Kosmologie für Fußgänger
Tagesbeschaffenheit, zu Liebe, Beruf, Freizeit, Gesundheit, Körperpflege und endet mit den Themen Haushalt, Garten, Landwirtschaft und Heilkraft von Kräutern. So waren beispielsweise für den 20. Oktober 2000 vor 14:44 Uhr Romantik und Zärtlichkeit gefragt. Ferner wurde empfohlen, in die Sauna zu gehen, zu schwimmen, Familienrat abzuhalten, Ausflüge zu machen, speziell ans Wasser, Familienfeiern und Partys zu veranstalten und sich kreativen Hobbys zu widmen. Finanzielle Risiken und Spekulationen nach 14:44 Uhr waren unbedingt zu meiden.
Es gibt kaum ein Gebiet, auf das der Mond sich nicht positiv oder negativ auszuwirken scheint. Das geht sogar so weit, dass für Gehaltsgespräche mit dem Chef günstige Tage und Zeiten aufgelistet werden. Mögen diejenigen, die diese Regeln befolgen, dabei auch hin und wieder ein Erfolgserlebnis haben, so drängt sich dennoch der Verdacht auf, dass hinter allem weniger das eine oder andere Naturgesetz, sondern eher ein hohes Maß an Gewinnstreben steht oder die Hoffnung darauf, dass Glauben Berge versetzen kann. Aus diesem Grund wollen wir auch dieses unsichere Terrain schnell wieder verlassen und uns den sehr realen Einflüssen des Mondes auf das Geschehen und das Leben auf der Erde zuwenden.
Beginnen wir mit Ebbe und Flut. Wer schon mal am Meer war, und wer war das in unserer reisefreudigen Zeit noch nicht, dem ist aufgefallen, dass das Wasser im Sechsstundenrhythmus vom Ufer abläuft und dann wieder zurückkehrt. An der Ostsee beispielsweise merkt man davon kaum etwas, aber an der Nordsee oder am Atlantik kann die Höhe des Meeresspiegels ganz beträchtlich schwanken. Für den Wechsel der Gezeiten ist wesentlich der Mond, im geringeren Ausmaß aber auch die Sonne verantwortlich. Untersuchen wir, was sich da tut.
Bisher haben wir immer gesagt, der Mond umrundet die Erde. Genau genommen ist das jedoch nicht richtig. Vielmehr dreht sich der Mond um den gemeinsamen Schwerpunkt von Erde und Mond. Aufgrund der im Verhältnis zum Mond großen Erdmasse liegt dieser Punkt noch innerhalb der Erde, rund 1700 Kilometer von der Oberfläche entfernt. Das heißt aber, dass sich auch die Erde um diesen Schwerpunkt dreht, auf einem Kreis mit einem Radius von 6378 Kilometer minus 1700 Kilometer gleich 4678 Kilometer. Infolge dieser Rotation erfahren sowohl die Erde als auch der Mond eine Zentrifugalkraft, die beide Körper auseinander zu treiben versucht. Auf der Erde ist diese Zentrifugalkraft überall gleich groß und immer parallel zur Verbindungslinie Erde-Mond vom Mond weg gerichtet. Andererseits ziehen sich aber auch Erde und Mond aufgrund der Gravitation gegenseitig an. Der einzige Punkt der Erde, an dem sich Zentrifugal- und Gravitationskraft gegenseitig genau aufheben, ist der Erdmittelpunkt.
Konzentrieren wir uns jetzt auf zwei Punkte auf der Oberfläche der Erde, die auf der Verbindungslinie Erde-Mond liegen sollen. Punkt A sei auf der dem Mond abgewandten Seite der Erde, Punkt B auf der dem Mond zugewandten Seite. Punkt A hat also einen größeren und Punkt B einen kleineren Abstand zum Mond als der Erdmittelpunkt. Wie wir wissen, ändert sich die Anziehungskraft umgekehrt proportional zum Quadrat der Entfernung. Das heißt, die Anziehungskraft des Mondes ist im Punkt A kleiner und im Punkt B größer als im Erdmittelpunkt, der ja genau zwischen A und B liegt. Wenn sich aber, wie bereits erklärt, im Erdmittelpunkt die Zentrifugalkraft und die Anziehungskraft des Mondes genau aufheben, so kann das in den Punkten A und B nicht mehr gelten. Vielmehr ist im Punkt A die Zentrifugalkraft größer als die Anziehungskraft und im Punkt B ist es genau umgekehrt. Folglich entsteht im Punkt A eine Differenzkraft in Richtung vom Mond weg und im Punkt B eine gleich große Differenzkraft in entgegengesetzter Richtung, also auf den Mond zu. Für später sollten wir uns noch merken, dass diese Differenzkräfte umgekehrt proportional sind zur dritten Potenz des Abstandes zwischen den beiden sich anziehenden Körpern.
Aufgrund dieser gleich starken, aber in entgegengesetzte Richtung wirkenden Kräfte wird die starre Erdkruste um bis zu 30 Zentimeter angehoben. Befindet sich über A und B aber Wasser, das heißt, hat sich die Erde gerade so gedreht, dass A und/oder B im Meer liegen, so wird der Wasserspiegel angehoben und es entsteht ein Flutberg. Da Wasser aber flüssig ist und somit die Wassermoleküle leichter gegeneinander zu verschieben sind, fällt der Flutberg viel höher aus als die
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