.« Wieder nahm sie einen tiefen Atemzug. In diesem Moment kamen auch von der anderen Seite Geräusche. Karl blickte hinüber. »Die anderen werden wach. Ich glaube, es wird Zeit für deinen Weckdienst, Ray. Und nimm genug von deinen Wunderpflanzen mit.«
    Keine fünf Minuten später waren alle Mitglieder des Teams wieder bei Bewusstsein und mehr oder minder ansprechbar. Dan hatte es am schlimmsten erwischt. Er konnte nur mit Mühe aufrecht sitzen, und aus seinem Mundwinkel rann ein Speichelfaden. Er war der Einzige, der sich weigerte, Rays Medizin zu nehmen.
    »Du solltest wirklich mal deine Nase drüberhalten«, sagte Karl und hielt ihm den Lavendel vors Gesicht. »Hier, das hilft!«
    Der Geologe warf Ray einen finsteren Blick zu.
    »Will nicht«, murmelte er mit einer Stimme, die klang, als würde er den Iren beschuldigen, der Auslöser für alles zu sein. Karl verstand nicht, was zwischen den beiden Männern vorgefallen war, es war ihm aber auch egal. Dan war ja noch nie ein Ausbund an Herzlichkeit gewesen.
    »Wo hast du die gefunden?« Mellie hielt eine der Dolden vor ihre Augen und zerpflückte sie. Sie schien fest entschlossen, die Pflanze in ihre kleinsten Bestandteile zu zerlegen.
    »Irgendwo dort drüben.« Ray deutete in die Richtung, in der ihr Camp lag. »Was ist mit den Blumen?«
    Mellie blickte ratlos auf das Gewächs in ihren Händen. »Ich habe so etwas noch nie gesehen. Sieht aus wie eine Pflanze aus der Ordnung der
Alismatales,
der Seegräser. Eine Blütenstandachse mit vielen Blüten, die in einem einzelnen Hochblatt eingeschlossen sind. Seht ihr, die männlichen Blüten haben nur ein Staubblatt. Ich muss mal eine Aufnahme davon machen …« Sie zog ihre Kamera heraus und schaltete sie ein. Nichts geschah. Sie versuchte es noch ein paarmal, immer mit demselben Ergebnis. Dann öffnete sie das Batteriefach, ließ den alten Akku herausgleiten und ersetzte ihn durch einen neuen aus ihrer Jackentasche. Doch das Gerät wollte nicht zum Leben erwachen. »Scheiße«, murmelte sie. »Scheint seinen Geist aufgegeben zu haben.«
    »Genau wie unsere Uhren«, sagte Karl. »Keine einzige, die noch läuft.«
    »Tatsächlich«, sagte Amy mit Blick auf ihre eigene. »Was ist denn bloß mit denen los?«
    »Deutet alles auf einen massiven EMP hin.«
    »Einen
was?«
    »Einen elektromagnetischen Impuls. Wie er auch bei Nuklearexplosionen entsteht. Elektronik reagiert nicht allzu gut darauf.«
    Mellie steckte die Kamera wieder weg. »Kann

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