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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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zu können. Seiner Miene nach zu schließen, ging es Tristan ähnlich.
    Leise trat Prudence zur Seite und beobachtete, wie die beiden Brüder sich ansahen, voller Staunen, voller Freude. Kurzfristig fühlte sie sich ausgeschlossen.
    Doch dann dachte sie sich, dass sie tatsächlich nicht dazugehörte. Es war nicht ihre Familie, nicht ihr Heim. Ihre Familie war ihre Mutter, und sie würde auf sie warten, um zu hören, wie der Abend verlaufen war.
    Prudence war sich nicht sicher, was sie sagen würde, aber es hatte nichts mit dem zu tun, was in der Kutsche passiert war.
    Die Erinnerung daran brannte lichterloh in ihr. Die Leidenschaft, die sie empfunden hatte, die Liebe, die sie auch jetzt noch wärmte - das alles war wirklich.
    Bloß deswegen noch lange nicht möglich.
    Nein, sie würde die Beziehung mit Anstand beenden. Ganz einfach. Er brauchte von ihren Gefühlen nie zu erfahren, vor allem weil er sie ja nicht teilte.
    Oder vielleicht doch? Bei diesem Gedanken tat ihr Herz einen Satz. War es vielleicht möglich, dass Tristan sich etwas aus ihr machte? In letzter Zeit war er sehr aufmerksam, und wie er auf die Männer heute Abend auf der Dinnergesellschaft reagiert hatte, war ja auch ziemlich merkwürdig gewesen, obwohl sie es erst auf seinen Stolz zurückgeführt hatte. Nur vielleicht ... vielleicht hatte es ja doch mehr zu bedeuten.
    Aber würde das den Ausschlag geben? Änderte dies etwas daran, dass er nun einmal war, wie er war? Sie versuchte sich vorzustellen, wie er zur Ruhe kam und sich niederließ. Doch alles, woran sie sich erinnerte, war seine bittere, sehnsüchtige Miene, als er aus dem Fenster hinaus aufs Meer gestarrt hatte.
    Welche Zukunft konnte ihre Beziehung schon haben, wenn Tristans größter Wunsch darin bestand, wieder zur See zu fahren ... sie zu verlassen? Zwar war ihr klar, dass ihm das aufgrund seiner Verletzung verwehrt bleiben musste. Aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sein Herz schon an etwas anderem hing. Sie würde sich nicht damit zufriedengeben, in seinem Leben die zweite Geige zu spielen. Wenn sie aus ihrer Ehe mit Phillip etwas gelernt hatte, dann das: Eine Liebesbeziehung konnte nur funktionieren, wenn alle Beteiligten sich mit ganzem Herzen dafür einsetzten. Füreinander und für die Beziehung.
    Sie zog den Mantel enger um sich und beobachtete im Schein der Laterne Tristans Gesicht. Er hatte einen Schnitt am Kinn und war immer noch ganz rot vor Anstrengung und Kälte.
    In diesem Moment war er ihr so unglaublich lieb und teuer, dass ihr das Herz wehtat.
    Christian rappelte sich auf die Füße, wobei er leicht ins Schwanken geriet. Sofort war Tristan an seiner Seite und legte seinem Bruder den Arm um die Schultern. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie Tristans Bruder angeschossen hatte.
    Zitternd legte sie die Hand an die Stirn. „Tristan, ich wollte deinen Bruder nicht verletzen! Also, natürlich wollte ich es, aber wenn ich gewusst hätte, wer er ..."
    „Unsinn“, erklärte Christian und warf ihr ein Lächeln zu. „Sie haben Tristan doch nur beschützt. Ich bin froh, dass er in so gute Hände geraten ist.“
    Prudence lief rot an. „Sie irren sich. Ihr Bruder und ich sind nicht... “
    „Madam?“ Reeves ergriff ihren Arm. „Machen Sie sich kein Gewissen, weil Sie Master Christian angeschossen haben. Die Kugel hat ihn kaum gestreift.“
    „Aber ... ich habe direkt auf ihn gezielt.“
    Tristan grinste und hob etwas hoch. „Du hast ihn direkt in seine Taschenuhr getroffen. “
    Prudence starrte den verbeulten Zeitmesser in Tristans Handfläche an.
    Christian lachte, zuckte dann aber zusammen. „Ich blute und habe blaue Flecke, sterben werde ich hingegen nicht. Außerdem haben Sie nichts gemacht, was ich nicht auch getan hätte. Tatsächlich beglückwünsche ich Sie zu Ihrer Tapferkeit, Madam.“
    Er hustete leicht und stöhnte dabei. Tristan rief nach John, dem Kutscher, damit er ihm helfe, seinen Bruder auf ein Pferd zu setzen.
    Prudence sah zu und fühlte sich mit jedem Moment elender.
    „Madam?“
    Sie sah zu Reeves auf. „Ja?“
    „Soll ich Sie nach Hause bringen? Seine Lordschaft wird vielleicht eine Weile brauchen. Master Christian möchte zu sich nach Hause, nicht zum Cottage.“
    „Ja, vielen Dank. Das wäre sehr nett.“
    Tristan kam zu ihnen herüber, wobei er bei jedem Schritt vor Schmerzen zusammenzuckte. „Prudence, ich möchte mit dir reden. “
    Ihr war das Herz schwer, doch sie rang sich ein Lächeln ab. „Du musst jetzt bei deinem Bruder

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