Korsar und Kavalier
verlangen, dass du mich fallen lässt.“
Sie wartete, und nach einem Augenblick zuckte er nur mit den Schultern. „Dann erzählen wir es ihnen eben nicht. Ich sage einfach, du hättest mich unterrichtet. Sobald das Vermögen mir gehört, kann ich tun und lassen, was ich will. Es würde ihnen recht geschehen, wenn ich sie derart an der Nase herumführen würde.“
Sie versteifte sich und sah ihn an. „Ich werde mich vor diesen Männern nicht verstecken. Jetzt nicht und sonst auch nicht.“
„Ich habe wirklich nicht anregen wollen, dass du dich versteckst, nur ... “ Er rieb sich über das Gesicht, als ränge er nach Worten.
Prudence wusste nicht, was sie sagen sollte. Das war ja noch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Er wollte ihre Verbindung geheim halten und sie dann, wenn es nicht mehr darauf ankam, zum Beweis seiner Rebellion überall hinausposaunen. „Wie schmeichelhaft“, fuhr sie ihn an, nicht in der Lage, zu verbergen, wie verletzt sie war.
Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. Er wirkte verwirrt. „Prudence, mir ist es wirklich ernst.“ „Das glaube ich nicht. Tristan, ich werde dich nicht heiraten. Weder heute noch morgen. Niemals.“
Er blinzelte. „Was?“
„Du hast mich gehört. Ich will bei deinen Spielchen nicht mitmachen. Und jetzt habe ich anderes zu tun, wenn es dir nichts ausmacht. Bitte komm nicht wieder. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. “ Mit wild klopfendem Herzen drehte sie sich auf dem Absatz um, ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Sobald sie ins Schloss gefallen war, hob sie die Röcke und rannte die Treppe in ihr Zimmer hinauf. Die Tränen begannen schon zu fließen, bevor sie ihr Ziel erreicht hatte, doch zumindest war ihr die Peinlichkeit erspart geblieben, vor dem Mann, den sie über alles liebte, in Tränen auszubrechen.
„Hmmm“, meinte Reeves nachdenklich. Er schürzte die Lippen und schüttelte dann den Kopf. „Ich kann mir keinen Reim darauf machen, Mylord. Ich schlage vor, dass Sie Mrs. Thistlewaite vergessen.“
Tristan blinzelte. „Sie vergessen?“
„Ja, Mylord. Es hört sich so an, als hätte Mrs. Thistlewaite nicht so viel für Sie übrig, wie Sie dachten.“ Reeves wedelte mit der Hand. „Ich würde sie einfach vergessen und mir eine andere suchen. Mit dem Titel und dem Vermögen in der Tasche sollten Sie unter allen Frauen in der Gegend freie Auswahl haben.“ Reeves sah Tristan an. „Warum sich mit der Witwe zufriedengeben? Sie könnten es noch viel, viel besser treffen.“
Tristan knirschte mit den Zähnen. „Ich will aber keine andere. “
Reeves zuckte mit den Schultern und nahm das Tablett auf. „Ich würde vorschlagen, dass Sie sich alles ein, zwei Tage in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und dann entscheiden. Sie haben Mrs. Thistlewaite ja bereits gesagt, dass Sie sich ohnehin erst nach dem Treffen mit den Treuhändern zu ihr bekennen können, es besteht also kein Grund zur Eile. Vielleicht kann sie in der Zwischenzeit Dr. Barrow trösten. “ Der Butler wandte sich zum Gehen.
„Reeves.“
„Ja, Mylord?“
„Ich wollte Prudence nicht beleidigen, als ich ihr vorschlug, es den Treuhändern nicht zu erzählen. “
„Nein, Mylord, gewiss nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass die Worte dennoch ziemlich ... verletzend gewirkt haben.“
Tristan rieb sich die Stirn. „Ich werde mich bei ihr entschuldigen. Ich ... ich möchte, dass sie zu meinem Leben gehört. “
„Dürfte ich fragen, warum, Mylord?“
Warum? Weil er sich nicht vorstellen konnte, ohne sie zu leben? Weil es den Anschein hatte, als hinge sein ganzes Glück allein von ihr ab? Irgendwie wollten ihm die Worte nicht über die Lippen. Tristan sah auf den unberührten, gedeckten Tisch. „Ich frühstücke nicht gern allein.“
Reeves folgte Tristans Blick. „In der Tat, Mylord. Allein zu frühstücken ist ja auch sehr unangenehm. Ein schlimmes Dilemma, Mylord.“
„Verdammt, ich weiß! “
„Jawohl, Mylord. Wenn Sie Mrs. Thistlewaite besuchen und sich ihr jetzt erklären, riskieren Sie es, das Vermögen zu verlieren. Wenn Sie abwarten, bis die Treuhänder abgereist sind, riskieren Sie es, den Eindruck zu vermitteln, dass Ihnen das Vermögen wichtiger ist als sie.“
„Genau.“
„Mylord?“
„Ja?“
„Ich bin mir ganz sicher, dass Ihnen etwas einfallen wird.“ Der Butler wandte sich ab und ging hinaus.
„Verdammt noch mal“, brummte Tristan. „Wozu hat man einen Butler, wenn ihm nichts Besseres als das
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