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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Timofejewitsch«, begann also Maxim Stroganow, »heute ist ein großer Tag!«
    »Ich habe schon manches Schwein gegessen«, entgegnete Jermak schlagfertig.
    »Du wirst einmal essen können wie ein Bojar!«
    »Ein Bojar ist ein Nichts!« sagte Jermak stolz. »Wenn es heißen würde: Jemand kann leben wie Jermak, dann hat er den Himmel in der Hand!«
    »Richtig!« sagte Muschkow laut und warf einen Schweineknochen hinter sich auf den Boden. Marina trat ihn gegen das Schienbein. Er verzog das Gesicht, schielte zu ihr und begriff sofort, daß man sich so an der Tafel vornehmer Herren nicht benimmt.
    »Wann ziehen wir nach Sibirien?« fragte Marina mit ihrer kräftigen Stimme, die jeder für eine Jungenstimme hielt.
    Maxim Stroganow nickte ihr lächelnd zu. »Sofort, wenn die Ausrüstung ausgegeben worden ist.«
    »Es liegt alles bereit, Jermak Timofejewitsch. Wir haben in den vergangenen Wochen vor allem aus der livländischen Provinz die besten Waffen herangeholt.«
    »Die Deutschen, Livländer und Schweden verstehen zu kämpfen«, bestätigte Jermak. »Ich war selbst ein paar Jahre als Jüngling im Norden, habe Lasten geschleppt, Kähne beladen und mich als Flußmatrose verdingt. Damals war es an der Wolga sehr unruhig.«
    Damals jagten dich die Soldaten des Zaren, dachte Semjon Stroganow und lächelte breit. Was sie an Kosaken greifen konnten, wurde aufgeknüpft. War das nicht die Zeit, als ihr die Nogaier überfallen habt? Saraitschik hieß die Hauptstadt des Nogaier-Khans, und ihr habt sie geplündert, die Moscheen zerstört, die Läden aufgebrochen, die schönen Mädchen geschändet, ihr habt sogar die Toten aus ihren Gräbern gescharrt und ihnen den Schmuck entrissen. Damals küßte man sich, wenn man einen Kosaken getötet hatte … Ein Teufelchen weniger auf der Welt, hieß es damals! Aber du konntest nach Livland entkommen, Jermak Timofejewitsch. Wir kennen deine Geschichte genau.
    »Nikita wird euch nachher den Plan im einzelnen erläutern«, sagte Semjon, der Alte, laut. »Wir werden jetzt darüber verhandeln, was jeder Mann, der nach Sibirien zieht, von uns bekommt.«
    »Einen gerechten Anteil an der gesamten Beute!« verlangte Jermak sofort und legte beide Fäuste auf den Tisch. Und Muschkow ergänzte laut und klar:
    »Versprechungen gelten nicht. Wir wollen es vertraglich haben, nicht wahr, Boris Stepanowitsch?«
    Marina schwieg. Jermak sah sie aus den Augenwinkeln an, und es war besser, als Jüngster in dieser Runde den Mund zu halten.
    »Die Verträge sind ausgestellt.« Semjon, im Mönchsgewand, zeigte auf eine dicke Ledermappe mit goldenen Schlössern und dem Wappen der Stroganows auf dem Deckel. »Zuerst aber die Ausrüstung. Ich lese vor.« Er nahm das Blatt Pergament, das ihm Maxim reichte, führte es nahe an die Augen und begann:
    »Für die ganze Truppe drei Kanonen neuester Bauart, von deutschen Kanonenbauern entworfen. Die besten Flinten, die es gibt. Für jeden Mann: drei Pfund Pulver und genügend Blei. Dann drei Pud Roggenmehl, ein Pud Zwieback, Salz, zwei Pud Buchweizen und zwei Pud Tolokno.«
    Semjon schwieg und sah Jermak über den Rand des Pergaments an. Tolokno, das war für jeden Soldaten eine Kostbarkeit vom Ural bis zum Adriatischen Meer. Tolokno, das ist gerösteter und gemahlener Hafer, aus dem die herrlichsten Dinge gebacken und gekocht werden können. Mit Tolokno in den Vorratsbeuteln hatten die Russen ihr Riesenreich erobert. Auch Sibirien würde da keine Ausnahme machen …
    »Das ist wenig«, sagte Jermak nach einer Weile des Nachdenkens.
    »Viel zu wenig!« bestätigte Muschkow, einem Echo gleich.
    »Ein Kosak frißt wie drei Ochsen!« ergänzte Marina Alexandrowna.
    Das war nicht gerade höflich, und Jermak überlegte sich, ob er den Jungen nicht vom Tisch prügeln sollte. Muschkow erbleichte und blickte starr zu der getäfelten und bemalten Decke empor. Madonna, heiliger Stephan, sie redet sich um ihren Hals, dachte er voller Panik.
    »Es geht weiter.« Semjon Stroganow beugte sich wieder über die Liste. »Für jeden Mann außerdem noch Butter und ein halbes Schwein.«
    »Johei!« brüllte Muschkow. »Das ist gut!«
    »Und für die Pferde?« fragte Jermak.
    Die Stroganows sahen sich an. Nikita, der Stratege, erhob sich schließlich und zog den Gobelin zur Seite. Der große Tisch mit den Karten wurde sichtbar. »Wir haben die besten Boote konstruiert, die je auf einem Fluß gefahren sind«, sagte Nikita Stroganow. »Wir haben alle Erfahrungen gesammelt und daraus etwas Neues

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