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Korsar und Kavalier

Titel: Korsar und Kavalier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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ihr schweigend den Arm.
    Sie lächelte und knickste, bevor sie die Hand leicht auf seinen Arm legte. „Sehr hübsch“, lobte sie mit einem strahlenden Lächeln, das seinem Körper höchst unangemessene Reaktionen entlockte.
    Streng zügelte er seine lüsternen Gedanken und Gefühle und erwiderte ihr Lächeln. Bang machte er sich bewusst, dass sie bald nicht mehr bei ihm wäre. Bald nicht mehr herauskäme und nach ihm Ausschau hielte.
    Aber zumindest diesen Tag durfte er mit ihr verbringen. Er legte die Hand auf die ihre. „Beginnen wir mit dem Unterricht.“ Damit führte er sie durch die Terrassentür nach innen.
    Prudence öffnete ihren Mantel. Tristan nahm ihn ihr ab und legte ihn über einen Sessel. Sie beobachtete ihn, fragte sich, ob seine Hände tatsächlich länger auf dem weichen Wollstoff verweilten oder ob es nur so aussah. Sie runzelte die Stirn. Etwas war heute an ihm anders. Etwas ... Unbestimmtes.
    Der Tisch war gedeckt wie immer, alles war wie immer. Prudence stellte sich neben ihren Stuhl und wartete darauf, dass der Earl zu Tisch kam.
    Zu ihrer Überraschung hatte sie festgestellt, dass sie es genoss, morgens auf derart vornehme Weise zu tafeln. Vor allem war es schön, Tristan jeden Morgen zu sehen, seine großen gebräunten Hände, die sich um ein zartes Porzellantässchen legten, ein Lächeln in den grünen Augen.
    Die letzte Woche hatte sich in vielerlei Hinsicht als schwierig erwiesen, nicht zuletzt wegen ihrer Mutter, die sie an jedem Abend zu Hause erwartete, die Augen voller Hoffnung.
    Inzwischen war ihr schmerzlich klar, dass ihre Mutter die völlig unbegründete Hoffnung hegte, dass der Earl und ihre Tochter ein ganz anderes Verhältnis fanden als das von Schüler und Lehrerin. Ihre ständigen Verhöre zerrten allmählich an Prudences Nerven. Zwar mochte sich der Earl zu ihr hingezogen fühlen, doch dieses Gefühl war rein körperlicher Natur, es handelte sich allein um erotische Anziehungskraft. Sie war sich dessen bewusst und durchaus in Versuchung, diesem gegenseitigen Begehren einmal nachzugeben.
    Und warum auch nicht, fragte sie sich entschlossen. Sie war eine Witwe, aber deswegen noch lang nicht tot. Sie vermisste das Zusammensein mit einem Mann, und den Earl so aus nächster Nähe zu erleben weckte ihre Leidenschaft erneut. Doch ihre gemeinsame Zeit würde viel zu bald ablaufen.
    Der Earl kam auf sie zu, die Hand um den Stock geklammert. Sie runzelte die Stirn, als sie merkte, dass das Hinken etwas ausgeprägter war als sonst. „Geht es Ihnen gut?“
    „Alles bestens. Aber Sie ...“ Er musterte sie von oben bis unten. „Sie sehen wunderschön aus.“
    Seine grünen Augen wirkten irgendwie dunkler, als hätte er sich mit schweren Gedanken getragen. Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn. Sie entdeckte Sorge in seinem Blick ... und noch etwas anderes, bei dem ihr das Herz bis zum Hals schlug.
    Ihre Blicke trafen sich, und die Luft wurde knapp. Er kam näher, ging langsam um sie herum. Er konzentrierte sich ganz auf sie, wie ein Raubtier auf seine Beute. Prudence überlief es heiß, und sie musste sich sehr beherrschen, um sich nicht umzudrehen, als er von hinten näher trat, bis seine Beine ihren Rock streiften. Sie hielt den Atem an, als er an ihr vorbeigriff, seine Brust ganz leicht ihren Rücken berührte, sein Atem über ihren Nacken strich, als er den Arm ausstreckte ...
    ... und den Stuhl für sie herauszog. Er murmelte ihr ins Ohr: „Bitte setzen Sie sich doch, Mrs. Thistlewaite.“
    Was für ein frecher Kerl, dachte sie, noch vollauf damit beschäftigt, ihr pochendes Herz zu beruhigen. Widerstrebend setzte sie sich und wartete, bis er an seinem Platz war.
    Er setzte sich und hob die Brauen. „Na?“
    „Das war schon sehr schön. Bis auf die Berührung.“
    „Oh. Habe ich Sie berührt?“ Er war ganz männliche Unschuld ... falls es dergleichen überhaupt gab.
    „Ja, allerdings. Sie standen etwas zu dicht.“
    „Sie mögen es nicht, wenn man Ihnen nahe kommt?“ „Nicht so nahe. Unser Ziel ist es, gute Manieren einzuüben.“
    „Ich fand meine Manieren vorhin tadellos. Ich habe den Stuhl für Sie herausgezogen. “ Er sah zu, wie sie Tee eingoss, und meinte dann nachdenklich: „Aber wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich mir vorstellen, dass dieses Widerstreben für Ihre Kinderlosigkeit verantwortlich ist.“
    Sie hätte sich beinah verschluckt. „Wie bitte?“
    „Ich sagte ..."
    „Ich habe Sie gehört. Es ist nur ...“ Sie atmete tief durch.

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