Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
Vom Netzwerk:
nickte und fragte sich, ob Christian vielleicht recht hatte. Er hatte genug zu essen. In seinem Haus war es warm und behaglich. Er hatte seine Männer zur Gesellschaft. Und wenn er ein gewisses Bedürfnis verspürte, hatten ihn die Schankmädchen in der Stadt immer willkommen geheißen.
    Wenn er nur etwas mehr Geld hätte, um seine Männer zu unterstützen, wäre sein Leben vollkommen. Außer einer Sache ... Prudence.
    Überall im Cottage waren kleine Erinnerungen an Prudence: Der Sessel stand lächerlich nah am Sofa, das Frühstück wurde ihm ab jetzt immer in der Bibliothek serviert, und Stevens hatte im Dielenschrank einen speziellen Haken für ihren Mantel angebracht. Eigentlich kleine Dinge, und doch verliehen sie seinem Cottage ein gewisses Etwas. Vielleicht etwas Heimeliges.
    Sein Herz zog sich zusammen. Er hatte schon an vielen Orten gewohnt. In vielen Ländern gelebt. Und bei vielen Frauen gelegen. Doch keine hatte es bisher vermocht, ihm dieses spezielle Gefühl zu vermitteln - die Wärme eines Zuhauses. Er biss die Zähne zusammen. Früher hatte er auch einmal ein Zuhause gehabt. Und es war ihm entrissen worden, als man seine Mutter verhaftet hatte. Der Schmerz verfolgte ihn auch jetzt noch. Er brauchte kein neues Zuhause. Er brauchte ...
    Zum Teufel, er hatte keine Ahnung, was er brauchte. Es gab eine Zeit, da hätte er geschworen, dass sein Glück nur davon abhing, dass er wieder segeln konnte. Jetzt ... jetzt war er sich da nicht mehr so sicher. Sein ganzes Leben fühlte sich leer an, sogar sinnlos. Verdammt. Was war nur los mit ihm? War es möglich ... lag es an Prudence? War es die Vorstellung, er könnte sie nie Wiedersehen, bei der er sich so elend fühlte?
    Eine seltsame Leere machte sich in seiner Brust breit. Sie hatte sich in sein Leben geschlichen und es verändert, ohne dass er es überhaupt bemerkt hatte.
    „Tristan?“
    Er sah auf.
    Sein Bruder hatte den Stuhl näher herangezogen und saß nun dicht bei ihm. „Tristan, was ist los mit dir? Du sitzt hier und bist manchmal gar nicht richtig da. Dich bedrückt doch etwas!“
    „Prudence.“ Das Wort hing zwischen ihnen.
    Christian seufzte. „Du bist verliebt.“
    „Das nicht. Ich ... ich mache mir einfach etwas aus ihr.“ 
    „Du bist verliebt.“
    „Verdammt noch mal ..."
    „Ich sehe doch die Anzeichen. Du, mein liebster Bruder, hast dich schwer verliebt. Sehr schwer.“
    Tristan fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Sie ist mir wichtig, ja, aber ...“
    Christian beugte sich vor, und plötzlich war alle Heiterkeit aus seinem Blick verschwunden. „Wenn es um die Liebe geht, gibt es kein Aber. Tristan, wenn du sie liebst, musst du etwas unternehmen.“ Langsam stand er auf, rieb sich die Brust und zuckte vor Schmerz zusammen. „Das Leben ist ungewiss. Wenn du die Dame willst, musst du sie zu der deinen machen. Andernfalls ..." Er zuckte mit den Schultern. „Andernfalls verlierst du sie, und dann bleibst du allein zurück. Wieder einmal. “
    Die Gewissheit, mit der er diese Worte äußerte, traf Tristan bis ins Innerste. Doch sie halfen ihm auch, sich zu entscheiden. Christian hatte recht, es gab keinen Grund zu zögern. Morgen würde er sie besuchen und alles in Ordnung bringen. Er nahm seinen Stock und stemmte sich hoch. „Danke, Christian. Ich werde tun, was du sagst.“
    Es war wunderbar, seinen Bruder wiederzuhaben. Jetzt brauchte er Prudence nur noch zu überzeugen, dass sie ebenfalls zu ihm gehörte.

19. KAPITEL
    Im Notfall wird sich kein echter Butler von speziellen Maßnahmen abhalten lassen, die einem Mann von seiner Klasse und Erziehung unter normalen Umständen verhasst wären. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen.
    Leitfaden für den vollkommenen Butler und Kammerherrn von Richard Robert Reeves
    Prudence blinzelte. „Verzeihung. Was haben Sie gerade gesagt?“
    Mrs. Fieldings schniefte. „Ich sagte, es ist der Captain oder der Earl oder wie auch immer er heißt. Er ist da. Im Salon.“ „Aber ... aber ..." Prudence saß in ihrem Schlafzimmer vor dem Spiegel, eine Bürste in der Hand. Sie blickte auf ihr Nachthemd. „Er ist jetzt zu Besuch gekommen?“
    Mrs. Fieldings verschränkte die Arme. „Der frühe Vogel fängt den Wurm.“
    „Mir sind Ihre Würmer völlig egal. Es ist halb acht in der Frühe! “ Prudence ließ die Bürste sinken und beeilte sich, ihr Haar zu einem eleganten Nackenknoten aufzustecken. Mithilfe der Haushälterin war Prudence bald angekleidet und eilte die Treppe

Weitere Kostenlose Bücher