Korvals Nemesis (German Edition)
Sie versank dann in Stille, einmal abgesehen vom gelegentlichen Gemurmel über Söldnerschife, die auf Solcintra Midport landeten, und dass man besser zwei Abteilungen Proktoren schicken solle …
Die Kom-Technikerin ging an ihr Kontrollpult, alarmierte die Proktoren und suchte anschließend im Verzeichnis nach einer Abteilung für Innere Angelegenheiten, jedoch ohne diese zu finden. Die Technikerin biss auf ihre Lippen, und dann sandte sie eine Nachfrage an das landende terranische Schiff.
»Woher zum Teufel soll ich denn wissen, wie Sie an diese Leute kommen?«, schnarrte die mächtig genervte Stimme. »Alles, was ich weiß, ist, dass sie von sich behaupten, für Liad zuständig zu sein, und dass sie Löcher in mein Schiff geschossen haben, mögen sie verdammt sein. Sie werden dafür zahlen – und zwar kräftig!«
Das war angemessen, dachte die Kom-Technikerin, sollte diese Abteilung – was auch immer sie war – das terranische Schiff beschädigt haben, wessen sich ihr Gesprächspartner offenbar sicher war. Und diese Abteilung behauptete, für Liad »zuständig« zu sein? Die Kom-Technikerin war eine Liaden und wusste nur von einer Einrichtung, die man zumindest entfernt mit einer solchen Zuständigkeit in Verbindung bringen konnte.
Sie tippte den Rufcode der Sprecherin des Rates der Clans ein.
• • •
»Die Abteilung für Innere Angelegenheiten wird durch den Rat nicht repräsentiert«, erklärte die Sprecherin der Kom-Technikerin leicht genervt.
»Ich bitte um Hilfe, diese Abteilung zu lokalisieren, Sprecherin«, erwiderte die Technikerin mit einem Auge auf ihrem Schirm, auf dem der terranische Transporter jeden Moment größer und bedrohlicher wurde. »Das eintreffende Schiff deklariert eine Angelegenheit des Ausgleichs mit dieser Abteilung. Es mag sich um Terraner handeln, Ma’am, aber der Captain informierte uns, dass diese Abteilung für Liad zuständig sei.«
»Das ist absurd«, stellte die Sprecherin fest. »Er ist nicht bei Verstand.«
»Ja, Ma’am, das ist möglich. Er ruft dennoch nach Ausgleich. Jemand muss antworten, anderfalls sitzt er hier für so lange, wie er will, benutzt die Ressourcen des Raumhafens und zahlt nichts, ehe er keine Antwort erhält.«
Da war eine Pause, lange genug, um die Kom-Technikerin darüber nachdenken zu lassen, ob es sinnvoll gewesen war, die Sprecherin über das Gesetz zu belehren.
»Nun gut«, sagte die Sprecherin. »Übermitteln Sie dem Captain des terranischen Schiffes die Grüße des Rates und informieren Sie ihn, dass wir, um seinen Anspruch auf Ausgleich prüfen zu können, den Namen eines Individuums kennen müssen, der diese Abteilung repräsentiert.«
»Ja, Sprecherin«, sagte die Technikerin mit erheblicher Erleichterung. »Ich werde dies weiterleiten.«
»Sie wollen einen Namen, ja?«, fragte der Terraner die Technikerin. »Gut, hier ist ein Name, den Sie weiterleiten können: Bar Vad yo’Tornier. Er nennt sich selbst Commander der Agenten.«
Solcintra,
Liad
• • • • •
Der Gefangene war nicht jung. Er war nicht als Scout ausgebildet. Er war nicht mehr bewaffnet. Er sorgte weder für Angst noch wirkte er wie eine Gefahr oder Bedrohung für die Organisation – oder für die Vollendung des Plans.
Tatsächlich war der Gefangene alt. Er saß ruhig in der engen Zelle, das schwache, bläuliche Licht zauberte seltsame Schatten auf sein Gesicht. Manchmal sprach er – meistens Zahlen. Summen. Kontonummern. Daten. Und dies wurde gefolgt von Erläuterungen wie »Konto konfisziert«, »Zugang gesperrt« oder »Konto gelöscht«. Da gab es nur wenige Überraschungen.
Wenn gefragt, machte er weitere Aussagen, die seine Beobachter nicht recht verstanden: »Phase zwei beginnt, wenn der vierte Sammelruf ausbleibt.«
»Phase drei beginnt, wenn der fünfte Sammelruf ausbleibt.«
»Die Börse wird einen Urlaubstag ankündigen, wenn der sechste Sammelruf ausbleibt.«
Der Commander der Agenten erlaubte sich ein Seufzen. Dies war die zweite Gabe an Drogen. Weder diese noch die erste hatten die Informationen bezüglich Korvals effektiver und überraschender Verteidigung des Planeten Surebleak gebracht. Der Gefangene wusste auch nichts über die Orte von Korvals Verstecken und konnte nicht bestätigen, dass Surebleak dazugehörte.
Der Commander bewegte eine Hand und befahl damit die Gabe der dritten und stärksten Wahrheitsdroge.
Die Technikerin zögerte.
Der Commander drehte seinen Kopf und sah sie
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