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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Reiterpatrouillen in die Umgebung! Noch nie war Jermak überrascht worden.
    Das bekam auch Lupin zu spüren. Er mußte manchmal zu einem Wurm werden, der sich in den Boden bohrt. Überall streiften die Kosaken herum, und ein paarmal ritt einer von ihnen so nahe an Lupin vorbei, daß er die Beine des Pferdes hätte festhalten können.
    Marina lebte noch, dachte Lupin. In keinem der Dörfer hat man sie zurückgelassen, und am Wegrand lag sie auch nicht. Also ist sie noch bei den Kosaken – in Männerkleidung! Eine gute, aber gefährliche Idee … Was macht sie, wenn die Kosaken einen Fluß durchschwimmen und sich dabei ausziehen? Und warum flüchtet sie nicht? In jedem Dorf hätte sie zurückbleiben können – es wäre erst aufgefallen, wenn man sich am Abend versammelt hätte.
    Rätsel über Rätsel! Lupin blieb auf der Erde liegen, preßte sich hinter kleine Bodenerhebungen und beobachtete die Lagerfeuer. Vergeblich suchte er in dem Gewimmel von Mensch und Tier sein Töchterchen Marina. Wie nah ich ihr bin, dachte er glücklich. Und wenn die Welt nur noch aus Kosaken bestünde – ich hole sie heraus!

4
    Man darf es Iwan Matwejewitsch Muschkow glauben: Er hatte schon zehnmal den Tag verflucht, an dem er Marina Alexandrowna begegnet war. Nicht daß sich zwischen ihnen etwas geändert hätte, das wäre ein Grund zum Jubeln gewesen.
    Nein, es geschah nun, daß Muschkows Herz von Tag zu Tag schwerer wurde, wenn er Marina ansah. Und er mußte sie immer ansehen, zwangsläufig, denn sie ritt neben ihm. Jermak hatte sie ihm geschenkt, sie war seine Beute, aber zum erstenmal etwas Erobertes, was er nicht benutzen konnte.
    Nur Muschkow sah ihre schönen Brüste, wenn der Wind ihnen entgegenwehte und das Hemd an ihren Körper drückte; nur er wußte, wie ihr goldenes Haar wirklich aussah, wenn es lang und wie Seide über ihr Gesicht wehte; nur er kannte ihre schlanken Beine, die niemand in den klobigen Stiefeln vermutete. Wenn er an all das dachte, an das Unerreichbare, begann er tief zu seufzen und mißmutig in die Gegend zu starren.
    Nachts legte Marina den Dolch auf ihren Leib, bis Muschkow sagte: »Was soll das noch? Ich weiß es ja nun!«
    »Wissen kann man vergessen, Iwan Matwejewitsch.«
    »Ich verspreche es dir hoch und heilig …«
    »Was ist euch Kosaken denn heilig?« fragte sie. »Euer Pope betet und bestiehlt die Kirchen in einem Atem. Ich schlafe mit dem Dolch besser, Brüderchen.«
    Und wieder mußte Muschkow seufzen, lag lange wach neben ihr unter der nach Pferdeschweiß stinkenden Decke und rang mit seinem Herzen, in dem Marina schon so fest saß wie ein Kosak im Sattel. Er rang auch mit seiner Kosakenehre, die überall – dem Himmel sei Dank, unsichtbar – durch Marina angekratzt war. In solchen Stunden begann Muschkow, Nowo Orpotschkow, dieses Dorf an der Wolga, zu verfluchen. Hineingeritten war er als ein freier Mann – aus den brennenden Trümmern heraus kam er als ein Trottel, den ein Mädchen mit einem Fingerschnippen dirigieren konnte. Welche Entwicklung – und noch dazu unter den Augen des ahnungslosen Jermak!
    Überhaupt Jermak Timofejewitsch! Er beobachtete den Bauernjungen Boris Stepanowitsch genau, erkannte in ihm große Fähigkeiten und sagte sogar einmal zu dem erschütterten Muschkow: »Iwan Matwejewitsch, der Bengel reitet wirklich wie ein Teufel! Und zäh ist er!«
    »Das vor allem, Jermak«, antwortete Muschkow und dachte an ganz etwas anderes.
    »Und klug!« rief Jermak.
    »Und mutig und tapfer!«
    »Und gehorsam!«
    Wie man's nimmt, dachte Muschkow, nickte aber stumm. Ein Dolch in der Nacht zwischen Mann und Frau ist nicht gerade ein Beweis von Gehorsam …
    »Wenn wir bei den Stroganows sind und er ist immer noch so«, fuhr Jermak fort, »und wenn wir eine Armee aufstellen, um dieses Mangaseja zu erobern, dann kann er ein guter Unterführer werden. Was ist deine Meinung, Iwan Matwejewitsch?«
    »Man sollte die Entwicklung abwarten, Jermak«, antwortete Muschkow vorsichtig. »Es soll schon vorgekommen sein, daß ein Schwan eine Krähe ausbrütete.«
    »Manchmal sieht Boris Stepanowitsch wie ein Mädchen aus«, sagte Jermak sinnend. Muschkow blieb fast das Herz stehen. Er fror plötzlich vor Entsetzen.
    »Der … ein Mädchen? Haha!« lachte Muschkow dumpf.
    »Manchmal, sagte ich!« Jermak schüttelte den Kopf. »Aber wenn er dann reitet … Ein noch unfertiges Bürschchen, Iwan Matwejewitsch. Fast sieht man ihm noch die Mutterbrust an. Aber in einem oder in zwei Jahren wird er ein

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