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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Grigorjewitsch.«
    »Er pflegt Boris Stepanowitsch.«
    »Trotzdem brauche ich ihn!« Oleg Wassiljewitsch ballte die Fäuste. »Ist er mein Kirchengehilfe oder nicht? Hat er mir zu gehorchen oder dir? Boris Stepanowitsch hat es in der Lunge, da wäre es weit besser, ihm die Luft abzudrücken, als es hinauszuzögern!«
    Was Muschkow dann tat, war – wenn man es vom Kirchlichen aus betrachtet – nicht mit tausend Gebeten und zehntausend Jahren Fegefeuer zu sühnen: Er hieb dem Popen auf die Nase, trieb ihn mit hammerartigen Schlägen aus dem Haus, jagte ihn durch die eisige Nacht, über den gefrorenen Schnee hinüber in die Kirche … Zum Schluß gab er ihm, als Oleg Wassiljewitsch durch die Tür in sein Heiligtum flüchtete, noch einen gewaltigen Tritt.
    Am frühen Morgen des nächsten Tages wankte Lupin aus dem Zimmer. Wie ein Gespenst sah er aus und klammerte sich an Muschkow. Seine Augen waren rot und tränten vor Übermüdung und Erschöpfung.
    »Das Fieber ist herunter …«, stammelte er und lehnte den Kopf an Muschkows breite Brust. »Und der Atem pfeift nicht mehr so. Jetzt müssen wir beten …«
    »Geh du, Väterchen«, sagte Muschkow bedrückt. »Mich hört der Pope nicht mehr an.«
    »Nein! Du gehst hinüber! Ich bleibe bei Marinuschka.« Lupin stieß sich von Muschkow ab. »Komm nachher zurück und bringe uns den Segen mit …«
    Mit zwiespältigen Gefühlen betrat Muschkow die Kirche. Oleg Wassiljewitsch kam um die Ikonostase herum, als er Schritte hörte, und starrte Muschkow an.
    Der fiel auf die Knie und senkte den Kopf. »Wir könnten siegen, ehrwürdiger Vater!« begann er mit schwerer Zunge. »Lupin hat das Fieber herunter. Nun muß Gott helfen … Ich soll den Segen mitbringen.«
    »Der Erlöser ist auch bei dir, Iwan Matwejewitsch!« sagte der Kosakenpope mit seiner tiefen Stimme. Er kam näher, stellte sich vor dem knienden Muschkow auf und spreizte die Beine. Muschkow schielte ahnungsvoll zu ihm hinauf.
    Und dann hagelten die Schläge auf Iwan herunter. Er wehrte sich nicht … Er mußte ja den Segen mitbringen. Er rollte drei Stufen hinab in die Kirche, und bei jedem Schlag, bei jedem Tritt dachte er innig: Marinuschka, ich ertrage es für dich! Ha, das ging in die Rippen … Marina, werde gesund! Hoi, nun tritt er mich in den Nacken … Marina, ich liebe dich …
    Als Oleg sich müde geprügelt hatte, erteilte er den Segen und stützte Muschkow sogar, damit er aufrecht die Kirche verlassen konnte. Mit einem blauen Auge, geschwollenen Lippen und Flecken am ganzen Körper erschien Muschkow dann wieder im Haus des Fürsten Jepantscha und klopfte an die Tür des Krankenzimmers.
    »Ich habe den Segen, Väterchen!« sagte er mühsam.
    »Komm herein …«
    Wankend betrat Muschkow das Zimmer. Marina schlief, bis zum Hals in Tücher gewickelt. Sie sah jetzt so aus, fand Iwan, daß sie nicht sterben müsse …
    Lupin starrte ihn entsetzt an und nahm sich vor, Rache an Oleg Wassiljewitsch zu nehmen.
    »Darf … darf ich sie küssen?« stammelte Muschkow und fiel vor dem Bett auf die Knie.
    »Du darfst.«
    »Danke, Väterchen.« Muschkow beugte sich vor und küßte Marina Alexandrowna auf die geschlossenen Augen. Als er sich wieder aufrichtete, war es ihm, als lächelte sie im Schlaf.
    Es geschehen noch Wunder. Eines davon war, daß Marina überlebte und nach sechs Wochen das Bett verlassen konnte. Gestützt, ja, mehr getragen von Muschkow, machte sie die ersten Gehversuche, und Jermak ließ ein Festessen vorbereiten. In den ganzen Wochen hatte Lupin am Bett seiner Tochter gesessen, und nur so war es möglich, daß niemand entdeckte, wer der junge Adjutant Boris Stepanowitsch wirklich war.
    Bevor Marina wieder aufstehen durfte, schnitt Muschkow ihr erneut die Haare, und so hatte sich eigentlich nichts verändert bis auf die Kleinigkeit, daß Marina zehn Pfund abgenommen hatte, was sie noch zierlicher werden ließ.
    Und noch eine Veränderung gab es: Oleg Wassiljewitsch Kulakow, unser Kosakenpope, lag seit drei Wochen auch im Bett und litt an einer Krankheit, über die er selbst die abenteuerlichsten Symptome erzählte. Die Wahrheit war, daß irgend jemand ihn nachts überfallen hatte, in seinem eigenen Bett, und ihm wie einer Kuh ein Brandzeichen auf den Hintern gesetzt hatte. Gesehen hatte der Pope nichts, weil er betrunken gewesen war. Und als er den Schmerz fühlte, war es schon zu spät gewesen und der Übeltäter fort.
    Muschkow, das stellte der Pope sofort fest, konnte es nicht gewesen sein. Er

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