Korvals Nemesis (German Edition)
Eile, beugte sich über das Pult, um ihren Kaffeebecher in die dafür vorgesehene Halterung zu stellen, drückte ihren Daumen auf die Scannerplatte, schaute auf den Hauptbildschirm – und erstarrte.
»Was zum …« Sie vergrößerte das Bild, drehte an der Auflösung – und starrte es an. »Da ist ein Fahrzeugkonvoi!«, sagte sie über ihre Schulter zu Etienne. »Sieben, neun … zwölf Fahrzeuge auf dem Weg zum Haupttor!«
»Was?« Er stand neben ihr, blinzelte wie ein Idiot den Schirm an. »Eine Invasion, Madame Tagschicht! Die Eingeborenen sind hier, um den Raumhafen zu erobern, sodass sie die Schlepper als Schrott verkaufen können!«
»Kann wohl sein«, sagte Claren abwesend und schaute auf die lange, würdevolle und absolutes Wohlverhalten zeigende Karawane, als sie an der Reihe leerer Geschäfte und Werkstätten vorbeifuhr. »Kommt dir da nichts komisch vor?«, fragte sie.
»Komisch?«, wiederholte er. »Du meinst, von der Tatsache einmal ganz abgesehen, dass wir in einer Farce sterben werden, die von … nein, ich verstehe. Sie sind durch das Haupttor gekommen. Sie haben die Straße benutzt.«
»So ist es. Und schau dir die Fahrzeuge an – das sind keine Schrottkisten. Das sind …« Sie hielt inne.
»Was?«, fragte er. »Was?«
»Es sind Limousinen der Bosse«, sagte sie, erkannte jene, die Boss Vine gehörte, die das Territorium außerhalb des Tores beherrschte. »Etienne, da komme zwölf Bosse auf uns zu!«
Er schaute sie mit geöffnetem Mund an. »Aber … warum?«
Sie seufzte, reckte sich und durchquerte den Raum, um ihre Jacke zu holen. »Ich sollte es wohl herausfinden«, sagte sie und sah ihn über ihre Schulter an. »Bist du bereit zu ein paar Überstunden?«
• • •
Als sie den Hof erreicht hatte, standen die Fahrzeuge bereits ordentlich in Dreierreihen unter dem Schatten der Bäume geparkt, die Nasen auf das Haupttor gerichtet.
Claren blieb einige Schritte nach Durchqueren der Tür stehen und unterdrückte den Drang, auf einen der Männer oder Frauen zuzulaufen, die den Fahrzeugen entstiegen, um zu fragen, was zur Hölle sie vorhatten. Sie war die Hafenmeisterin, eine Position mit einer gewissen Würde, selbst auf Surebleak. Sie zog an ihrer Jacke, sodass das Hafenmeister-Symbol, vorne auf die Brust gestickt, gut zu erkennen war.
Die Menge sortierte sich und bewegte sich nun als Gruppe auf sie zu, geführt von einem Mann in einer blauen Jacke, der sich leicht auf einen Gehstock lehnte und den linken Arm in einer Schlinge trug, den leeren Ärmel der Jacke ordentlich hochgeschlagen.
Er blieb komfortable vier Schritte vor ihr stehen, der Rest mit ihm. Alle von ihnen, so sah Claren, trugen etwas – eine Frau hielt einen Korb mit schimmernden, grünen Früchten; der Mann an der Seite des Anführers ein Bouquet von roten, goldenen und weißen Blumen in seinen Armen; ein weiterer, sehr großer Mann schien eine Rolle aus vielfarbigem Stoff über der Schulter zu tragen.
Der Anführer neigte seinen Kopf – etwas formeller als das hier übliche Nicken und etwas weniger formell als eine vollständige Liaden-Verbeugung.
»Ich werde Conrad genannt«, sagte er mit melodiöser und kultivierter Stimme. »Und dies sind meine Verbündeten. Wir sind hier, um Sie darüber zu informieren, dass die Hafenstraße vom Haupttor bis zu den Farmgebieten offen ist, und würden uns über die Hilfe des Hafenmeisters in Bezug auf die Förderung des außerplanetaren Handels freuen.«
»Außerplanetar?« Sie starrte ihn an und bekam einen offenen und samtbraunen Blick zurück. »Dies ist Surebleak«, sagte sie streng. »Nur weil die Straße heute offen ist, heißt das nicht, dass sie es auch morgen sein wird. Sobald ein Boss in der Reihe ermordet wird, ist die Straße wieder zu.«
»Nicht notwendigerweise«, erwiderte er sanft. »Wir verhandeln Möglichkeiten, dieses Chaos in der Zukunft zu vermeiden.« Er neigte erneut seinen Kopf in dieser seltsam formalen Geste. »Bitte, wir wollen uns Ihnen gegenüber vorstellen und die mitgebrachten Geschenke überreichen.«
Es war sinnlos, ihm dies zu verweigern, dachte Claren und schaute auf die Menge an Gesichtern. Einige sahen hart und herausfordernd drein, die meisten jedoch schienen eher schüchtern zu wirken, als ob sie sich nicht darüber sicher waren, wie sie reagieren würde. Es war diese Erkenntnis, dass ihre Besucher mindestens genauso nervös waren wie sie selbst, die sie dazu veranlasste, den Kopf zu senken und damit Conrads Stil zu
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