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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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wurde lauter, einige schlugen sich auf die Schenkel und machten zotige Witze. Rasim hatte sich wohl verrannt, die Geschichte endete in nutzlosem Geplänkel.
    „Warum nicht?“, fragte Rasim mit bösem Lächeln. „Der Bursche würde mir gut gefallen. Zumal er gar kein Bursche ist.“
    Andrej erstarrte und fühlte die verblüfften Augen aller Kosaken auf sich gerichtet. Hatte er es doch geahnt! Verflucht! Jetzt begriff er, warum Rasim ihn herausgefordert hatte.
    „Was quatschst du da?“, mischte sich Kolja ein. „Das Bürschlein in Andrejs Haus wäre ...“
    „Ein Mädchen“, fiel Rasim mit triumphierendem Grinsen ein. „Und Andrej hat es die ganze Zeit über gewusst. Ein schönes Liebchen hat er sich ins Haus geholt und uns nichts davon gesagt.“
    Die Neuigkeit war eine Sensation. Die Männer brachen in brüllendes Lachen aus, schlugen sich auf die Schultern und feixten sich an.
    „Teufelskerl, der. Wollte das Hurchen für sich haben.“
    „Hat uns alle über den Löffel barbiert!“
    „Wo hast du deine Augen gehabt, Kolja. Hast sie doch auf deinem Pferd sitzen gehabt!“
    Doch nicht alle fanden den Witz gut. Es gab auch ärgerliche Mienen.
    „Seine Kameraden betrügen - das ist kein Glanzstück!“
    „Ein schönes Weib sät Krieg und Streit!“
    Rasim hatte den ersten Aufruhr abgewartet und ergriff jetzt wieder das Wort. „Versteht ihr jetzt, dass ich zornig bin? Er hat unseren Ataman nicht auslösen wollen, weil ihm das Mädchen ans Herz gewachsen ist. Das Weibsstück ist ihm wichtiger als der Vater.“
    Das Gelächter verstummte, und Betroffenheit trat ein. Andrej spürte die abfälligen Blicke seiner Kameraden. Ein Weib hatte ihn so gefesselt, dass er darüber seine Sohnespflichten vergaß. Er ließ den Vater im Kerker sterben, weil er sein Liebchen nicht hergeben wollte. Es war eine schlimme Anschuldigung -wenn er sie nicht glaubhaft zurückweisen konnte, würde kein Hund mehr ein Stück Brot von ihm nehmen.
    „Weiberknecht!“, murmelte es.
    „Verrät den Vater wegen einer Hure!“
    „Der kann unser Anführer nicht mehr sein. Weg mit ihm!“
    Andrej straffte sich und machte eine gebieterische Armbewegung, die das Gerede verstummen ließ.
    „Ihr habt Rasim gehört - jetzt werdet ihr mir zuhören“, sagte er ruhig. „Es ist wahr - in meinem Haus ist ein Mädchen und kein Knabe. Es ist auch wahr, dass mir das Mädchen gefällt, und dass ich sie noch eine Weile behalten möchte. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich den Handel, den Baranow uns angeboten hatte, zurückwies. Die Wahrheit ist, dass ich mich von einem Betrüger nicht zu einem Kuhhandel zwingen lassen. Schon gar nicht dann, wenn es um meinen Vater geht.“
    Niemand sagte ein Wort. In den Mienen der Männer stritten Zustimmung und Zweifel miteinander. Andrej war zu stolz, auf einen Kuhhandel einzugehen. Aber war die Lage des Ataman nicht so verzweifelt, dass man jede noch so vage Möglichkeit nutzen musste? In den Köpfen der Männer saßen noch die Worte, die Rasim zuvor ausgestreut hatte: Andrej sei sehr zufrieden damit, dass sein Vater zum Tode verurteilt werden würde. Hatte er sich nicht mit ihm zerstritten? Andrej möchte selbst zum Ataman gewählt werden.
    „Ich habe versprochen, meinen Vater zu befreien“, fuhr Andrej mit lauter Stimme fort. „Und dieses Versprechen werde ich halten. Ich ganz allein, denn es ist meine Sache und nicht mehr die eure.“
    „Du allein?“, fragte einer ungläubig. „Du willst doch nicht in die Festung eindringen und deinen Vater aus dem Kerker herausholen?“
    „Ich werde meinen Vater keiner Gefahr aussetzen. Ich selbst werde mich selbst zum Austausch gegen den Ataman anbieten. Ich war es, der den Aufstand angeführt hat. Darum werde ich es auch sein, der sich vor der Zarin dafür verantworten wird.“
    Keiner sagte ein Wort - die Überraschung war zu groß. Rasim war blass geworden, das hatte er nicht erwartet. Betreten sahen die Kosaken sich an.
    „Das ist nicht dein Ernst“, sagte Kolja. „Du wirst am Galgen hängen, soviel ist sicher.“
    „Ich werde einen Weg finden, meinen Kopf zu retten“, gab Andrej zurück. „Heute noch werde ich ein Schreiben aufsetzen - ihr alle werdet eure Unterschrift geben. Ich liefere mich freiwillig aus, wenn mein Vater dafür die Freiheit erhält.“
    Die Starre löste sich. Wenn Andrej das hier vor allen Kameraden versprach, dann hatte er die feste Absicht, es auch zu tun. Begeisterung machte sich breit. Wer hätte gewagt, ihm Vorwürfe zu machen?

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