Korrupt (German Edition)
böse?»
«Nein», antwortete Max.
«Gut. Wissen Sie, was Sie jetzt tun sollten?»
«Woanders hingehen?»
Henrik Olsson lachte. «Sie sollen nach Hause gehen und keinen Fuß vor die Tür setzen, höchstens um Milch zu kaufen. Ich rufe Sie an. Sagen Sie ja, wenn Sie mir zustimmen, oder schweigen Sie, wenn Sie nicht ja sagen wollen.»
«Ja», antwortete Max und breitete resigniert die Arme aus.
«Gut. Sie helfen niemandem, indem Sie sich hier aufhalten, Max.» Henrik Olsson zündete sich eine weitere Zigarette an. «Weder sich selbst noch Annie.» Er blies den Rauch in die Luft. «Gehen Sie jetzt nach Hause und nehmen Sie ab, wenn ich anrufe.»
Max setzte sich in Bewegung und versuchte, sich bei jedem Schritt einen schlauen Einwand auszudenken, der es ihm ermöglichen würde umzukehren. Als er die Ecke der Kungsträdgårdsgatan erreichte, war ihm immer noch nichts eingefallen. Er drehte sich um. Henrik Olsson war verschwunden.
5
Vitomirs Blick fiel auf eine Blondine mit rosa Lippenstift, die an seinem Tisch stehen geblieben war. Er lehnte sich zurück, trank einen großen Schluck Bier und bewegte den Kopf im Takt der Musik. Er interessierte sich nicht für sie. Und auch für keine andere. Noch nicht.
«Vielleicht wäre die ja was für dich, Henrik», sagte er, klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch und nickte in Richtung Blondine. «Dein neuer Anzug zahlt sich aus.»
Henrik Olsson betrachtete erst das Mädchen, dann Vitomir. Er lächelte. «Ich bestelle mir nur noch einen Kaffee, dann nehme ich sie mit nach Hause. Danke für den Tipp.»
Vitomir lachte, dann lächelte er dem Mädchen zu und zündete sich eine Zigarette an. Avram und Ranko hatten ihn ein paar Stunden zuvor zu Hause abgeholt. Dann hatten sie sich mit Henrik Olsson getroffen, gegessen, und jetzt war der Tisch mit Gläsern vollgestellt.
Am Vorabend war ein neuer Lastwagen eingetroffen. Ihr Kontakt beim Zoll in Trelleborg hatte gute Arbeit geleistet. Die Fahrt war reibungslos verlaufen, und am Morgen hatten sie alles problemlos in Västberga abgeholt. Ein halbes Kilo braunes Heroin, das gestreckt, umgepackt und dann weiterverteilt werden würde. Siebenhundertfünfzigtausend würde er dafür bekommen. Bald erreichte sein Umsatz den siebenstelligen Bereich. Sie hatten bereits etwas mehr als drei Kilo verkauft, konnten aber noch mehr absetzen, wenn sie den Preis etwas senkten. Sie mussten jedoch vorsichtig sein, um den Markt nicht kaputt zu machen. Sie verstanden sich darauf, Geld einzutreiben, aber sie konnten es sich auch erlauben, den Zwischenhändlern hin und wieder Kredite zu gewähren. Schließlich verkaufte er nicht an die Junkies direkt, sondern an die Dealer, die die Ware in einem der von ihm kontrollierten Restaurants abholten. Die Zwischenhändler waren sein Puffer gegen Dealer, die den Idioten, die sich das Zeug tatsächlich in die Armbeuge spritzten, das Päckchen übergaben. Viele Leute also, die ihren Anteil erhielten, aber es lohnte sich, denn dadurch streute er das Risiko. Das Dope, das er verkaufte, war zu 75 Prozent rein im Gegensatz zu dem Dreck aus Estland. Deswegen ließ es sich noch etwas strecken. Dope aus Estland war nur zu zehn Prozent rein, und sogar Junkies verlangten Qualität. Für nächstes Jahr setzte er sich das Ziel, zehn Kilo zu verkaufen. Er wollte sich weitere Restaurants für die Distribution zulegen, vielleicht auch ein paar Pizzerien. Er dachte auch an ein paar Kuriere, die mit präparierten Autos unterwegs sein würden. Er hatte eine Vereinbarung mit einem Automechaniker getroffen, der Autos umbaute, sodass sich darin größere Drogenmengen unauffällig verstauen ließen. Er würde das Geld in der Kasse dafür verwenden, eine größere Partie zu kaufen und die Kuriere zu bezahlen. Einige hatten Schulden bei ihm und wussten noch nichts von ihrem Glück. Auf diese Weise würden sie ihre Schulden begleichen.
Die Zeiten waren gut. Er hatte nichts gegen Olof Palme gehabt, aber ein erfreulicher Nebeneffekt seiner Ermordung war der, dass alle Dezernate, auch das Rauschgiftdezernat, Beamte für die Mordermittlung abstellen mussten. Die Drogenermittler hatten ein paar Jahre damit vergeudet, nach Kurden statt nach Kokain zu suchen. Vitomir hatte in dieser Zeit seine Handelskette aufgebaut. Mit etwas mehr Geld würde er ein neues Niveau erreichen. Und es stand mehr Geld ins Haus. Am Vortag hatte er in Henriks Kanzlei Buster Droth getroffen, und das Treffen war erfolgreicher verlaufen als erwartet.
«Sie können
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