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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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Allerdings!
    Er hatte in der Redaktion angerufen, und Annies Chef Wikholm hatte ihm von Annies Beurlaubung am Tag ihres Verschwindens erzählt. Sie hatte ohne Erlaubnis einen Artikel publiziert, und nun sei möglicherweise mit einer Verleumdungsklage zu rechnen. Der Inhalt ihres Artikels sei vollkommen aus der Luft gegriffen, das Produkt einer überehrgeizigen Journalistin, die keine Grenzen kenne. Munkenberg hatte den Artikel gelesen und musste Wikholm zustimmen. Ihre Mutmaßung, es gebe einen Club, in dem Frauen ermordet wurden, hielt er für unrealistisch. So sah die Welt nicht aus. Höchstens in den Diskussionen der Journalisten. Konspiration und Männer in dunklen Mänteln. In Munkenbergs Wirklichkeit wurden Verbrechen von Junkies aus Sollentuna begangen. Er wollte den Artikel später noch einmal genauer lesen, jetzt war es ihm wichtiger, die letzten Spuren von Annie Lander zu finden.
    Von ihrem Arbeitgeber hatte er erfahren, Annie Lander habe oft in der Kungliga Biblioteket gearbeitet. Munkenberg hatte einen Beamten mit einem Foto von Annie dorthin geschickt. Sie sah wirklich gut aus und blieb den Leuten ohne Zweifel im Gedächtnis. Am Nachmittag hatten sie einen Treffer gelandet. Ein Kommunistenpärchen, das die Bibliothek besuchte, weil dort einst schon Lenin saß, hatte Annie Lander gesehen. Die beiden waren sich ganz sicher. Sofern der Beamte sie nicht missverstanden hatte, war es zum Streit gekommen, weil der Mann Annie Lander hinterhergestarrt hatte. Daraufhin hatten sie die Bibliothek an diesem Tag unverrichteter Dinge und in Zwietracht verlassen. Jetzt saßen sie wieder im Lesesaal. Sie waren Forschungsstudenten oder so etwas. Jedenfalls konnten sie etwas Neues zum Fall beitragen: Annie Lander hatte weinend neben dem Münztelefon gestanden. Der Mann war sich seiner Sache sicher, deswegen hatte er sie ja auch angeschaut. Und nicht, weil sie eine Schönheit war. Das hatte dann wieder zu Streit geführt.
    Jedenfalls stand eindeutig fest, dass Annie am Freitagnachmittag in der Kungliga Biblioteket gewesen war. Sie hatte geweint. Ihr Mann war Musiker und arbeitete in einem Club in der Brunnsgatan. Sofern sie nicht seinetwegen geweint hatte, hatte sie vermutlich die Birger Jarlsgatan überquert, um sich von ihm trösten zu lassen.
    Munkenberg trat an den Stadtplan an der Wand und legte den Finger auf die Birger Jarlsgatan. Von der Kungliga Biblioteket zum Club in der Brunnsgatan, Ecke Malmskillnadsgatan konnte sie die Norrlandsgatan entlang- oder die Treppen der David Bagaresgatan hinaufgegangen sein. Munkenberg wollte dort Zettel mit ihrem Foto und einer Telefonnummer aufhängen lassen. Vielleicht brachte das nichts, aber einen Versuch war es wert. Vorausgesetzt, jemand hatte gesehen, wie Annie zu Max’ Club gegangen war, dann bestand Erklärungsbedarf. Ihr Mann hatte ausgesagt, sie am vorhergehenden Abend zuletzt gesehen zu haben. Sie hatten gestritten, er war auf der Couch eingeschlafen, und als er aufwachte, war sie nicht mehr da. Danach: nichts. Annie war von der Redaktion aus in die Kungliga Biblioteket gegangen. Dort hatte sie telefoniert, geweint und war kurz nach drei gegangen. Vielleicht kam es zu einem Treffen mit diesem Sture Hult, den Kay Orha erwähnt hatte. Sie hatte Orha erzählt, Hult habe Informationen über ihre Mutter. Orha und Lander kannten sich offenbar. Munkenberg hatte die Anweisung erteilt, Sture Hult ausfindig zu machen, ihn nach seinem Verhältnis zu Annie Lander zu befragen und in Erfahrung zu bringen, was er über ihre Mutter wusste. Dass sie ermordet worden war, stellte an sich schon eine Spur dar. Möglicherweise waren beide Frauen vom Unglück verfolgt. Annie Lander hatte die Bibliothek verlassen, und jemand hatte sie ermordet. Vielleicht lag sie wie eines der von ihr beschriebenen Opfer im Humlegården im Gebüsch. Das wäre ärgerlich, denn dann würde Gustafsson mit seiner idiotischen Theorie recht behalten. Bislang hatte jedoch noch kein Hundebesitzer angerufen, um einen Leichenfund zu melden.
    Munkenberg beschloss, sich mit den Prostituierten in Verbindung zu setzen, die Annie interviewt hatte. Vielleicht hatte sie den Straßenstrich in der Malmskillnadsgatan angesteuert, nachdem sie die Bibliothek verlassen hatte. Das Schlimmste an den Prostituierten war, dass sie für eine Tasse Kaffee und ein Käsebrot alles Erdenkliche zu Protokoll gaben. Zeigte man ihnen ein Foto, sagten sie immer, ja, verdammt, diese Person habe ich vor fünf Minuten noch gesehen. Er würde sich

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