Kosaken Liebe
auch morgen nicht und nie in ihrem Leben.
Die Stunde ist gekommen, Väterchen, dachte sie und blickte sich um. Ich habe sie erwartet, zwar noch nicht heute … Ich wollte es Jermak sagen, wenn wir Sibir erobert haben und Mangaseja vor uns liegt.
»Was redest du von Männerliebe, Jermak Timofejewitsch!« sagte sie laut. »Was traust du Muschkow zu?«
»Du hast nackt bei ihm gelegen – unter einer Decke!« schrie Jermak.
Er wollte sich bücken, um mit der linken Hand den Dolch von der Erde zu reißen, aber Marina trat gegen die Waffe und schleuderte sie weit weg.
»Nicht als Mann!« sagte sie ruhig. »Sieh mich an, Jermak! Bin ich ein Mann?«
Sie rieß die Kosakenbluse auf.
Hinter einem toten Pferd lag Lupin und unterdrückte einen Schrei. Was tust du, Töchterchen, jammerte er lautlos. Das geht doch nicht gut … Er atmete tief auf, legte einen neuen Pfeil auf die Bogensehne und zielte auf Jermaks Herz.
Dieser starrte seinen Adjutanten Boris Stepanowitsch aus weiten Augen an. Im letzten Licht des Tages, im Goldrot der untergehenden Sonne, die aus der Steppe einen purpurnen Teppich machte, so, wie am Abend die Steppen am Don vor dem Versinken in die Nacht noch einmal in solcher Schönheit aufblühten, daß einem das Herz schwer wurde vor Liebe zu diesem Land –, schimmerten ihm zwei volle Brüste entgegen, eine glatte, weiße, mattglänzende Haut, und zwischen den Brüsten hing ein Medaillon mit einem Kreuz aus Perlmutt.
»Wer bist du?« fragte Jermak mit schwerer Zunge. Der Pfeil brannte in seinem Arm, aber der Anblick dieses Mädchenkörpers dämpfte alle Schmerzen.
»Marina Alexandrowna.« Sie raffte die Bluse über ihrer Brust zu und stopfte sie rasch wieder in die Hose. »Wenn wir Sibir erobert haben, werde ich Muschkowa heißen.« Sie griff nach hinten, faßte ihren Krummdolch und reichte ihn, auf beiden Handflächen liegend, Jermak dar.
»Und jetzt töte mich, wenn es sein muß …«
Wie kann man soviel Schönheit töten? Wer kann die Hand heben und den Krummdolch zwischen diese Brüste stoßen? Wer kann eine Kugel in einen solchen Körper feuern? Auch wenn man Jermak Timofejewitsch heißt und berühmt ist für seine Gnadenlosigkeit gegenüber allen, die sich seinen Befehlen widersetzen – Marina Alexandrowna zu bestrafen, weil sie ein Mädchen war und nicht der Bursche Boris Stepanowitsch, das war selbst Jermak unmöglich.
»Geh zurück ins Lager«, sagte er heiser und hielt mit der einen Hand seinen verwundeten Arm fest. Der Arm begann jetzt heftig zu zittern, die Nerven wehrten sich gegen den Pfeil.
»Und was geschieht mit Iwan Matwejewitsch?« fragte Marina.
Sie steckte ihren Dolch in den Gürtel zurück, nahm von der Pferdeleiche ihre berühmte rote Kappe und setzte sie sich auf den blonden Kopf.
Eine Pferdeleiche weiter preßte sich Lupin dicht in das Steppengras. Das Wimmern der Verwundeten verklang nach und nach. Sie starben, und keiner kümmerte sich um sie. Wer noch die Kraft hatte, sich zu bewegen, der kroch durch das Gras, hinüber zum Fluß oder zu ihrem Lager, in dem jetzt die Kosaken Hammel schlachteten und Feuer die Nacht erhellten.
Die vom Kloster Uspensk mitgereisten Popen hatten einen großen Altar errichtet, um am nächsten Morgen den Sieg zu feiern. Mit den Kirchenfahnen, in einem großen Viereck in den Boden gerammt, steckten sie eine Art heiligen Bezirks ab.
Wer bei dem Aufbau dieser Feldandachtsstätte fehlte, war natürlich Oleg Wassiljewitsch. Er feierte seinen Sieg auf eigene Weise … Siebzehn Mongolinnen! Er war überwältigt von ihrer fremdländischen Zärtlichkeit und der berauschenden Kunst, ihre biegsamen Körperchen ihm in immer neuen Arten darzubieten.
»Welch ein Kerl, dieser Fürst Tausan!« sagte der Kosakenpope laut zu sich selbst. »Hat solch einen Harem – und dann noch die Kraft, im Sattel zu bleiben! Man muß ihn bewundern!«
Jermak schwieg auf Marinas Frage. Er stützte sich auf ihre Schulter; bis in die Beine spürte er jetzt den Schmerz.
»Suchen wir Lupin!« sagte er nach ein paar taumelnden Schritten. »Er kann den Pfeil am besten entfernen!«
»Was wird aus Iwan Matwejewitsch?« wiederholte Marina ihre Frage.
»Darüber werde ich nachdenken … beraten …«
»Das ist keine Antwort, Jermak.«
»Was willst du hören?«
»Er ist dein Freund und bleibt es!«
»Er hat ein altes Kosakengesetz gebrochen, eine Frau auf einen Kriegszug mitzunehmen!«
»Ich war seine Beute, als ihr Nowo Orpotschkow verbranntet!«
»Er hat es verschwiegen.
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