Kosaken Liebe
so viel Glück in sich, daß ihn die Umwelt nicht interessierte.
Lupin folgte in einigem Abstand vorsichtig seiner Tochter und Jermak Timofejewitsch. Als sie sich dem Lager näherten und die Kosaken wild gestikulierend Jermak und Marina umringten, Jermak schließlich auf die Schultern hoben und wegtrugen, begann auch Lupin zu rennen, schlug einen Bogen und kam von der anderen Seite in das Lager zurück. Er stürzte in das prunkvolle Haremszelt und scheuchte den Popen Oleg Wassiljewitsch vom Seidenlager.
»Ich glaube, Jermak ist verletzt!« schrie Lupin und raufte sich mit großem schauspielerischen Talent die Haare. »Sie tragen ihn ins Lager, ich hab's eben gesehen! Väterchen, steh auf, kleide dich an und spende ihm den Segen!«
Der Pope, der erschöpft und wie ein Eber grunzend auf dem Rücken lag und die zwitschernden Mongolinnen zum Teufel wünschte, stieß einen nicht sehr vornehmen Fluch aus, sprang vom Diwan und fuhr in seine Kleider. Er hatte gerade das Phelonion, den gestickten Schulterumhang, angelegt, als sechs Kosaken den Hetman hereintrugen. Die hübschen Mongolinnen flüchteten kreischend in eine Ecke des Zeltes.
»Sagte ich es nicht!« schrie Lupin verzweifelt. Es war eine Meisterleistung von Verstellung. »Er ist verwundet!«
Muschkow und Marina drängten sich ebenfalls in das Zelt.
»Ein Pfeil«, erklärte Iwan Matwejewitsch. »Ein sterbender Tatar muß ihn abgeschossen haben! Alexander Grigorjewitsch, hol ihn heraus!«
»Im Namen des Herrn«, verkündete Oleg Wassiljewitsch sogleich lautstark, »deine Seele wird braten im Fegefeuer, wenn du nicht Buße tust …«
Die Kosaken legten Jermak auf den seidenen Diwan und beäugten die halbnackten, zierlichen Mongolinnen. Sie dachten: Pope müßte man sein!
Jermaks Arm zitterte unaufhörlich, der Pfeil mußte einen Nerv durchbohrt haben. Lupin beugte sich über ihn, untersuchte den Oberarmmuskel und bewegte den Pfeil vorsichtig hin und her. Jermak knirschte mit den Zähnen.
»Kannst du es, Alexander Grigorjewitsch?« fragte er mit mühsam fester Stimme.
»Der Pfeil hat einen Widerhaken. Ich werde schneiden.«
»Und das Gift?«
»Wenn die Spitze vergiftet gewesen wäre, lägst du jetzt nicht hier! Das Gift der Tataren lähmt zuerst die Lungen. Alles andere geht dann ganz schnell.«
Jermak war beruhigt. Er würde weiterleben. Eine Fleischwunde heilt schnell, die Narben auf seinem Körper bewiesen es. Der Zug durch Sibirien würde weitergehen – bis nach Sibir, Kutschums Hauptstadt …
Er legte den Kopf zur Seite und blickte Marina an. Sie stand neben Muschkow in ihrer schmutzigen Kosakentracht, und er dachte an ihre weiße Haut unter diesem rauhen Stoff, an ihre festen Brüste mit dem Medaillon dazwischen, und er stellte sich vor, wie sie aussah, wenn sie die viel zu weiten Kosakenhosen ablegen, die Stiefel ausziehen würde … wenn sie nackt war!
»Soll ich dich betäuben?« fragte Muschkow.
»Bin ich ein Weichling?« knurrte Jermak.
»Lupin wird tief schneiden müssen. Jermak Timofejewitsch!«
»Ich habe genug Leid durchstanden …«, meinte Jermak dunkel, und nur Marina verstand ihn jetzt. »Was ist dagegen ein Schnitt?«
Lupin arbeitete geschickt. Mit einem kleinen, scharf gewetzten Messer schnitt er die Pfeilspitze heraus und ließ die Wunde ausbluten. »So kommt aller Schmutz heraus«, sagte er. »Der Körper reinigt sich selbst …«
Oleg Wassiljewitsch, der Jermak zur Festigung seiner Kraft ein Kreuz gereicht hatte und dafür einen Tritt erhielt, zog sich beleidigt in den Hintergrund zurück. Von draußen hörte man Stimmengewirr. Es hatte sich herumgesprochen, daß Jermak verwundet worden war – von einem sterbenden Tataren, so hieß es. Hundert Kosaken verteilten sich daraufhin über das Schlachtfeld und erschlugen jeden Verwundeten, auch den kleinen Gelben, dem Marina noch das Bein verbunden hatte.
Stumm vor Entsetzen saß Lupin neben Jermak auf dem Diwan. Es ist alles meine Schuld, dachte er. Zuerst habe ich Jermak an Land gejagt, um Marina zu suchen, und er fand sie in den Armen Muschkows. Damit begann es. Ich wollte sie in Sicherheit wissen und habe die Hölle heraufbeschworen. Was soll nun geschehen?
Nachdem genug Blut aus Jermaks Wunde geflossen war, legte Lupin einen Knebelverband an und schnürte den Oberarm ab. Nach einer halben Stunde löste er den Knebel und verband die Wunde so, wie man es von einem Feldscher gewöhnt war.
»Du bist ein Könner, Alexander Grigorjewitsch«, sagte Jermak, von dem Blutverlust
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