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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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alle?“ Die Worte waren kaum über ihre Lippen, als die Tür aufgerissen wurde. Doch kein wutentbrannter Captain stand vor ihr und starrte erbost auf sie nieder. Stattdessen starrte ihr Stevens entgegen, blinzelnd, als wäre er gerade erst aufgestanden. Über dem gestreiften Hemd trug er einen Überrock aus schwarzem Baumwollstoff, auf dem Kopf ein geknotetes buntes Tuch. Er sah ziemlich piratenhaft aus. Als er sie erkannte, hielt er mitten im Gähnen inne. „Bei allen Weltmeeren, Madam. Ich dachte schon, ein Geldeintreiber steht vor der Tür, um sich sein Moos abzuholen, aber echt.“ Demnach war es um die finanziellen Verhältnisse des Captains nicht zum Besten bestellt, ja? Das hätte sie nicht überraschen sollen. „Ich bin kein Geldeintreiber.“
    „Nein, natürlich nicht, Mrs. Thistlewaite. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“
    „Ich möchte den Captain sprechen.“
    „Oho, so ist das also! Na, wie auch immer, ich kann Sie nicht reinlassen. Ich bin doch keiner, der ein Frauenzimmer heimlich ins Haus lässt, wenn es nicht eingeladen ist!“
    „Ich wurde aber eingeladen.“
    „Von wem denn, wenn ich fragen darf? Doch nicht vom Käpt’n, der würde hier auch kein Frauenzimmer Das Gesicht des rundlichen kleinen Mannes hellte sich auf. „Ah, jetzt weiß ich, wer Sie eingeladen hat! Das war John Pewter, stimmt’s?“
    „John ... nein. Ich weiß nicht mal, wer das ist ...“
    Stevens streckte die Hand ein gutes Stück über seinen Kopf. „Ungefähr so groß, blondes Haar, das er sich hinten zusammenbindet, leichtes Hinken im rechten Bein?“
    „Ich glaube nicht... “
    „Wahrscheinlich hat er nicht daran gedacht, seinen Namen zu sagen, aber egal. Ich habe ihn in die Schenke geschickt, dass er dort ein Mädel aufgabelt, aber wenn er stattdessen Sie gefunden hat ... “
    „Mich hat noch nie jemand in einer Schenke aufgegabelt!“
    Stevens wirkte enttäuscht. „Nein?“
    „Nein!“
    „Ach, na dann. Schade. “ Vertraulich senkte er die Stimme. „Die Jungs und ich dachten, der Käpt’n könnte ein bisschen Aufmunterung vertragen, und daher haben wir ...“ In ihre Miene musste ein gewisser Ausdruck getreten sein, denn er wurde plötzlich rot und trat zur Seite. „Ist ja egal. Kommen Sie rein. Draußen ist es zu kalt, um sich über Einladungen zu kabbeln.“
    Die Wärme war verlockend. Prudence trat eifrig vor, wurde jedoch von ihrem roten Schal zurückgezerrt. „Ach ja! Moment mal.“ Sie drehte sich um, stemmte die Fersen in den Boden und zog mit aller Kraft. Stückchen für Stückchen wurde Mrs. Fieldings, das Schaf, über die Schwelle gezerrt. Es hatte den Kopf gesenkt, um sich besser zur Wehr setzen zu können. Sobald es über die Schwelle war, wurde es erneut von Panik erfasst, denn es sah sich mit weit aufgerissenen Augen um, blökte laut und machte eine Kehrtwendung, um eiligst nach draußen zu entweichen.
    Prudence umklammerte den Schal mit beiden Händen.
    Stevens keuchte auf. „Mich laust der Affe!“
    Ein lautes Krachen ertönte, und im nächsten Moment kamen zwei Männer um die Ecke gerannt. Der eine war groß und mit Ausnahme eines weißen Haarkranzes um die Ohren glatzköpfig. Er trug einen goldenen Ohrring, einen schmutzigen Mantel über einem langen weißen Nachthemd und an den Füßen Stiefel. Der andere war klein und dick, er hatte ein rotes Gesicht und einen goldenen Nasenring. Außerdem trug er ein unwahrscheinlich langes schwarzes Hemd und orangefarbene Hosen.
    Die Männer beobachteten, wie das Schaf zu fliehen versuchte, und stürzten sich sofort darauf. Dann ertönten Schritte, und drei weitere Männer kamen aus einem anderen Gang gerannt, alle mit ungewöhnlichem Körperschmuck und höchst unorthodox gekleidet.
    Das war zu viel für Mrs. Fieldings. Ungeahnte Kräfte strömten ihr zu, und sie setzte ihre Flucht mit neuem Mut fort. Sie riss Prudence den Schal aus den Händen und galoppierte wie wild davon. Der rote Stoff wehte hinter ihr her.
    „Auf sie mit Gebrüll, Männer!“, rief Stevens.
    Die Männer sahen Prudence an.
    Die trat hastig einen Schritt zurück. „Nicht auf mich! Auf das Schaf!“
    „Aye!“, fuhr Stevens die Männer an. „Das Schaf. Das mit dem roten Schal! “
    Sie stürzten los, ein einziges Knäuel an merkwürdigen Kleidungsstücken und gutem Willen, wobei sie sich an der Tür ziemlich ins Gehege kamen und einander heftig verfluchten.
    Prudence keuchte auf, als sie sah, dass einer eine Pistole zückte, ein übler Bursche mit Narbengesicht und

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