Korvals Nemesis (German Edition)
Vertrag zwischen Captain yos’Phelium und den Häusern von Solcintra sollte niemals so lange andauern oder eine solche Last auf nur einen Clan legen. Durch seine Aktivitäten gegen die sogenannte Abteilung hat Korval mehr als nur übertrieben und damit der Heimatwelt Schaden und Sorge zugefügt.«
Er machte eine Pause, erwartete vielleicht eine Antwort vom Boden her. Miri bewahrte sich eine würdevolle Stille. Neben ihr verbeugte sich Val Con leicht – eine höfliche Erlaubnis, doch fortzufahren.
»Der Rat kommt darüber hinaus zu dem Schluss«, fuhr Hedrede wichtig fort, »dass er selbst ebenfalls einen Fehler begangen hat, da auch er den besagten Vertrag nicht entsprechend der vorgesehenen Artikel gekündigt hat, um damit die Last des Captains von Korvals Schultern zu heben.« Er verbeugte sich, Arbeitgeber gegenüber seinem Angestellten.
»Der Rat als Nachfolger der Versammelten Häuser Solcintras, kündigt hiermit den Vertrag, der ursprünglich zwischen Cantra yos’Phelium Cal Torvin, Kapitän und Eigner des Sternenschiffes Quick Passage , und den Vereinten Häusern Solcintras geschlossen wurde, und sieht ihn als erfüllt an.«
Von Val Con spürte sie eine Welle der Freude, pur und stark, sodass ihr der Atem in der Kehle stecken blieb.
»Korval hört«, sagte er mit absolut kontrollierter Stimme.
»Dies bedeutet auch«, sagte Hedrede ein klein wenig genervt, »dass die Verteidigung Liads nicht länger zu den Aufgaben Korvals oder seiner Beauftragten gehört. Wir erwarten einen schnellen Transfer des Verteidigungsnetzwerks zur entsprechend autorisierten Hafenverwaltung.« Hedrede schaute von dem Dokument auf, aus dem er las. »Ist das klar?«
»Um potenzielle Interessenkonflikte zu vermeiden, übergab Korval die Kontrolle an den Commander der Liaden-Scouts, als wir diese Halle betraten«, murmelte Val Con. »Ich bin sicher, dass der Hafenmeister einen ordnungsgemäßen Transfer wird organisieren können.«
Es gab ein kollektives Seufzen im Saal.
Hedrede neigte seinen Kopf. »Da wäre nun die Sache des Ausgleichs.«
»Es ist die Entscheidung des Rates, dass Clan Korval eine Bedrohung für die Sicherheit und das Wohlbehalten dieser Welt darstellt. Daher soll Korval verstoßen werden. Nicht länger soll Korval eine Stimme in diesem Rat haben oder die versammelten Clans um Gerechtigkeit, Unterstützung oder Trost bitten dürfen. Korval wird verpflichtet, Liad sowie Liaden-Weltraum zu verlassen. Alles Eigentum und alle Personen im Liaden-Gebiet, die zu Korval gehören und die sich nach einhundertvierundfünfzig Tagen noch hier aufhalten, werden vom Rat konfisziert.«
Miri blinzelte.
Die helle Freude, die Val Con ausgestrahlt hatte, verblasste.
In der fünften Reihe verbeugte sich Hedrede einmal mehr.
»Dies ist das Urteil des Rates.«
Er setzte sich. Der Raum war wirklich ruhig, niemand bewegte Papiere, niemand hustete oder flüsterte oder legte einen Stift nieder. Jeder schaute sie an, wie Miri nun erkannte, und wartete auf ihre Reaktion.
»Cha’trez?«
Sie wandte sich um, sah, wie graue Augen sie anlächelten, und erblickte eine ausgestreckte, schmale goldene Hand. Grinsend ergriff sie diese. Zusammen verbeugten sie sich vor den versammelten Delms – ein Abschiedsgruß, nicht mehr.
Hand in Hand, ohne Eile, aber nicht übertrieben langsam, gingen sie den langen Gang empor. Die Tür öffnete sich, als sie näher kamen.
Keiner schaute zurück.
• • •
»144 Tage, um den Planeten zu verlassen, mit all unseren Habseligkeiten, allem Vermögen?«, wiederholte Shan voller Unverständnis. »Sind die alle verrückt geworden?«
»Sicher nicht«, sagte Val Con trocken. »Sie hoffen nur, dass wir in der Eile das eine oder andere zurücklassen, was ihnen dann zufällt.«
»Hat der Rat denn Verkäufe verboten?«, fragte dea’Gauss – die neue dea’Gauss, eine Frau in ihren mittleren Jahren, mit einem ernsthaften Gesicht und unerwartet fröhlichen Augen. Ihr Vater war noch bei den Heilern und würde sich mit der Zeit erholen. Obgleich seine Notizen vor ihr lagen, wurde Val Con voller Freude klar, dass sie ihre eigene Herrin war.
Er schüttelte den Kopf. »Die Abstimmung verlief sehr knapp, wie ich gezählt habe. Knapp genug, sodass all jene, die uns am heftigsten fortgewünscht haben, es nicht wagten, ihren Sieg mit albernem Ausgleich zu belasten.«
Dea’Gauss neigte ihren Kopf. »Das ist gut. Erlaubt mir …« Sie beugte sich über ihre Tastatur.
»Selbst wenn wir alles Wichtige
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