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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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stellen würde, und sich eine Antwort zurechtgelegt. «Mir ist klar, dass dieser Eindruck sehr leicht entstehen kann. Aber wer mich kennt, weiß, dass bei mir die Politik nie vor der Wahrheit kommt. Ich erwarte nicht, dass du mir glaubst, aber so ist es. Im Übrigen hast du keine Wahl. Ich habe nicht vor, derart leere Behauptungen zu veröffentlichen. Aber deine Glosse über den Tod der schwedischen Unschuld können wir drucken. Der Text ist wirklich gut.»
    Bedächtig und wie in Zeitlupe ließ sich Annie auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch sinken.
    Wikholm beugte sich über sie. «Annie, alles in Ordnung?», fragte er. Sie war außerstande, ihn anzusehen oder ihm zu antworten. Mit Mühe erhob sie sich wieder.
    «Ihr wisst genauso gut wie ich, dass sich hinter diesem Material viel mehr verbirgt. Es gibt aber Leute, die nicht wollen, dass wir weiterrecherchieren. Das habe ich die ganze Zeit gewusst. Mir war bislang allerdings nicht klar, dass auch ihr zu den Leuten gehört, die nichts von der Wahrheit wissen wollen», fauchte sie, riss die Tür auf und ging.
    Sie packte die Sachen von ihrem Schreibtisch in die Tasche, zog den Mantel an und schaute auf die Uhr. Halb sieben. Sie hätte eigentlich schon zu Hause sein sollen. Sie gaben sich beide Mühe. Das klappte nicht besonders gut.
    Sie ging Richtung Malmskillnadsgatan, um Sonja ausfindig zu machen.
    3
    Annie überquerte langsam und ohne große Hoffnung die Regeringsgatan. Dann bog sie in die Malmskillnadsgatan ein und kam an ein paar lärmenden Teenagern vorbei. Sie hatte gehofft, von Jan Karlvik Insiderinformationen zu erhalten. Nach ihrer Begegnung war ihr jedoch klargeworden, wie naiv das gewesen war und dass sich Johan Droth mit Leuten umgab, die darauf gedrillt waren, nichts preiszugeben. Wenn sie keine direkte Verbindung zwischen Droth und den Mädchen fand, dann hatte sie nichts in der Hand. Keiner der Männer würde reden, und den Frauen glaubte sowieso niemand.
    Ihr fiel wieder ein, was der Gerichtsmediziner Cratz in Solna gesagt hatte, bei dem geschmacklosen Versuch vor einem Jahr, als er bei ihr Eindruck schinden wollte. Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz nach sieben und von Sonja keine Spur. Annie blieb vor einer Telefonzelle stehen und beschloss, Cratz anzurufen. Er arbeitete häufig auch abends noch und ging immer ans Telefon.
    «Annie, das ist aber eine Überraschung.»
    Offenbar schmeichelte ihm ihr Anruf. Sie wollte eventuellen Missverständnissen gleich vorbeugen. «Ich hätte eine Frage. Es geht um einen Artikel über Frauenmorde, die nie aufgeklärt wurden.»
    «Lass hören», sagte Cratz und klang etwas enttäuscht, weil sie nicht anrief, um mit ihm etwas trinken zu gehen.
    «Du hast vor einiger Zeit erzählt, ihr würdet mit einem Unternehmen in England zusammenarbeiten, um die Spuren von Tatorten zu analysieren.»
    « DNA -Profile», erwiderte Cratz.
    «Genau. Wie funktioniert das eigentlich?»
    «Willst du das mehr allgemein wissen, oder interessierst du dich dafür, wie das rein wissenschaftlich funktioniert?»
    «Allgemein genügt», meinte sie lachend.
    «Dann lautet die Antwort, dass das gefundene Material, beispielsweise Blut, Speichel oder Sperma, analysiert wird. Es handelt sich ganz einfach um eine biologische Spur, ein DNA -Profil ist die DNA -Kombination bestimmter untersuchter Teile des Erbguts und für jedes Individuum einzigartig.»
    «Es handelt sich also um ein sicheres Beweismittel?»
    «Wenn man über eine ausreichend große Menge sichergestellten Materials verfügt und es gegen eine ausreichend große Menge von Individuen abgleicht, dann ja. Aber die Technik ist noch nicht ausgereift.» Er verstummte. «Aber unter uns gesagt, ist man schon weiter, als man zugibt. Jedenfalls haben die englischen Kollegen mir diesen Eindruck vermittelt.»
    Die DNA -Technik sei nicht so sicher, wie man es sich erhoffe, und ein einziger Fehler könne ihr Ende bedeuten, ihre Glaubwürdigkeit vernichten. Daher wagten die Kollegen sich noch nicht so weit vor. Cratz hatte den Labors Trace Diagnostics in Abingdon in Oxfordshire bereits mehrere Male einen Besuch abgestattet, und nach Feierabend war im Pub immer hitzig diskutiert worden.
    War es moralisch verantwortbar, eine Technik zurückzuhalten, mit der sich Sexualstraftäter zwar nicht überführen ließen, Unschuldige jedoch von einer Ermittlung ausgeschlossen werden konnten, oder mit deren Hilfe Ermittler bedeutende Hinweise oder entscheidende Beweise erhalten konnten? Den moralischen Aspekt,

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