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Kosmologie für Fußgänger

Kosmologie für Fußgänger

Titel: Kosmologie für Fußgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Lesch
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genannten Ponzo-Illusion, die zwei parallele, exakt gleich lange, horizontale Striche quer über zwei von unten nach oben zusammenlaufenden Linien zeigt. Betrachtet man dieses Bild, so hat man den Eindruck, als wäre der horizontale Strich an der engeren Stelle der zusammenlaufenden Linien nicht nur weiter weg, sondern auch wesentlich länger als der Strich an der Stelle, an der die beiden Linien noch weit auseinander klaffen. Der gleiche Effekt könnte auch die Mondillusion bewirken. Bei einem Blick auf den Mond am Horizont lassen Vordergrundobjekte wie Bäume und Häuser den Erdtrabanten weiter entfernt erscheinen als bei einem Blick in den Himmel, wo derartige Vergleichsobjekte fehlen. Wie bei der Ponzo-Illusion wirkt somit der weiter entfernte Mond größer. Obwohl zunächst ziemlich einsichtig, ist diese Erklärung doch nicht frei von Widerspruch, denn in der Regel scheint ein Objekt mit zunehmender Entfernung ja nicht größer, sondern immer kleiner zu werden.
    Messungen haben denn auch ergeben, dass das Auge den Mond sowohl am Horizont als auch hoch am Himmel immer unter der gleichen Winkelausdehnung von rund einem halben Grad wahrnimmt. Das Bild des Mondes auf der Netzhaut ist also stets gleich groß. Dies hat zu der zweiten Theorie geführt, wonach der Mond am Horizont größer wirkt, weil er dort weiter entfernt zu sein scheint als in einer Position hoch am Himmel. Das wird jetzt damit erklärt, dass die meisten Menschen den Eindruck haben, als wäre der Himmel ein sehr weiter, aber flacher Dom, dessen Ränder in horizontaler Richtung viel entfernter zu sein scheinen als die Kuppeldecke bei einem Blick senkrecht nach oben. Lässt man den Mond, am Horizont beginnend, immer am Rand dieses Doms entlang nach oben steigen, so verringert sich dabei seine Entfernung zum Betrachter in scheinbar zunehmendem Maß. Da sich dabei aber seine Winkelausdehnung im Auge nicht ändert, muss ihn das Gehirn, das ja den flachen Dom und das gleich bleibend große Bild des Mondes auf der Netzhaut in Einklang zu bringen versucht, zwangsläufig als kleiner werdend empfinden.
    Eine dritte, völlig andere Erklärung stammt von Professor Don McCready. Seiner Meinung nach beruht die Mondillusion auf einer Eigenschaft des Auges, die unter dem Begriff Akkommodations-Mikropsie beziehungsweise ihrem Gegenteil, der Akkomodations-Makropsie, bekannt ist. Don McCready glaubt, dass der Eindruck der »Kleinheit« durch Aktivitäten der Augenmuskulatur verursacht wird. So wirkt zum Beispiel ein Objekt bestimmter Größe in einem festen Abstand kleiner, wenn das Auge auf eine geringere Entfernung als den Objektabstand akkommodiert ist (Akkomodations-Mikropsie), und größer bei einer Fokussierung des Auges auf eine größere Entfernung (Akkomodations-Makropsie). Demgemäß entsteht die Mondillusion nach folgendem Schema: Betrachtet man den Mond am Horizont, so signalisieren weit weg befindliche Objekte wie Bäume dem Gehirn den Eindruck »sehr weit entfernt«. Dadurch fokussiert das Auge auf eine sehr große Entfernung, was bezüglich des Mondes am Horizont eine Akkomodations-Makropsie auslöst. Betrachtet man dagegen den Mond hoch am Himmel, so fehlen Vergleichsobjekte, und das Auge fokussiert auf eine Entfernung nur wenige Meter vom Kopf entfernt, was jetzt zur Akkomodations-Mikropsie führt und den Mond kleiner erscheinen lässt.
    Welche Erklärung letztlich die richtige ist, vermögen wir an dieser Stelle nicht zu entscheiden. Dass es sich aber wirklich um eine Illusion handelt und nicht etwa um eine reale Größenänderung des Mondes, kann man sehr leicht nachprüfen. Dazu braucht man einen kleinen Pappzylinder, etwa den Kern einer Toilettenpapierrolle, auf den an einem Ende ein Stück Klarsichthülle, versehen mit konzentrischen Kreisen, aufgeklebt ist. Betrachtet man nun damit den Mond am Horizont und merkt sich, welcher Ring den Mond gerade umfasst, so wird es ebenjener Ring sein, der einige Stunden später auch den Mond hoch am Himmel gerade umschließt.

Leben unter dem Mond
    Dass der Mond das Leben auf der Erde auf mannigfache Weise beeinflusst, wird jedem sofort klar, der einmal einen so genannten Mondkalender zur Hand genommen hat. Diese von selbst ernannten Mondkundigen ausgearbeiteten Tabellen geben genaue Anweisungen und Richtlinien, was, wo, wann und wie zu tun beziehungsweise zu lassen ist, damit der Mensch sein Dasein im Einklang mit dem Mond verbringen und dessen Kräfte nutzen kann. Das beginnt bei Hinweisen zur

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