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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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selbst, ob er kämpfen will oder lieber zu Hause bleibt.“
    „Andrej hat recht“, brüllte Kolja. „Wir haben ehrlich gekämpft, haben alle an die Sache geglaubt. Niemand konnte wissen, dass Pugatschoff ein Betrüger ist. Andrej trifft keine Schuld!“
    Zustimmendes Gemurmel machte sich breit. Rasim sah seine Felle davonschwimmen. Aber er hatte noch mehr vorzubringen. Die verunglückte Revolte war nur der Anfang und sollte seinen Haupttrumpf vorbereiten.
    „Ich bin ein freier Kosak wie wir alle“, sagte Rasim in das Gemurmel hinein. „Keiner von uns ist ein Zarendiener. Unsere Anführer wählen wir uns selbst und folgen ihnen so lange sie unser Vertrauen haben. Wer aber unser Vertrauen missbraucht, den wählen wir ab und setzen einen anderen an seine Stelle.“
    Alle hatten aufgehorcht, die Sache war noch nicht zu Ende, jetzt ging es erst los. Gespannt sahen alle auf Andrej. Man wusste, dass Rasim den Ehrgeiz hatte, Ataman zu werden. Solange Bogdan im Dorf gewesen war, hatte er nicht gewagt aufzumucken. Aber der Ataman war in Gefangenschaft und die Chancen, ihn zu befreien, standen verflucht schlecht. Nur Andrej stand Rasim noch im Weg zu seinem großen Ziel. Andrej, in dem viele schon den Nachfolger des Vaters gesehen hatten, und der jetzt alle enttäuscht hatte.
    „Wenn du etwas vorzubringen hast, dann rede!“, sagte Andrej ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Rasims Blick wanderte rasch über die Gesichter der umstehenden Männer - er las Neugier darin und Zustimmung, einige nickten ihm zu, um ihn anzufeuern. Er fühlte sich ermutigt und trat einige Schritte näher an Andrej heran.
    „Du bist mit den Kameraden losgezogen, deinen Vater zu finden. Nun - mir kam zu Ohren, dass die Suche umsonst war. Unser Ataman wurde gefangen und siecht nun im Kerker dahin. Eine schlimme Sache.“
    Andrej verzog keine Miene, innerlich aber kochte er vor Zorn. Wer war froher als Rasim, dass der Ataman im Kerker saß und auf sein Urteil wartete? Wenn Bogdan nicht zurückkehrte, dann würde Rasim die Chance bekommen, sich zur Wahl zu stellen. Was sollte also dieses scheinheilige Gerede?
    „Ich werde meinen Vater befreien“, sagte Andrej mit fester Stimme.
    „Wie denn?“, fiel Rasim ihm perfide ins Wort. „Unser Atamann sitzt in der Peter-und-Paul-Festung, aus der noch nie zuvor ein Gefangener lebend entwichen ist. Willst du vielleicht gegen die Hauptstadt reiten? Keine noch so große Kosakenarmee könnte diese Festung mitten in St. Petersburg einnehmen. Ins Verderben wirst du uns alle führen, du Hitzkopf.“
    „Niemand denkt daran, gegen die Hauptstadt zu reiten, Rasim. Ich werde einen anderen Weg beschreiten.“
    Rasim ließ sich das Wort jedoch nicht mehr nehmen.
    „Wie man mir sagte, hast du eine gute Möglichkeit vertan, deinen Vater zu retten. Ein Austausch wurde dir angeboten: den gefangenen Knaben gegen den Ataman. Eine leichte Sache, eine gute Gelegenheit - aber du hast abgelehnt.“ Wieder erhob sich Tumult. Man war geteilter Meinung, die meisten jedoch fanden, dass Andrej auf das Angebot hätte eingehen müssen. Ging es nicht um das Leben seines Vaters?
    „Seid ihr wirklich so leichtgläubig?“, platzte Andrej zornig los. „Betrogen hätte er uns, das Großmaul. Glaubt ihr wirklich, Baranow hätte die Zarin dazu überreden können, meinen Vater freizugeben? Wer ist er denn? Der Berater der Zarin? Ihr vertrauter Freund? Er müsste schon Potjomkin persönlich sein - und nicht irgendein vollgefressener Gutsbesitzer.“
    „Und doch sagt man, Fürst Baranow habe großen Einfluss am Hof von Mütterchen Zarin“, beharrte Rasim hinterlistig. „Warum hast du ihn nicht wenigstens auf die Probe gestellt? Es war kein Risiko dabei. Ist dir der Bursche so kostbar, der in deinem Haus gefangen sitzt?“
    Andrej hörte den hinterhältigen Ton in Rasims Stimme, und er ahnte voller Bestürzung, dass sein Widersacher einen hohen Trumpf im Ärmel hatte. Doch bevor er noch dazu kam eine Antwort zu geben, fuhr Rasim heimtückisch fort: „Man hat deine Schwester oft mit dem Knaben gesehen, Andrej. Willst ihn nicht hergeben, weil die schöne Tanja ihn zu ihrem Liebhaber gemacht hat?“ Gelächter erhob sich, andere zischten verächtlich und zeigten ihren Unmut. Man war hier nicht zusammengekommen, um über Weiberkram zu reden. Schon gar nicht über die Liebhaber der schönen Tanja.
    „Was kümmert dich der Bursche, Rasim?“, gab Andrej wütend zurück. „Magst du ihn gar selber zum Liebhaber?“
    Das Gelächter

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