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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brüllenden Kosaken mit gefällten Lanzen, standen die Gewehrschützen in den Steigbügeln und schossen im vollsten Galopp auf die ihnen entgegenstürmenden Krieger Begulys.
    Auch ohne Marinas Befehlsübermittlung entfaltete sich der berühmte Kosakenfächer. Die Hundertschaften ritten weit auseinandergezogen und gestaffelt wie rasende Teufel gegen den Feind. Hufe donnerten über den staubenden Boden, Hörner klangen, die Klingen der Säbel und die Lanzenspitzen blitzten.
    »Marina!« brüllte Muschkow. Er vergaß alle Vorsicht und schrie sein ganzes Herz aus sich heraus. »Bleib stehen!«
    »Iwan!« rief sie hell zurück. »Bleib bei mir!«
    Dann wurden sie mitgerissen und galoppierten vorwärts. Ihre Pferde überholten die anderen, und, da sie die besten und schnellsten Gäule neben Jermak hatten, ritten sie plötzlich wieder an der Spitze der Kosaken, ohne es zu wollen.
    Ihnen entgegen, in einer gelben Staubwolke, kreischend wie eine Horde von Affen, jagten die Ostjaken und Wogulen heran.
    »Du sollst nicht sterben!« schrie Marina. »Iwan, ich liebe dich!«
    Und dann geschah etwas, das im allgemeinen Trubel unterging, was niemand sah, weil Staub alles einhüllte und weil die Augen nur nach vorn blickten, begierig, den Mann zu sehen, den man töten wollte …
    Muschkow wurde durch einen heftigen Ruck aus dem Sattel gerissen, kugelte über den Boden und lag dann ganz ruhig, die Arme über dem Kopf verschränkt und darauf wartend, daß hundert Pferdebeine ihn tot trampelten. Aber er überlebte es. Er bekam zwar einige heftige Tritte, einige Püffe mit, doch dann war nur noch Staub um ihn, der ihn völlig einhüllte. Er hörte undeutlich, wie in einiger Entfernung die Heere aufeinanderprallten und wie die ersten Todesschreie gellend durch die Staubwolken drangen.
    Er setzte sich auf, sah sein Pferd hinter sich stehen, daneben Marinas Pferd, und sie selbst stand mit gespreizten Beinen auf der Erde, eine Pistole in der Hand, die rote Mütze weit im Nacken, und starrte auf die Kämpfenden.
    Iwan Matwejewitsch Muschkow stand mühsam auf und humpelte auf sie zu. »Ich bin vom Pferd gefallen …«, sagte er und spuckte Staub aus. »Zum erstenmal in meinem Leben falle ich bei einer Attacke vom Pferd! Ich begreife es nicht …«
    »Man hat dich heruntergestoßen!« sagte Marina ruhig. Ein Wogule, der allein den Kosakenfächer durchbrochen hatte, jagte schreiend auf sie zu. Marina hob die Pistole, zielte kurz und schoß den kleinen gelben Mann aus dem Sattel. Muschkow riß ihr die Waffe aus der Hand und starrte sie fassungslos an.
    »Heruntergestoßen?« wiederholte er.
    »Ja, ich habe dich vom Pferd geworfen! Du sollst weiterleben – und du lebst! Ich liebe einen Mann, aber kein Kreuz auf einem Hügel. Iwan Matwejewitsch, ich bin so glücklich, daß mir das gelungen ist …«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn.
    »Ich bin vernichtet!« sagte Muschkow dumpf. »Bei allen Heiligen – ich bin kein Kosak mehr …«
    Das kleine Heer des Mursa Beguly, diese schnellen, schrägäugigen Ostjaken und Wogulen, wurde vernichtend geschlagen. Jermaks Kosaken räumten unter dem Gegner auf, als gälte es, einen Schwarm Ratten zu vertilgen. Im vollsten Galopp feuerten sie in die feindlichen Reiterscharen, fällten dann die Lanzen oder schwangen die gebogenen Säbel – und das alles mit sieghaftem Gebrüll, mit einer wahrhaft teuflischen Lust am Töten.
    Über ein Jahr hatten die Kosaken gerostet, hatten nur diesen langweiligen Exerzierdienst getan, hatten für diesen Fall geprobt, bis ihnen das Attackereiten gegen Holzpfähle und Strohpuppen zum Hals heraushing. Jetzt mähten sie mit ihren Säbeln die kleinen Ostjaken aus den Sätteln, wie ein Bauer das reife Korn mäht; sie spalteten ihnen die Köpfe, zerhieben ihre Schultern, spießten sie auf und schrien dabei: »Hoi! Hoi!«
    So etwas hatten die Männer von Mursa Beguly noch nicht erlebt. Widerstand der überfallenen Siedler – das war selbstverständlich. Wilde Kämpfe mit den Schutztruppen der Stroganows an den befestigten Plätzen – es waren ehrliche Schlachten. Aber was hier geschah, was da brüllend und lachend und voller unaufhaltsamem Vernichtungswillen herangaloppiert kam, das war nicht mehr menschlich, das konnte nicht von dieser Welt sein! Da gab es nur eins: sich retten, auch wenn es feige war. Ist der feige, der vor einem Kosaken davonläuft? Darf man nicht auch vor dem Satan flüchten?
    Das Reiterheer des Mursa Beguly zerfiel, nach allen Seiten ritten

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