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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zwei Jahren am Fieber gestorben, mein Haus, mein Dorf ist niedergebrannt … Die Welt besteht nur noch aus meinem Töchterchen Marina. Ich werde ihr folgen bis an den Rand der Erde …
    Das war leicht gesagt, aber verdammt schwer geritten! Die Kosaken legten ein Tempo vor, daß Alexander Grigorjewitsch kaum folgen konnte.
    Außerdem hatte ihm der Pope nur einen halblahmen Gaul geben können. Alle anderen Pferde von Nowo Orpotschkow waren vor den Bränden wie eine wilde Herde in die Wolgasteppe geflüchtet, und die Bauern hatten nach dem Abrücken der Jermak-Bande mehrere Tage lang große Mühe, ihre Hengste, Stuten und Fohlen wieder einzufangen.
    Der Klepper, den Lupin jetzt ritt, hatte sich nicht entschließen können, der Herde zu folgen, vielleicht weil er einsah, daß er die wahnsinnige Jagd in die Steppe nicht durchhalten würde. So hatte er sich hinter der Kirche versteckt, und dort fand ihn der Pope, als Lupin um ein Pferd bat.
    »Er suchte den Schutz des heiligen Hauses«, sagte der fromme Pope und legte seine Hand dem Pferd zwischen die Ohren. »Und das, obgleich die arme Kreatur nicht weiß, was die heilige Taufe ist. Gott ist allmächtig …«
    Aber davon hatte Lupin nur wenig. Ein paarmal verlor er die Kosaken aus dem Blick, aber ihr Weg war nicht zu verfehlen. Die niedergestampfte Steppe oder die wehklagenden Dörfler, die Lupin erreichte, waren Wegweiser genug. »Was schreit und jammert ihr?« rief Lupin jedesmal, wenn die Weiber heulten und die Männer in ohnmächtigem Grimm die Fäuste zum staubumwölkten Himmel reckten. »Euch hat man nur bestohlen oder verprügelt. Uns haben sie das ganze Dorf verbrannt und mein Töchterchen Marina geraubt! Brüder, ich brauche ein neues Pferd! Seht euch mein Gäulchen an! Es stolpert über seine eignen Beine, und wenn ich es in die Seiten trete und ›Hoi! Hoi!‹ rufe, verdreht es die Augen und beginnt zu zittern! Kann man damit Kosaken verfolgen? Gebt mir ein gutes Pferd, Brüder!«
    Aber erst am zweiten Tag gelang es Lupin, einen Gaul zu bekommen, der zwar keine Schönheit war, sondern ein grobes, knochiges Tier und ziemlich groß dazu, aber man sah ihm an, daß er stark und ausdauernd war. Lupin hatte dafür einige gute Rubelchen hinlegen müssen.
    Und siehe da, von nun an wurde es besser. Lupin holte auf, kam wieder in Reichweite der fürchterlichen Staubwolke, die wie eine Strafe Gottes über dem Land hing, und manchmal sah er sogar ein paar Nachzügler von Jermaks Kosaken, die auf eigene Faust umherstreiften und stahlen, was sie nur gebrauchen konnten. Und das war eigentlich alles, denn was kann ein Kosak nicht gebrauchen?
    Am vierten Abend wagte es Lupin, so nahe heranzureiten, daß er die Lagerfeuer deutlich erkennen konnte. Er band sein Pferd in einem Birkenwäldchen an einen Baum, wartete bis zur völligen Dunkelheit und schlich sich dann an das Lager heran.
    Die Kosaken verhielten sich wie auf ihren üblichen Kriegszügen. Pferde und Männer schliefen nicht mehr getrennt, sondern neben jedem Kosaken stand oder lag jetzt auch ein Gaul. Alle waren immer bereit, sofort aufzuspringen und zu kämpfen.
    Fast drei Wochen waren sie jetzt von Blagodornje unterwegs, und es gab kaum eine zaristische Garnison, die nicht alarmiert worden war. Überall versammelten sich jammernde Bauern, um ihre geschändeten Frauen den Kommandanten vorzustellen. Der General in Saratow war sofort bereit, den Kosaken eine Strafexpedition nachzuschicken, aber dann hörte er aus den Gesprächen heraus, daß Jermak und seine wilde Bande zu einem Stroganow reiten wollten, um sich dort zu verdingen.
    »Warten wir es ab, seien wir vorsichtig«, sagte er deshalb zu seinen Offizieren. »Das Volk ist ein ungebildeter Haufen Dreck – aber wir, wir wissen, wer die Stroganows sind! Ein Stroganow könnte im geheimen Auftrag des Zaren handeln; es ist besser, Augen und Ohren zunächst zu verschließen …«
    Wer soll das alles ahnen! Selbst Jermak wußte nicht einmal, wer Stroganow war. Für ihn war der Zug nach Norden zunächst eine der üblichen Kosakenreisen, bei der man früher oder später auf zaristische Truppen stoßen würde. Dann konnte es ernst werden: mit Toten im Sattel, was als Ehre angesehen wurde, oder mit Toten am Galgen, was man als Berufsrisiko bezeichnen konnte. So oder so – auf jeden Fall ging es ums Leben.
    Jermak rief das Kriegsrecht aus, und die Kosaken verhielten sich wie auf allen Kriegszügen: Pferd und Mann zusammen, Wachen um den inneren Kreis, Vorposten,

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