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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Freunde. Jedenfalls nicht nach ihrem Tod.»
    Annie schwieg eine Weile. «Sie müssen entschuldigen, aber ich bin ziemlich überwältigt.»
    Sture Hult erwiderte nichts, als würde er darauf warten, dass sie weitere Fragen stellte.
    «War das Zufall, was glauben Sie? Ich meine, dass sie ermordet wurde. Dass sie einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war?»
    Sture Hult überlegte. «Haben Sie jemals in Erfahrung gebracht, wer Ihr Vater ist?»
    «Nein», antwortete sie. «Die Informationen, die mir meine Pflegeeltern über meine Mutter hinterlassen haben, waren recht dürftig, und als ich selbst nachgeforscht habe, bin ich nur auf den Vermerk ‹Vater unbekannt› gestoßen.» Plötzlich richtete Annie sich auf, wobei sie vermied, ihren Ärmel in die Kaffeepfütze zu legen. «Wieso? Wissen Sie etwas?»
    «Ja», antwortete er ohne Zögern.
    «Und was?»
    «Leider nichts, was Sie erfreuen würde.»
    «Also gut», erwiderte Annie und bemühte sich, gefasst zu klingen. «Dann raus mit der Sprache.»
    Er ließ sich mit seiner Antwort ein paar Sekunden Zeit, dann sagte er: «Ich glaube, es ist der Mörder Ihrer Mutter.»
    9
    Das System funktionierte ausgezeichnet. Ein Anruf von Martin Hellsten. Ein Fax von einer Anwaltskanzlei in Luxemburg an das venezolanische Konsulat in New York zu Händen von Ruben Martinez. Es enthielt nur zwei Zeilen, die Außenstehenden als blanker Nonsens erscheinen mussten.
    JD - PH
    + 1 – 1500
    Ruben Martinez war nicht nur der Konsul, sondern kümmerte sich auch um die Geschäfte der Familie Droth in Südamerika. Er entnahm dem Fax, dass am nächsten Tag um 15  Uhr schwedischer Zeit eine telefonische Besprechung mit Johan Droth stattfinden würde. Normalerweise betrachtete Martinez zu diesem Zeitpunkt die Wandgemälde in der King Cole Bar des St. Regis Hotel, aber da dieses seit einem Jahr wegen Renovierung geschlossen war, nahm er den Anruf in einem Restaurant unweit vom Konsulat entgegen, in dem Frühstück serviert wurde.
    Johan Droth saß in einem Zimmer des Grand Hotel. Er wohnte nicht dort und zog es auch nicht in Erwägung, sich wegen seiner Rückenschmerzen auf dem Bett auszustrecken. Er brauchte nur ein Telefon. Für Telefonate, die sich nicht zurückverfolgen lassen durften, ließ er sich das Zimmer eines Hotelgastes geben, der den Tag in einem der Museen der Stadt verbrachte. Dieser rief dann ohne sein eigenes Zutun ein New Yorker Restaurant an und unterhielt sich mit einer Person, an die sich die Kellner nicht erinnern würden.
    «Es kam eine Kreditanfrage rein», begann Johan Droth, nachdem er sein Gegenüber begrüßt hatte, um sich zu vergewissern, dass er wirklich mit Ruben und sonst niemandem sprach. «Zehn Millionen, von einem Syndikat in New York. Ich will zwei Dinge wissen. Erstens: Ist die Anfrage glaubhaft? Eigentlich hätte sie ja über dich laufen müssen. Zweitens: Wozu wird das viele Geld benötigt? Wenn mein Verdacht zutrifft, würde das auch klären, warum du nicht kontaktiert worden bist. Nämlich weil sie wissen, was du ihnen antworten würdest. Ich höre.»
    «Ich möchte ein paar Worte zur Situation hier sagen», begann Ruben Martinez auf seine träge Art, nachdem er eine Weile nachgedacht hatte. «Im
New York Magazine
wurde sie unlängst folgendermaßen beschrieben, eine meines Erachtens zutreffende Darstellung. Unterbrich mich, falls dir etwas unklar ist», sagte er, weil er wusste, dass Johan Droth manchmal mitten im Gespräch auflegte, wenn er nicht länger zuhören wollte. «In New York gibt es 200   000 Junkies. Mit anderen Worten ist da viel Geld zu verdienen. Die Konkurrenz nimmt zu. Vor zehn Jahren hielt das Syndikat die meisten Fäden in der Hand, jetzt sind es die Israelis aus Brighton Beach, die Jamaikaner und die Pakistani. Auch der Druck vonseiten der Polizei nimmt zu. Vor zehn Jahren arbeiteten fünfhundert Beamte beim Rauschgiftdezernat, heute sind es zwölfhundert. Aber damit nicht genug: Mit dem Rauschgiftpreis geht es bergab. Vor fünf Jahren erzielte ein Kilo Kokain 47   000 . Jetzt liegt der Preis nur noch bei 12   000 . Schön für den Käufer, weniger schön für den Verkäufer.» Er lachte. «Das Syndikat in New York importiert seit langem Drogen aus Venezuela, was aber nicht mehr genügt, also hat es einen Deal mit den Sizilianern gemacht, der etwas geradezu Geniales hat, muss ich sagen. Das Heroin wird in den Ländern des Goldenen Dreiecks in Teakmöbeln verstaut und nach Indien und von dort weiter nach England transportiert.

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