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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Presseclub gehen würde. Es war zwar Donnerstag, aber wenn er verkatert war, dann trank er normalerweise an zwei Abenden hintereinander, um seine Panik zu unterdrücken.
    Sie lehnte sich zurück und überflog den Text, den sie geschrieben hatte. Sie würde Halbwahrheiten und Mutmaßungen als Fakten präsentieren. So weit war es nun schon mit ihr. Die demokratische Pflicht der Journalistin, dachte sie und lachte. Dies würde ein ungewöhnlicher Artikel werden und Teil der Kriegsführung sein. Es hieß ja immer, das erste Opfer des Krieges sei die Wahrheit. Von Konow und Wikholm hatten die Regeln aufgestellt. Sie ließ sich einfach nur auf das Spiel ein. Ein einziger Fehltritt bringt mich schon nicht in die Journalistenhölle, dachte sie. Und mit etwas Ärger an der Pforte kann ich leben.
    Sie hatte versucht, Max zu erreichen, um ihm zu sagen, dass es spät werden würde. Er war nicht ans Telefon gegangen. Sie reichte Bergström ihren Artikel.
    «Späte Änderung. Anweisung von Wikholm.»
    Bergström zog die Brauen hoch. «Davon weiß ich nichts. Janne hat vor Feierabend noch bei mir vorbeigeschaut und kein Wort gesagt.»
    «Nun, der Text ist erst sehr spät fertig geworden.»
    «Allerdings.» Bergström kratzte sich am Kinn. «Nicht, dass ich dir nicht glauben würde, Annie, aber du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich Janne anrufe und mir das bestätigen lasse?»
    «Natürlich nicht.» Sie blieb vor Bergströms Schreibtisch stehen, während er Wiklunds Privatnummer wählte. Sie wusste nicht, ob ihre Übelkeit von ihrer Befürchtung verursacht wurde, Wikholm könne an den Apparat gehen, oder von ihrem schlechten Gewissen, weil sie Bergström anlog.
    «Guten Abend, Frau Wikholm, hier ist Bergström. Entschuldigen Sie, dass ich so spät noch störe. Könnte ich bitte mit Janne sprechen?» Er hörte sich die Antwort an, verzog das Gesicht und beendete das Gespräch. «Offenbar ist er nicht zu Hause», sagte er.
    Sie schmunzelten beide, und Annie spürte, wie ihre Anspannung nachließ.
    «Dann probieren wir es im Presseclub», meinte Bergström und wählte eine Nummer, die er im Kopf hatte. «Hier ist Hans-Christer Bergström von Schwedens bester Tageszeitung», sagte er, als abgehoben wurde, und lachte. «Ich suche meinen Chefredakteur, Herrn Wikholm. Ich warte.» Er warf Annie einen Blick zu und feixte. Sie kreuzte die Finger hinter ihrem Rücken.
    «Nicht?», sagte Bergström und runzelte die Stirn. «Grüßen Sie ihn, wenn Sie ihn sehen, und sagen Sie ihm, dass ihn seine Frau zumindest dort vermutet.» Er lachte über die Antwort am anderen Ende der Leitung. «Gut, bis dann», entgegnete er und legte auf. «Kein Janne weit und breit», sagte er und setzte seine Brille auf. «Wann hast du noch gleich mit ihm gesprochen?»
    «Kurz bevor er gegangen ist. Dann habe ich mich wahnsinnig angestrengt, um den Text fertig zu kriegen.»
    «So was teilt er mir aber immer mit.»
    «Er wirkte nicht sonderlich fit, als er aufbrach. Vielleicht war er mit seinen Gedanken woanders.»
    «Er muss aufpassen, fast sechzig und eine ziemliche Wampe. Ich passe auf.» Er tätschelte seinen Bauch. «Ich kümmer mich drum. Hoffentlich ist das jetzt in Jannes Sinn.»
    Annie verließ Bergströms Büro und kurz darauf das Zeitungshaus. Sie hatte das Gefühl, gerade einen Sprengsatz deponiert zu haben.
    6
    Eine fast leere Weinflasche stand auf dem Couchtisch. Annie rief nach Max. Keine Antwort. Sie zog die Schuhe aus und trat ins Wohnzimmer. Max saß mit Kopfhörern und Gitarre vor der Stereoanlage. Sie hörte die Klänge einer seiner Jazzplatten aus dem Kopfhörer und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er zuckte zusammen und warf das Weinglas um, das neben ihm auf dem Boden stand.
    «Scheiße!» Er brachte ein Plattencover vor dem Wein in Sicherheit. «Du hast mich ganz schön erschreckt.» Er nahm die Kopfhörer ab und sah sie an.
    An seinem Blick war zu erkennen, dass er die Flasche allein geleert hatte.
    «Ich bin gleich fertig», meinte er und setzte die Kopfhörer wieder auf. «Nur noch ein paar Minuten.»
    «Und der Wein?», fragte Annie und deutete auf die rote Pfütze auf dem Parkett.
    «Bring ich in Ordnung, sobald ich fertig bin.»
    Sie ging in die Küche, ohne sich die Jacke auszuziehen, holte einen feuchten Lappen und begann, den Wein aufzuwischen.
    Max sah sie an und setzte langsam die Kopfhörer ab. «Ich habe doch gesagt, dass ich das mache.»
    «Wenn wir einen faulen Sohn kriegen, der immer alles aufschiebt, dann wissen wir

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