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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mann, gegen das sich die tausend Kosaken Jermaks geradezu erbärmlich ausnahmen. Der nächste Morgen würde entscheiden, ob hier am Tobol die Eroberung Sibiriens zu Ende war – und mit ihr die Liebe zwischen Marina und Iwan.
    Sie liebten sich mit einer Zärtlichkeit, die niemand dem wilden Muschkow zugetraut hätte. Wovon er fast zwei Jahre lang geträumt hatte – es wurde jetzt Wirklichkeit. Sie klammerten sich aneinander fest und wünschten sich, so, eng umschlungen, von einer Lanze gemeinsam durchbohrt zu werden, wenn es schon ans Sterben gehen mußte und es sonst keinen Ausweg mehr gab.
    Lupins ständiges Drängen, zurück über den Ural zu flüchten und im weiten Rußland unterzutauchen, war unausführbar geworden. Die vier Boote, hinter denen sie lagen, waren kaum ein Schutz, wenn die schnellen gelben Reiter wie eine Woge über ihnen zusammenschlagen würden. Achtzig Kosaken und ein Pope gegen vielleicht viertausend Tataren – man durfte nicht daran denken!
    Und so lagen sie, sich umarmend, nebeneinander, wurden Mann und Frau und waren dem Heulen nahe.
    Die Wachen der Kosaken, außerhalb des Bootswalls, streiften durch die Nacht, um Alarm zu geben, wenn die Tataren angreifen würden. Innerhalb des Bootskreises schliefen sie jetzt alle, auch Marina und Muschkow. Oleg Wassiljewitsch, der Pope, hatte sich mit dem Kopf auf die Kirchenfahne gelegt, sein dicker Schädel mit dem langen Bart ruhte neben dem gestickten Christuskopf, und Gott ließ es in dieser Nacht zu, so beleidigend für den Herrn auch diese Vertrautheit war, gerade weil es sich um diesen Kulakow handelte …
    In dieser Nacht wachte Jermak in seinem Boot auf dem Tobol. Er starrte hinüber auf die Steppe und die fernen Lagerfeuer der Tataren, und je länger er über seinen Schlachtplan nachdachte, um so weher wurde ihm ums Herz, besonders, wenn er an seinen Freund Muschkow dachte. Was soll man tun? fragte er sich immer wieder. Achtzig Männer opfern, um Hunderten das Leben zu retten? Oder sofort in breiter Front die Ufer stürmen und starke Verluste auf sich nehmen?
    Alexander Grigorjewitsch Lupin, der im Kirchenboot neben Jermaks großem Kahn ankerte, kletterte zu ihm hinüber. Er setzte sich neben ihn. Um sie herum lagen die Kosaken auf den Flößen und in den Booten, schliefen oder blickten wie Jermak ruhelos auf das Ufer. Ein Kosak ist nicht feige, aber das Nachdenken kann man auch ihm nicht verbieten. Und wer rechnen konnte, dem mußte sich doch eine eiserne Klammer um das Herz legen: Zehntausend Reiter gegen eintausend Kosaken zu Fuß! Da nützt auch der Segen der Popen nichts, die behaupten, man stehe hier im Namen des Christentums … Trägt Gott ein Schwert, um die Tataren aufs Haupt zu schlagen?
    Väter denken immer, sie tun das Beste für ihre Kinder. Und so dachte auch Lupin, als er ahnungslos fragte: »Wo steckt Boris Stepanowitsch, Jermak?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Jermak dunkel. »Als ich mit den Hundertmännern sprach, saß er am Segel. Jetzt ist er fort!«
    »Er ist mit Muschkow ans Ufer gerudert …«, stammelte Lupin entsetzt. »Jermak Timofejewitsch, er ist mit drüben …«
    »Unmöglich! Ich war noch auf den Booten und habe jedem die Hand gedrückt. Boris Stepanowitsch ist nicht dabeigewesen.«
    »Dann ist er ihnen nachgefahren!«
    »Es fehlt kein Boot.«
    Lupin drückte die Fäuste gegen sein hämmerndes Herz. »Er ist durch den Tobol geschwommen. Jermak Timofejewitsch, Boris ist ein guter Schwimmer. Er … er hat es mir einmal erzählt. In Nowo Orpotschkow ist er oft bis zu den Sandbänken geschwommen und hat die Lachse aus dem Fluß geholt … mit den Händen!«
    »Ich werde ihn auspeitschen lassen!« sagte Jermak und atmete tief. »Er hatte den Befehl, bei mir zu bleiben! Ich dulde keinen Ungehorsam.«
    »Du wirst morgen seinen verstümmelten Körper peitschen können«, sagte Lupin, und Schluchzen lag in seiner Stimme. »Was wird von ihnen übrigbleiben? Sag es selbst!«
    Jermak schwieg. Seine Kinnladen mahlten aufeinander. Muschkow und Boris Stepanowitsch – ich werde sie beide verlieren, dachte er. Als er seine Hände ineinanderlegte, knackten die Fingergelenke, so fest preßte er sie aufeinander.
    Lupin hat richtig geraten: Das Kerlchen ist durch den Tobol geschwommen, um bei seinem Freund Muschkow zu sein. Das ist Ungehorsam und Mut zugleich – was soll man dazu sagen?
    »Geh hinüber in dein Boot, Alter«, sagte Jermak langsam und nachdenklich. »Morgen früh mußt du das Gebet singen. Es kann sein, daß

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