Kosaken Liebe
wir?«
»Nicht ein Tüpfelchen anders, Iwan Matwejewitsch.«
»Dann komm zu mir!« Er breitete die Arme aus, aber der Krummdolch, den sie umklammert hielt, warnte ihn, einen Schritt nach vorn zu tun.
»Noch bist du ein Kosak!« sagte Marina langsam.
»Ich werde niemals etwas anderes sein!« brüllte er.
»Dann wird es nichts mit uns, Bärchen«, sagte sie ruhig. »Dann mußt du platzen! Geh hinaus und tu's draußen …«
Muschkow verließ laut fluchend und durch die Gegend schreiend, er werde jetzt fünf Mädchen auf einmal nehmen, das Zimmer. Aber draußen, vor dem Haus, setzte er sich auf eine Bank, streckte die Beine von sich und hieb mit den Absätzen seiner Stiefel blindwütig in die Erde. Es nutzte nicht viel, aber ein wenig von dem Überdruck aus Zorn, Sehnsucht und Verzweiflung blieb doch in der aufgewühlten Erde hängen.
6
Man soll nicht glauben, wie schnell ein Jahr vergeht. Kaum war es Sommer und man konnte in einer saftigen Wiese liegen, schon fegte von Norden ein kalter Wind die ganze Sommerwohligkeit davon, es regnete eine Woche lang, das Land weichte auf, die Wege wurden unpassierbar, und der Himmel hing so tief, daß man beinahe in ihn hineingreifen konnte … Und dann war der Schnee da, der Frost, die Kama fror zu, die Leute von Orjol hackten Löcher in das Eis, um darin zu fischen. Über das weiße Land legte sich tiefes Schweigen.
Jetzt waren die Jäger unterwegs – mit Schlitten, auf Schneeschuhen aus geflochtenen Ästen und mit abgerichteten Rentieren. Sie lauerten den Luchsen und Mardern auf, den Hermelinen und Zobeln, den Nerzen und den weißen Füchsen. Der Reichtum floß den Stroganows von vielen Seiten ins Haus.
Die Kosaken langweilten sich. War man ins Permer Land gekommen, um zu dösen und ab und zu mit willigen Weibchen zu schäkern? Hatten die Stroganows nicht reiche Beute versprochen in einem Land, das Mangaseja heißen sollte? Man war zum Erobern gekommen – oder, wie es vor dem Zaren hieß: zum Schutze des Christentums gegen den heidnischen Kutschum jenseits des Felsenriegels des Ural – man hatte von Gold und Edelsteinen geträumt, und was blieb nun übrig? Ein – mit Verlaub gesagt – zum Kotzen langweiliger Dienst, ein paar Reiterspiele, Schlägereien mit den Männern von Orjol, immer wegen irgendwelcher Kleinigkeiten, wozu selbstredend auch die Frauen gehörten, ja, und dann Jermaks verdammtes Exerzieren, eine Neuerung, die von seinen Kosaken mit sprachlosem Erstaunen ertragen wurde.
Es begann damit, daß die gesamte Truppe umgestellt wurde. Das Privatheer der Stroganows zählte jetzt 840 Mann, die Jermak in Reitergruppen einteilte, jede Gruppe von einem Hetman befehligt. Nach ihnen kamen die Jesaulen, was soviel wie Hauptmann hieß, dann die Hundertmänner und die Fünfzigmänner … Die alte Kosakenordnung, in den zurückliegenden wilden Jahren längst vergessen, lebte wieder auf. Oberbefehlshaber, Hetman aller Hetmane, war Jermak Timofejewitsch, sein Stellvertreter Iwan Muschkow, daran änderte sich nichts.
Neu war nur die Stellung eines Adjutanten von Jermak, der die Befehle zu den Jesaulen brachte, der überall sein mußte, und der – wenn es in die Schlacht ging – auf dem schnellsten und besten Pferd die Verbindung zwischen den einzelnen Abteilungen und dem Befehlshaber aufrechterhielt.
Jermak wählte für diesen wichtigen Posten den jungen Boris Stepanowitsch. Muschkow fielen bald die Augen aus dem Kopf, als Jermak Marina Alexandrowna beglückwünschend umarmte.
Sie war nun über sechzehn Jahre alt, und es gab nichts, was sich noch zur Frau hätte entwickeln müssen. Ihre Brüste waren hart und stramm, ihre Schenkel wohl gerundet, die schlanken Beine staken wie Rosen in einer Vase in den Kosakenstiefeln … So poetisch konnte Muschkow werden, wenn er Marina betrachtete!
Das Gesicht hatte die kindliche Rundlichkeit verloren und wuchs in die Schönheit einer eigenwilligen, aparten Persönlichkeit hinein, mit lustigen blauen Augen, weich geschwungenen Lippen und zwei Grübchen in den Wangen, wenn sie lächelte. Dann leuchteten auch ihre Zähne, die Zunge strich schlangenschnell über die Lippen, und Iwan Matwejewitsch verlegte sich wieder aufs Träumen. Er träumte davon, diesen Mund zu küssen. Ich werde an ihr kleben bleiben wie eine Fliege am Leim, dachte er. Nicht mehr loskommen werde ich von diesen Lippen, ich werde unter ihrem Kuß ersticken. Heiliger Andrej, mir wird das Herz stillstehen, wenn ich sie endlich umarmen kann …
Und nun zog Jermak
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