Korrupt (German Edition)
ertränkt.»
Sture schüttelte den Kopf. «Sie wurde ermordet. Das Haus, in dem sie erschlagen wurde, wurde in Brand gesteckt, um Spuren zu zerstören. Dann wurde Karins Leiche in den Båven geworfen, damit es so aussah, als sei sie ertrunken. Es dauerte recht lange, bis die Polizei feststellte, dass es sich um Mord handelte, aber sie gab sich keine Mühe, den Täter zu finden.»
«Und aus welchem Grund wurde sie ermordet?»
Sture Hult zuckte mit den Achseln. «Eifersucht. Liebe. Vielleicht war es einfach praktisch. Ich hatte keine Gelegenheit, den Täter zu fragen.»
«Aber Sie wissen, wer es war?»
«Ich weiß, wem der Gutshof gehörte, auf dem sie vermutlich ihr Leben verlor.»
«Den Droths?», sagte Max.
Sture Hult sah ihn erstaunt an.
«Das weiß ich aus einem Artikel, den Annie in der Kungliga Biblioteket gelesen hat», erklärte Max. «Er erschien einige Tage nach dem Tod ihrer Mutter.»
«Den Droths.» Sture nickte. «Ich habe nie begriffen, warum sie unter ihrem Dach wohnen wollte. Das Siegel des Baphomet hing dort an den Giebeln.»
«Aber welche Veranlassung hatte ein Mann wie Johan Droth, Annies Mutter zu ermorden?»
«Das wollte ich Annie erzählen. Deswegen habe ich sie angerufen. Ich glaube, Johan Droth ist Annies Vater. Er war bereits verheiratet. Dass seine Geliebte schwanger wurde und das Kind dann auch noch behielt, brachte ihn in Gefahr. Vielleicht musste sie deswegen verschwinden. Dann war nur noch Annie übrig, und sie war so klein, dass sie sich an nichts würde erinnern können. Sie wurde einer Pflegefamilie übergeben und erfuhr nie etwas über ihre Herkunft.»
Max trank einen Schluck Wasser und sehnte sich nach einer Flasche Gin. «Entschuldigen Sie, aber das ist jetzt alles etwas viel.» Er starrte auf die Tischplatte. «Weiß Annie davon?»
«Nein, ich dachte, wir hätten mehr Zeit. Wir hatten uns verabredet, und als sie nicht aufgetaucht ist, habe ich bei Ihnen zu Hause angerufen. Dann habe ich aus der Zeitung erfahren, dass sie verschwunden ist. Ich habe etliche Male bei Ihnen angerufen, aber Sie waren schwer zu erreichen.»
«Warum haben Sie nicht die Polizei verständigt?»
«Weil jemand aus Polizeikreisen die Gegenseite informiert. Ich weiß aber nicht, wer. Ich traue keinem von denen.»
Max dachte an Munkenbergs Gesichtsausdruck, als er behauptet hatte, es gebe keinen Sture Hult. Was sollte er tun? Warum hatte ihm Annie nichts erzählt? «Wir fangen noch einmal von vorne an», sagte Max und wünschte sich, Patrik wäre bei ihm. «An welchem Tag haben Sie Annie angerufen?»
«Letzten Freitag. Also morgen vor einer Woche. Ich habe am Nachmittag angerufen, und wir haben ein Treffen für das Wochenende vereinbart. Dann bin ich nach Stockholm gefahren, um meine Tochter zu besuchen. Seither bin ich hier in der Stadt.»
«Und Sie haben Annie am Telefon erzählt, dass ihre Mutter ermordet wurde und sich nicht das Leben genommen hat?»
«Das wusste sie bereits.»
Max verspürte ein Stechen in der Brust.
«Was ich dazu beitragen konnte», fuhr Sture Hult fort, «waren Einzelheiten darüber, wie ihre Mutter gefunden worden ist. Wie nachlässig die Ermittlungen durchgeführt worden sind. Und meine Vermutung, dass ihr leiblicher Vater der Mörder ist.»
«Okay», erwiderte Max und schluckte. «Sie war also in der Kungliga Biblioteket, um Ihre Angaben zu überprüfen. Deswegen ging sie die alten Zeitungen durch.»
«Das klingt naheliegend.» Sture Hult nickte.
«Ich weiß, dass sich Annie eine Ausgabe von damals, als ihre Mutter zu Tode gekommen ist, angesehen hat. Dort gab es zwei Artikel: einen über den Fund der Leiche und einen über den Brand des Droth’schen Gutshofes.»
«Das klingt schlüssig.»
«Und was hat Annie dann gemacht?»
«Das weiß ich nicht», antwortete Sture Hult mit Nachdruck. «Können Sie mich einen Augenblick entschuldigen?» Er verschwand Richtung Toilette.
Max fiel ein, dass sich Johan Droths Name bereits vor Sture Hults Anruf auf Annies Liste befunden hatte, weil sie den Verdacht hatte, Johan Droth habe an den Festen mit den Prostituierten teilgenommen. In der Kungliga Biblioteket war ihr dann vermutlich aufgegangen, dass ihr Vater, der Mörder ihrer Mutter und der Mann vom Herrenbund ein und dieselbe Person waren. Welch haarsträubender Zufall! Vermutlich hatte sich Annie beim Verlassen der Bibliothek in einem Schockzustand befunden.
Max ging zum Tresen. «Gibt es hier irgendwo ein Telefon?»
«Leider nicht», antwortete die Kellnerin und
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