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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Herrenbund.»
    «Ich kenne diesen Club, ohne selbst Mitglied zu sein», erwiderte er, als wolle er sich von allem distanzieren, was mit dem Club zu tun hatte.
    «Ich weiß», erwiderte Annie lächelnd. «Ich habe Einsicht in das Mitgliederverzeichnis.»
    «Natürlich.» Karlvik nickte.
    «Ich glaube, es gibt einen inneren Kreis mit einer Person, die die Fäden in der Hand hält. Jemand mit Einfluss. So viel Einfluss, dass die anderen schweigen.»
    Er lachte. «Jetzt verstehe ich. Sie glauben, dass es sich bei dieser Person um Johan Droth handelt.»
    Sie schwieg, was Karlvik als Zustimmung deutete.
    Er stützte die Ellbogen auf. Irgendwie wirkte er erleichtert. «Ich bin mir sicher, dass Sie sich irren», meinte er. «Johan Droth führt ein sehr puritanisches Leben. Er ist wirklich kein Mensch, den man mit Dekadenz in Verbindung bringen würde. Er …» Er unterbrach sich, als wäre ihm gerade eingefallen, dass er darüber lieber nicht reden sollte.
    «Wie gut kennen Sie Johan Droth?», fragte Annie.
    «Ich kenne ihn eigentlich kaum, würde ich sagen.»
    Ihr war klar, dass er es vorzog, sich im Zusammenhang mit ermordeten Prostituierten lieber nicht über Johan Droth zu äußern. Ebenso wenig in jedem anderen Zusammenhang.
    «Wahrscheinlich haben Sie recht», meinte Annie und verstaute ihren Block in ihrer Tasche. «Aber ich muss allen Spuren nachgehen. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, und entschuldigen Sie bitte den Auftakt. Ich hätte von Anfang an mit offenen Karten spielen müssen.» Sie suchte nach den passenden Worten. «Ich hatte keine bösen Absichten, sondern wollte nur jemanden treffen, der mein Bild vervollständigen konnte.»
    «Dann haben Sie hier nicht viel erreicht, fürchte ich.»
    «Ich hoffe, dass mein Besuch unter uns bleibt?»
    «Mir ist nicht ganz klar, wie ich jemandem davon erzählen könnte, ohne vollkommen verrückt zu wirken. Entschuldigen Sie meine Offenheit.»
    «Schon in Ordnung», erwiderte Annie und erhob sich. «Hier ist meine Telefonnummer.» Sie reichte ihm einen Zettel.
    «Warum sollte ich Sie anrufen wollen?», fragte er.
    «Vielleicht fällt Ihnen ja irgendwann auf, dass die Welt verrückt ist und nicht ich.» Den Arm hatte sie immer noch ausgestreckt. «Auf jeden Fall können Sie mich dann erreichen.» Sie legte ihre Telefonnummer auf Karlviks Schreibtisch und ging zur Tür.
    Ein paar Minuten nachdem Annie gegangen war, legte Jan Karlvik den Zettel mit ihrer Telefonnummer in die oberste Schreibtischschublade. Er bat seine Sekretärin, keine Telefonanrufe außer die seiner Frau durchzustellen. Er dachte an die Konferenz auf dem Gutshof zurück. Wenn er sich Johan Droth zusammen mit einer Frau vorstellte, schauderte es ihn.
     
    Als Annie in der Redaktion eintraf, rief Jan Wikholm sie zu sich.
    «Wo warst du, Lander? Ich habe dich gesucht.»
    «Ich hatte ein Interview. Wieso?», sagte sie und hoffte, dass Karlvik sich an ihre Vereinbarung gehalten hatte.
    «Komm», sagte Wikholm, «von Konow hat dir etwas mitzuteilen.» Es war ihm anzumerken, wie sehr ihm diese Worte widerstrebten.
     
    «Schlappschwänze!», brüllte Annie. Speicheltröpfchen landeten neben dem Foto von Carl von Konows Gattin auf dem Schreibtisch. Von Konow registrierte das stillschweigend. Zuerst war Annie erleichtert darüber, dass die Besprechung nichts mit ihrem Besuch bei Jan Karlvik zu tun hatte. Dann wäre es ihr aber fast lieber gewesen. «Ich will wissen, was los ist!»
    Von Konow lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. «Jetzt beruhige dich erst mal, Annie, und setz dich.»
    «Ich will mich nicht setzen.»
    «Denk an das Kind.»
    «Denk an deinen Ruf.»
    Er nickte und warf Wikholm einen raschen Blick zu. «Genau das tue ich, Annie. Die These, ich meine, die du in den Unterlagen aufstellst, die Jan von dir erhalten hat, kann diese Zeitung nicht so ohne weiteres unterstützen. Das Thema ist interessant, zugegeben, aber es gibt zu viele Mutmaßungen, vage Behauptungen von zweifelhaften Personen. Ich möchte deshalb, dass du einen Gang zurückschaltest.»
    «Bist du auch dieser Meinung?» Annie wandte sich an Jan Wikholm. Dieser nickte, ohne sie anzusehen. Schweißtropfen perlten auf seiner Oberlippe.
    «Und das hat nichts damit zu tun, dass du ebenfalls Mitglied in diesem Club bist?», wollte Annie von Carl von Konow wissen. «Damit, dass du Angst hast, wichtigen Personen unbequem zu werden?»
    Von Konow musterte sie. Er hatte vorausgesehen, dass sie ihm diese Frage

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