Korrupt (German Edition)
sofort zwei Millionen haben», sagte Buster, streckte zwei Finger in die Luft und sah Vitomir an. «Und wenn alles gut läuft, kommt das große Geld.» Buster saß auf Henrik Olssons Ledersofa.
«Von welchen Summen sprechen wir?», wollte Henrik Olsson wissen.
«Zehn Millionen Dollar als Anfang. Jedes Mal. Vielleicht mehr. Danach hängt alles davon ab, wie viel Vitomir zu welchen Bedingungen entgegennehmen kann.»
Ein Gewährsmann Busters hob das Geld auf Curaçao oder in Breganzona ab und verstaute es in Sporttaschen im Handgepäck. Ein Gewährsmann Vitomirs war in der umgekehrten Richtung unterwegs. Vielleicht begegnen sie sich ja auf dem Weg, dachte Vitomir.
«Und wie sehen die richtigen Bedingungen aus?»
«Dass keine Spur zu mir zurückführt, falls etwas schieflaufen sollte. Ich weiß, wozu Sie das Geld verwenden, möchte aber über Details nicht unterrichtet werden.»
«Es ist nicht so, dass ich Ihnen auf Ansichtskarten mitteile, wie es läuft, Partner. Ich habe die Verantwortung dafür, dass das Produkt problemlos sein Ziel erreicht», sagte Vitomir. «Wenn alles verkauft ist, teilen wir das Geld.» Bei solchen Größenordnungen musste er mit Božko verhandeln und ihm eine Gewinnbeteiligung anbieten, damit er das Heroin aus Mazedonien ausführen durfte.
«Was springt also für jede investierte Million heraus?», fragte Buster Droth.
Vitomir sah Henrik Olsson an, und dieser antwortete: «Mindestens das Dreifache.»
Buster nickte. «Und falls unterwegs was passiert?»
«Dann ist das Geld weg», sagte Vitomir. «Ihres und meins. Ich investiere genauso viel wie Sie. Das ist Ihre Garantie dafür, dass alles klargeht.»
«Wem übergebe ich das Geld?»
«Ranko ruft Sie an.»
Buster Droth streckte die Hand aus. «Partner.»
«Zwei Dinge, ehe wir zu betrunken sind», sagte Henrik Olsson und lehnte sich vor, bis Vitomir seine Cognacfahne riechen konnte. «Ich habe Kenneth die Zinsen ausgezahlt. Er wollte wissen, ob er noch mehr investieren kann.»
«Und was hast du gesagt?»
«Dass im Augenblick keine Möglichkeit besteht.»
«Gut. Aber halte ihn dir warm. Man weiß nie.»
«Verstanden. Und das andere …» Henrik Olsson wurde von dem Mädchen mit dem rosa Lippenstift unterbrochen. Sie hatte sich hinter ihn gestellt, beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Henrik hörte lächelnd zu und schaute gleichzeitig in ihren Ausschnitt. Um den Tisch entstand ein Gedränge. Mädchen wollten Drinks, und Männer wollten Vitomir die Hand schütteln. Normalerweise hätte Vitomir alle weggeschickt, aber an diesem Abend hatte er gute Laune.
Ranko kam von der Toilette zurück. Vitomir versuchte, seinen Blick aufzufangen. Ranko hob sein Glas, um ihm zuzutrinken. Vito und Avram griffen zu ihren Gläsern und tranken. Henrik Olsson schaute in eine andere Richtung. Ranko und Avram diskutierten lebhaft und klopften sich dann gegenseitig auf die Schulter. Vitomir betrachtete Henrik Olsson, der sich zurückgelehnt mit dem Mädchen mit dem rosa Lippenstift unterhielt. Vitomir konnte kein Wort verstehen, lächelte aber. Bald würde ihm diese Stadt gehören. Alles. Vielleicht das ganze Land. Er würde flächendeckender sein als McDonald’s.
«Henrik», sagte Vitomir und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er sah Vitomir an und dann das Mädchen, um sich einen Augenblick zu entschuldigen.
«Ja?»
«Da war doch noch was?»
«Ja, verdammt», antwortete Olsson. «Könntest du mir einen Gefallen tun? Ich habe einen Mandanten, der nicht weiß, was gut für ihn ist und deswegen in Schwierigkeiten gerät. Er soll friedlich zu Hause bleiben, aber ich habe allen Grund anzunehmen, dass es ihm schwerfällt, diese Anweisung zu befolgen. Ich brauche jemanden, der ihn ein paar Tage lang beschattet. Nichts Aufwendiges. Nur ein Wagen, der ihm folgt, und ein Anruf bei mir, falls er irgendwelche Dummheiten macht.»
«Sonst nichts? Nur beschatten?»
Henrik Olsson zuckte mit den Achseln. «Ich will nur, dass er keinen Unsinn macht, denn sonst kann ich seinen Prozess nicht gewinnen, falls es dazu kommen sollte. Es ist mir ein persönliches Anliegen, dass er keinen Ärger kriegt, um es einmal so auszudrücken. Nicht nur als sein Anwalt.» Er lächelte. «Kannst du mir behilflich sein?»
Vitomir Jozak nickte. «Ranko», rief er über den Tisch. «Dein letzter Drink. Du hast Arbeit.»
Als Vitomir Jozak sich am nächsten Tag im Badezimmerspiegel sah, fand er, dass er erschöpfter aussah denn je. Er war auch hässlicher denn
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