Kosaken Liebe
dich um!«
»Damit kämst du zu spät, Iwan Matwejewitsch!« sagte Lupin mit feierlichem Ernst. »Das würde ich selbst tun!«
Es war, als hätten die Stimmen Muschkows und ihres Vaters Marina aus ihrer Bewußtlosigkeit zurückgeholt. Sie wandte den Kopf zur Seite, die leblose Starrheit ihrer Augen wich, und ein Erkennen erfüllte sie.
»Ihr streitet ja schon wieder …«, sagte sie schwach. Lupin zuckte zusammen, fiel vor dem Bett auf die Knie und umarmte seine Tochter. Bis er das erste Wort hervorbringen konnte, verging eine Zeit … Er preßte stumm den glühenden Körper Marinas an sich und wünschte, er könne das Fieber aus ihr in sich selbst saugen …
»Hast du Schmerzen?« fragte er heiser. Er wunderte sich, daß er überhaupt einen Laut von sich geben konnte.
»Nein …« Sie versuchte zu lächeln, aber ihr Atem pfiff. »Ich habe Durst, Väterchen. Ich könnte einen See leertrinken.«
»Warum bist du ohne Pelz geritten? Marinuschka, bei dieser Kälte nur in Hemd und Bluse …«
»Ich hätte sonst den Hirsch nicht erreicht. Ich mußte leicht sein, um zu springen.«
Er sah sie an, dann klappte er seine Ledertasche auf und suchte unter den Fläschchen und Salbendosen, Pudern und stinkenden Fetten eine Medizin, die man Pferden gibt, wenn sie erkältet sind. Aber da gab es kein Medikament … Man ließ das Pferd stehen, wickelte vielleicht heiße Tücher um seinen Leib und wartete ab, ob es krepierte oder ob der Körper stärker war als die Krankheit.
»Väterchen, ich friere so …«, sagte Marina Alexandrowna plötzlich. Dabei glühte sie, aber ihr Körper zitterte. Lupin deckte sie zu, dachte wieder an die Pferde und die Wickel, und ging zur Tür.
»Ich brauche heißes und kaltes Wasser!« schrie er nach draußen. »Und große Tücher, in die man einen Menschen wickeln kann. Beeilt euch!«
»Sie fliegen schon!« Lupin hörte, wie Muschkow den beiden Feldscheren anscheinend gewaltig in die Hintern trat, denn es klatschte laut. Dann hörte man davontrampelnde Stiefel; laute Geschäftigkeit herrschte vor der Tür.
»Ich komme herein!« rief Muschkow.
»Wenn du dich blicken läßt, steche ich dich ab!« antwortete Lupin, das besorgte Väterchen. »Macht schnell!«
Wohl noch nie hat man so eilig heißes Wasser beschafft wie an diesem Tag. Kaum hatte Lupin es bestellt, hämmerte Muschkow schon wieder gegen die Tür.
»Wir haben es! Alexander Grigorjewitsch, nur einen Blick auf den Kleinen …«
»Weg von der Tür!« Lupin schob die Truhe zur Seite, öffnete die Tür und holte die beiden Ledereimer ins Zimmer. In dem einen dampfte das Wasser. Jermak selbst reichte einen Haufen Tücher an, grobe Gewebe, aus denen die Tataren ihre Unterkleider schnitten.
»Wie sieht es aus?« fragte Jermak ruhig. Im Gegensatz zu Muschkow, der sich wie ein Irrer aufführte, war er besonnen und voll kühler Überlegung.
Für den Kosakenhetman Jermak Timofejewitsch war Schicksal etwas, das der Mensch nicht bestimmen konnte. Man kann ein Leben führen, frei wie ein Adler … Einmal aber hat man es nicht mehr in der Hand, und wie es zu Ende geht, kann man nicht steuern.
»Man kann nichts sagen«, meinte Lupin und schloß rasch die Tür. »Es wird ein Kampf werden, bei dem mir niemand helfen kann!«
Den ganzen Tag und die ganze folgende Nacht hindurch saß Lupin an Marinas Bett, wickelte sie in die heißen Tücher ein vom Bauch bis zum Hals, und schlang um die Waden und die Füße eiskalte Tücher, um das Fieber herunterzudrücken.
Muschkow und Jermak sorgten für neues Wasser, und zwischendurch, am Abend des Tages, verurteilte Jermak noch den Ostjaken zum Tode, den Schlittenführer, der sie den Tataren entgegengefahren hatte und den nun eine Patrouille in einer Erdhöhle am Ufer der Tura entdeckt hatte.
Unermüdlich trugen sie die Eimer hin und her und ließen auf großen Feuern die eisernen Kessel, in denen man sonst Suppen kochte, mit Wasser sieden. In der Nacht erschien Oleg Wassiljewitsch Kulakow, der Pope.
»Ist er schon tot?« fragte er Muschkow, der vor der geschlossenen Tür auf einem Hocker saß und Lupins weitere Befehle erwartete. »Kann man ihn schon segnen?«
»Ich reiße dir den Kopf an deinem Bart ab!« brüllte Muschkow. »Geh ins Bett – aber einmal allein!«
Der Pope hob bedauernd die Hand, schlug ein Kreuz über Muschkows Kopf und verabreichte ihm dann einen Faustschlag gegen die Stirn. »Lerne Ehrfurcht, mein Sohn!« sagte er, als Muschkow sich wieder vom Boden erhob. »Ich brauche Alexander
Weitere Kostenlose Bücher