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Korrupt (German Edition)

Korrupt (German Edition)

Titel: Korrupt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kviby
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trat einen Schritt beiseite, als wollte sie das Telefon verbergen, das hinter ihr an der Wand hing.
    «Es ist wichtig», fuhr Max fort.
    Die Kellnerin sah ihn schweigend an.
    Max warf einen Blick Richtung Toilette und dann Richtung Tisch, auf dem ihre Tassen standen. Er sah auf die Uhr. Was konnte ihm ein alter Mann schon nützen? Er war dankbar für die Informationen, die ihm Sture Hult geliefert hatte, aber jetzt konnte Hult nichts mehr für ihn tun.
    «Ich bin mit einem älteren Herrn hier», sagte Max zu der Kellnerin. «Er ist gerade auf der Toilette. Könnten Sie ihm bitte ausrichten, dass ich mich später bei ihm melde? Ich muss dringend telefonieren.»
    Sie nickte mit sichtlich schlechtem Gewissen, das sie jedoch nicht dazu veranlasste, ihm das Telefon des Cafés zu überlassen.
    «Richten Sie ihm bitte meinen Dank aus.»
     
    Henrik Olsson trat in Begleitung eines Mädchens zur Tür herein, als das Telefon klingelte. Er betrachtete es eine Weile und beschloss, nicht dranzugehen, denn dazu hatte er weder Zeit noch Lust. Er hatte hingegen Zeit und Lust, mit dem Mädchen zu schlafen, das er in die Kanzlei mitgebracht hatte.
     
    Max ging zu dem Auto, das vor der Wohnung stand. Er hatte Henrik Olsson telefonisch nicht erreicht und sich entschieden, seine Anweisungen einfach zu ignorieren. Er musste etwas unternehmen. Plötzlich glaubte er zu wissen, was Annie getan hatte, als ihr aufgegangen war, wer der Gesuchte war. Logisch oder nicht, aber sie hatte den Ort aufgesucht, an dem alles begonnen hatte, den Gutshof Töversta.

Freitag, 20 . Oktober – Dienstag, 31 . Oktober 1989

Oktober 1959
    1
    Er saß am Küchentisch, trank eine Tasse Kaffee und las Zeitung. Auf dem Gut erhielt er die Zeitung immer erst kurz nach dem Mittagessen, manchmal sogar noch später. Während er seinen Kaffee trank, hörte er die Frau im Obergeschoss rumoren. Sie hatten gestritten, und er wusste, wonach sie suchte, aber alle brisanten Dinge hatte er in der Geheimkammer versteckt. Falls sie diese wider Erwarten entdeckte, würde in der Küche eine Lampe aufleuchten.
    Sie hatten diese Diskussion schon tausendmal geführt. Sie wollte heiraten, damit ihre Tochter nicht als uneheliches Kind aufwachsen musste. Aber in seinen Kreisen ließ man sich nicht scheiden. Er war oft untreu gewesen, aber nur ein einziges Mal war eine Geliebte schwanger geworden. Er hatte jahrelang für beide gesorgt, aber was sie jetzt von ihm verlangte, wollte er ihr nicht geben.
    Während einer hitzigen Diskussion am Vorabend hatte sie ihm gedroht, publik zu machen, dass der große Finanzmann Johan Droth ein Kind mit einer ehemaligen Fabrikarbeiterin hatte. Soweit sie wusste, war es durchaus möglich, dass es noch weitere uneheliche Kinder gab. Jetzt durchsuchte sie seine Sachen, um Beweise dafür zu finden. Sie wusste, dass ihr Wort im Vergleich zu seinem nichts wog. Das hatte er ihr auch gesagt: «Wem werden sie wohl glauben? Dir oder mir?»
    Nun hörte er sie die Treppe herunterkommen. Offenbar war das Mädchen aufgewacht und hatte Hunger. Diese Situation musste ein Ende haben. Karin durfte sein Leben nicht zerstören. Mit dem spießigen Glück, von dem sie träumte, wollte er nichts zu tun haben. Das würde er ihr sehr deutlich machen.
     
    Als Karin an diesem Nachmittag die Küche betrat, lief die Situation schnell aus dem Ruder. Schreiend drohte sie ihm damit, einem Journalisten, den sie kannte, alles zu erzählen, falls er seine Tochter nicht anerkannte. Daraufhin stieß er sie im Zorn von sich.
    Karin fiel mit dem Kopf gegen den gusseisernen Ofen. Das kleine Mädchen begann aus vollem Hals zu schreien, und plötzlich sah Johan Droth rot. Wie von Sinnen prügelte er auf Karin ein. Als er wieder zu sich kam, war sie tot. Er schleppte sie zum See hinunter, damit es so aussah, als wäre sie ertrunken. Dann holte er seine vor Schreck wie gelähmte Tochter aus dem Haus und zündete es an, um alle Spuren zu verwischen. Als die Feuerwehr und die Polizei eintrafen, gab er Karin die Schuld. Sie habe das Haus angezündet und sei dann ins Wasser gegangen. Sie sei ausgerastet, als er sie habe verlassen wollen. Erst glaubte man ihm nicht, aber dann ließ er seine Beziehungen spielen, und die Ermittlungen wurden eingestellt. Die Tochter kam in eine Pflegefamilie, und die ganze Geschichte wurde der düsteren Vergangenheit zugeordnet. Jetzt brachte sie sich jedoch albtraumhaft wieder in Erinnerung.
    Damals vor dem Club hatte Johan Droth die junge Frau sofort erkannt. Sie

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