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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Strafen zur Folge hätten. Es geht um Menschen, die sogar mit einem Mord davonkommen. Kann das möglich sein, wird sich der Leser denken, dass Menschen in Schweden, in unserem Rechtsstaat, ungestraft einen Mord begehen können? Ich glaube, die Antwort lautet ja.
    Seit Anfang der achtziger Jahre sind mehrere junge Frauen in Stockholm tot aufgefunden worden, ohne dass der Täter gefasst werden konnte. Diese Frauen hatten mehrere Gemeinsamkeiten: Sie waren Prostituierte. Sie waren unter dreißig. Sie wurden in Parks oder Wäldchen gefunden. Sie waren unbekleidet, als sie entdeckt wurden. Sie waren nicht am Fundort ums Leben gekommen. Ausführlich habe ich Prostituierte in Stockholm befragt und viel Zeit mit ihnen verbracht. Unter anderem auf der Malmskillnadsgatan, aber auch in ihren Wohnungen oder Wohnheimen. Sie haben mir eine erschreckende Wirklichkeit beschrieben und von Freiern aus der Oberschicht gesprochen. Männern, die sich allein oder mit Kollegen oder Freunden Prostituierte in ihre Wohnungen oder Hotelzimmer bestellen und mit ihnen nach Gutdünken verfahren; Männern, die der Auffassung sind, dass alles nur eine Frage des Geldes ist. Sie leben ihre Phantasien an Prostituierten aus, für die sie mit einem Hunderter extra bezahlen. Werden die Frauen verletzt, zieht das keine Klage nach sich, verschwindet eine dieser Frauen, wird sie von niemandem vermisst. Wie ist das möglich?
    Ich glaube, dass wir die Wahrheit über diese Verbrechen nicht sehen, weil wir sie nicht sehen wollen. Vielleicht auch, weil es jemanden gibt, der nicht will, dass wir sie sehen. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass es Beweise gibt. Jetzt ist nur noch ein Mensch mit offenen Augen vonnöten. Ein Mensch, der mutig genug ist, von Macht, Reichtum und Status abzusehen, der die Courage hat, sich für die ermordeten Prostituierten einzusetzen. Wir behaupten immer, dass es in Schweden, in unserem sicheren und gerechten Land, viele solcher Menschen gibt. Ich frage mich nur, wo?
    5
    Von Konow hatte Annies Artikel tatsächlich gedruckt, obwohl sie nicht ihre Zustimmung dazu erteilt hatte. Außerdem hatte er die Passagen gestrichen, die von dem zweifelhaften Vorgehen der Polizei, der Staatsanwaltschaft und der lichtscheuen Clubs handelten. Carl von Konows Clubs. Etwas anderes hatte sie auch gar nicht erwartet, wobei sich die Frage stellte, ob er auf Anweisung handelte. Annie war von Wikholm enttäuscht, aber nicht sonderlich erstaunt. Sie hatte ihm bei der Besprechung angesehen, dass er nicht den Schneid haben würde, sich für sie einzusetzen. Er hatte Angst. Vielleicht wollte er seine Stelle nicht verlieren, vielleicht gab es einen anderen Grund. Aus Angst hängte er sein Mäntelchen nach dem Winde. Sie war ihm am Morgen auf dem Gang begegnet und hatte seinen Gruß nicht erwidert. Ihm war anzusehen gewesen, dass er sich selbst verabscheute und dass er am Vorabend im Presseclub ordentlich über die Stränge geschlagen hatte. In der Hoffnung auf eine Unterredung trat er an ihren Tisch. Sie bat ihn, diese auf den folgenden Tag zu verschieben. Wikholm war verkatert und wagte es nicht, ihr zu widersprechen. Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe, damit er nicht merkte, dass sie etwas plante. Er hatte ein gutes Gespür dafür. Sie brauchte die ganze ihr zur Verfügung stehende Zeit, um etwas Druckreifes zustande zu bringen. Einen Text, der alle Männer mit schmutziger Phantasie aus ihren Löchern locken und sie dazu bringen würde, Klage gegen die Zeitung zu erheben. Eine Rache an Carl von Konow, die schmerzlicher sein würde als alles, womit er kontern konnte.
    Sie würde die Passagen verwenden, die er gestrichen hatte, und einen Artikel schreiben, der einen der exklusiven Herrenclubs mit den Morden an den Prostituierten in Verbindung brachte. Sie würde schreiben, dass es Indizien gab, die einen Zusammenhang zwischen dem Club und mehreren Ministern und Industriellen herstellten. Es würden Reaktionen folgen, und das Spiel konnte beginnen. Die Verleumdungsklage würde allerdings nicht der Mann anstrengen, den sie suchte. Denn dieser würde sich noch besser hinter den Schatten verstecken. Sie beschloss, Überstunden zu machen und zwischen der ersten und zweiten Ausgabe den Nachtchef Hans-Christer Bergström aufzusuchen und ihm von Wikholm auszurichten, dass eine späte Änderung vorgenommen werden müsse. Wenn sich Bergström bei Wikholm erkundigte, würde ihr Plan auffliegen. Ansonsten könnte es klappen. Sie setzte darauf, dass Wikholm in den

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